Der Grantler schmunzelt gnädig

Einer der schönsten Gerüche: Holz. Das schönste Licht in einem Raum: Sonne, die durch große Fenster scheint. Beides traf gestern zu und eigentlich hätte der schlaksige, grantige Mann mit dem wirren Haar, alleine schon deshalb lächeln müssen. Tat er nicht. Er macht es nie, wenn ich mit dem Schlüssel in der Hand den langgezogenen Raum im Erdgeschoss seines Geburtshauses betrete. Egal wie fein die Holzdielen duften, egal wie herrlich sich die Frühlingssonne, in der Holzvitrine spiegel…er bleibt grantig und schaut missmutig auf die, die da reinkommen und sich zwischen seinen Fotos und Zitaten an der Wand treffen. Mittlerweile geht mir ein Lächeln von ihm nicht mehr ab. Der Valentin grantelt und ich lächele. Wegen der Sonne, wegen dem Holzgeruch und vor allem, weil ich endlich wieder einmal hier in der Au sein darf. Es wäre mir wurscht gewesen ob ich oder ein anderer liest, aber ehrlich gesagt ist es schon besonder schön, dass ich es sein darf und dass der Robert vom Münchner Theater Südsehen dabei ist. Den mag ich mindestens genauso gern wie Holz und Sonne. Ob er sich über diesen Vergleich (ohne weitere Erklärung) freuen würde weiß ich nicht. Sicher aber ist, dass er sich über das Publikum genauso freut wie ich.

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Kultur Herbst

Ob ich klarkommen würde, fragte mich ein ganz in schwarz gekleideter Security Mitarbeiter, bevor er mich – ohne eine Antwort abzuwarten – durch einen Seitenausgang auf einen ausgestorbenen Parkplatz schob. Sie kennen „Aktenzeichen XY“? Dann wissen Sie wie dieser Parkplatz aussah. Riesengroß, stockdunkel und mit vereinzelten Laternen, die einzig und alleine dazu dienten, den wabernden Nebel in ein angemessen gruseliges Licht zu rücken. Drei Stunden nach Ladenschluss des dazugehörigen Einkaufszentrums, stand kein einziges Auto mehr hier. Einen kurzen Moment empfand ich diese Tatsache als beruhigend. So konnten wenigstens keine vermummten Personen plötzlich hervorspringen. „Aktenzeichen XY“ lehrt, dass dies ab und an durchaus vorkommt. Allerdings stand ein dunkler, wenig vertrauenserweckender Lieferwagen direkt an der Einfahrt des Parkplatzes. Sie wissen schon, so ein dunkler Lieferwagen, wie man ihn aus Tatortfolgen kennt. Einer in den man gezogen wird, nachdem einem ein Lappen mit Betäubungsmittel auf Mund und Nase gedrückt wurde. Eigentlich schaue ich mir den Tatort nicht an. Aber an die wenigen Folgen erinnerte ich mich, als die den Parkplatz überquerte. Die Lesung, die ich an diesem Abend hatte, war toll. Ich bedauerte es nur, mich danach so lange mit dem Veranstalter verquatscht zu haben, dass ich am Ende mitten in der Nacht im nirgendwo stand.

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37,4 Grad kleines, großes Glück

Bei jeder meiner Lesungen, gibt es diesen einen kurzen Moment, in dem mir bewusst wird was für ein unglaubliches Glück ich doch habe. Dann lese und erzähle ich und denke gleichzeitig für wenige Sekunden daran wie verrückt und wunderschön das Ganze jetzt gerade doch eigentlich ist. In der nächsten Sekunde ermahne ich mich, mich doch bitte auf das was ich gerade mache zu konzentrieren und nicht mit den Gedanken ab zu schweifen. Dann ist es aber schon zu spät, dann lächle ich bereits. Ich kann gar nicht anders, weil man doch lächeln muss, wenn man glücklich ist, finden Sie nicht?

Gestern Abend konnte ich in aller Ruhe darüber nachdenken. Mitten in der Lesung. Gute 4 Minuten lang. Das ist das Glück, wenn man nicht alleine, sondern mit einem Musiker gemeinsam einen Abend bestreitet. Während er sang und Gitarre spielte, genoss ich das kleine, große, sprudelnde Glück in meinem Magen. Es ist ja nicht selbstverständlich dass man planlos und einem Impuls folgend einen Blog aufmacht, fröhlich drauf los schreibt und dann von einem kleinen, aber sehr feinen Theater Ensemble angeschrieben und gefragt wird, ob man aus diesen Texten den mal lesen möchte. Aus dem kleinen Glück wird dann ein großes, wenn es sich bei diesen Menschen, die einen eingeladen haben, um ganz fantastische Menschen handelt, mit denen man sehr sehr viele schöne Abende und schöne Lesungen erleben wird. Lesungen bei denen nicht die Hälfte des Publikums nach den ersten Minuten aufsteht, obwohl ich ihnen das bei der ersten überhaupt nicht übel genommen hätte. Ein Glück auch, dass bisher nur zwei Leute eingeschlafen sind. Ein kleines Glück, denn es hätten mehr sein können, und ein großes, weil beide nicht schnarchten.

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Fertig und jetzt Prost

Fertig! Die Lesungen für diese Jahr und am Mittwoch auch ich. Fix und fertig, aber mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen. Ein Grinsen das meine Nachbarin irritiert hinterfragt. Eine Lesung ohne Zuhörer und trotzdem ein schöner Abend? Ich nicke, stecke mir ein Stück Schokolade in den Mund und schiebe den Koffer mit einem gekonnten Kick hinter die Tür. Mhm, bestätige ich kauend, kein Zuhörer. Kein einziger und das nicht das erste Mal in diesem Jahr. Langsam werden wir echt gut darin uns während einer Lesung selbst zu beschäftigen. Ganz neues Konzept für die Agentur: Autoren lesen gegen die Wand oder vor einzelnen verlorenen Seelen, die falsch abbiegend vor die Bühne gestolpert sind. Inbegriffen im Honorar, die tröstenden Worte für verzweifelt und enttäuschte Veranstalter, die sich während der Vorbereitung ein Bein ausgerissen haben, bis zur letzten Minuten den Abend beworben haben und mit sturem Optimismus für ein warmes Willkommen gesorgt haben. Für sie tut es mir leid. Mehr als für mich. Ich lese auch für nur einen Gast oder für Autorenkollegen vor deren Bühne auch gähnende Leere herrscht. Durch die letzten Monate kommt man im Kultur- und Veranstaltungsbereich nur mit viel Humor. Sehr viel Humor. Angesichts der aktuellen Nachrichten konnte ich es den Torgauern nicht einmal verdenken, dass nur so wenige zur Lesenacht gekommen sind. Ich war mir ja selbst bis Anfang der Woche nicht sicher, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden kann. Und dennoch…ja, es war schön. Ziemlich schön sogar.

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Synchron in die falsche Richtung

„Eigentlich ist es ziemlich bescheuert, dass ich Ihnen hier auf einem Schiff am Staffelsee etwas über Münchner Freibäder erzählen möchte….“ sage ich und denke dabei weder an das Schiff auf dem ich gerade stehe, noch an die Münchner Freibäder von denen meine erste Erzählung handelt. Ich denke, was für ein unglaubliches Glück es doch ist, dass genau jetzt, in dem Moment in dem das Schiff ablegt, die Sonne rauskommt. Die Sonne, mit der ich nach all den schlechten Wetterprognosen, gar nicht mehr rechnete, spiegelt sich wunderbar auf dem Wasser. Das sehe ich und weiß, dass ich es nicht sehen sollte, weil ich gerade zwar frei spreche, gleich aber zu lesen beginne. Es wundert mich, dass ich tatsächlich spreche und dabei an etwas anderes denke. So etwas kann nicht funktionieren und deshalb konzentriere ich mich jetzt wieder ganz auf das wunderbare Publikum und das was ich gerade erzähle. Das heißt, ich nehme es mir gedanklich vor und alleine der Vorsatz ist ja schon wieder ein neuer Gedanke –  verrückt, dass ich noch immer rede und gleichzeitig nicht das denke, was ich sage. Wenigstens sind die Gäste genauso fasziniert vom Wasser und der Sonne wie ich. Obwohl…der beste meiner Freunde schaut gerade ernst. Ok, ich habe noch nicht wirklich etwas lustiges gesagt, aber vielleicht….nein, ich habe nichts zwischen den Zähnen, weil ich nichts gegessen habe. Vielleicht schaut er deswegen ernst, weil er weiß, dass ich einen leeren Magen habe und mir – aus gerade nicht mehr nachvollziehbaren Gründen – statt einem Wasser einen Aperol Spritz zur Lesung bestellt habe. Ach gut, jetzt lächelt er. Ich auch…ist ja auch eine amüsante Stelle in meiner Erzählung…alles wieder gut. Nur mit dem Aperol muss ich vorsichtig sein. Ich lese stehend und ganz leicht spürt man die Bewegung des Schiffes. Oder des Aperols? Nein, ich hab bis jetzt nur genippt, alles gut. Jetzt ist erst mal Moses dran und ich frage mich wie ich die erste Erzählung lesen konnte und dabei an einen solchen Mist gedacht habe. Diese Art von Multitasking ist mehr als verstörend. Woran wohl Moses denkt, wenn er liest? Ich frag ihn lieber nicht. Erstens, weil er ja gerade spricht und zweitens habe ich das Gefühl, dass er nur an das denkt, was er gerade liest….faszinierend. Überhaupt ist der Mann großartig. Jetzt macht der Aperol auch Sinn. Einem so begnadetem Sprecher hört man wahnsinnig gern zu und ein Aperitif beim Sonnenuntergang rundet das ganze noch ab.  Weiterlesen

Ein zweites Türchen

09.12.2016 – Stadt Atem oder wie alles begann

Eine Inzidenz von über 200 bedeutet für mich als Münchnerin, dass ich heute ab 21.00 Uhr zu Hause bleiben muss. Kein großer Unterschied zu einem anderen Mittwochabend und nur der Begriff der Ausgangssperre ist hässlich, ungewohnt und ein wenig gruselig.
Der Gedanke, dass meine Heimatstadt heute Abend sehr still, so still wie sonst selten ist, gefällt mir trotzdem. Heute ist eine jener klaren Winternächte in denen man die Stadt atmen hört. Und heute, wenn wir alle zu Hause bleiben müssen, klingen die Atemzüge in den leeren Straßen bestimmt noch schöner. Wie das klingt, habe ich versucht Ihnen in der obigen Aufnahme zu beschreiben. Den Stadt Atem und den Abend, heute vor vier Jahren, an dem ich das erste Mal überhaupt vor Publikum gelesen habe. Wenn Sie reinhören möchten, dann erzähle ich Ihnen auch davon. Weiterlesen

Künftig nur mit Entourage

Seit ich gestern Abend von einer Lesung zurück gekommen bin zerbreche ich mir den Kopf. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise tue ich das vor der Lesung. Nicht unbedingt über die Lesung, aber um das Drumherum bei dem es einiges zu beachten gibt. Nicht jeder Veranstaltungsort ist mit Bus und Bahn ohne weiteres zu erreichen und ich versuche bereits im Vorfeld alle Eventualitäten zu berücksichtigen, um mich vor Ort auf die eigentliche Lesung konzentrieren zu können. Dieses Wochenende musste ich mich um so wenig kümmern, dass ich mir jetzt den Kopf zerbreche, wie ich es anstellen kann, dieses Rundumpacket künftig bei jeder Lesung zu erhalten. Schon am Samstag bei der Anreise versuchte ich meine Agentur vorsichtig darauf vorzubereiten, dass ich für weitere Lesungen gerne eine vierköpfige Entourage an meiner Seite hätte. Weiterlesen

Gleisbett Versprechen

Aus Sturheit optimistisch, steht in meiner Selbstbeschreibung und ich schnaube verächtlich, weil Optimismus zu diesem Tag nicht passen will. Dabei wäre er gerade an diesem Freitag durchaus angebracht gewesen. Pessimistisch gestimmt hätte es keinen Sinn gemacht dreißig, selbst verfasste Bücher in einen Rucksack zu packen – wer soll sie kaufen? Und in pessimistischer Laune hätte ich den Schirm gleich zu Hause lassen können, weil der Wind ihn eh sinnlos macht und man sich mit dem Gedanken klatschnass zu werden, besser beizeiten anfreundet. Grantig, sei ich, schrieb ich dem mutigsten meiner Freunde und weil er mich kennt ignoriert er es und wünscht mir statt dessen einen schönen Tag und eine tolle Lesung. Es beschämt mich, weil grantig zu sein kindisch ist, wenn man doch eigentlich auf dem Weg zu etwas schönem ist. Ich bin nicht mehr grantig, schreib ich ihm und beschließe es auch nicht mehr zu sein. Das geht. Probieren Sie es. Beschließen Sie einfach Ihre Laune zu ändern und zwingen Sie sich zu behaupten gut gelaunt zu sein. Wenn man es drei bis fünf Mal gesagt oder geschrieben hat, dann ist man es – ein bisschen. Und das reicht meist. Ein bisschen gut gelaunt steige ich in den Zug und beschließe nur noch das Schöne zu sehen.  Weiterlesen

Lesung – 19.10.2019 München, Valentinhaus

„Die Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.“ Jean Paul

Liebe Münchner, jetzt trinken‘ S zwei Wochen lang g‘scheid Bier auf der Wiesn. Danach dann, kommen‘ S zum Südsehen auf ein Glasserl Wein. Am 19.10. wird es von mir serviert.

„Rot oder blau, die Giesinger Gretchenfrage.“ 18:00 Uhr im Valentinhaus. Eintritt frei.

 

Und wie versprochen, wage ich mich mit der wunderbaren Unterstützung von Christine Rothwinkler (www.cr-leseagentur.de) Schritt für Schritt aus München heraus. Ich freue mich schon ein paar Termine nennen zu können:

20.01.2020 Lesung – Nix mit Amore „Andreas Glücksmasche“ 19:30 Uhr
Eintritt: 8 Euro Eintrittskarte, ab 1.12.2019 im Strickcafé oder unter 05234 8797570
Ort: Strickcafé Andrea’s Glücksmasche, Allee 4, 32805 Horn – Bad Meinberg
Infos hier

14.02.2020 Lesung – Nix mit Amore Café Max II in Feldafing
Ort: Bahnhofsplatz 1, 82340 Feldafing
Infos folgen

08.05.2020 Lesung – Nix mit Amore Gemeindebibliothek Neufahrn 20:00 Uhr
Eintritt: 7,00 Euro, Reservierung erbeten unter 08165-9751600 / bibliothek@neufahrn.de
Ort: Marktplatz 21, 85375 Neufahrn
Infos hier

21.06.2020 Lesung und 3 Gänge Menü – Nix mit Amore Hotel am Badersee, Grainau
Einlass 16.30 Uhr | Beginn 17.00 Uhr
Preis: 59 Euro, inkl. Lesung, 3-Gänge-Menü, exkl. Getränke, Reservierung unter info@hotelambadersee.de
Ort: Hotel am Badersee, Am Badersee 1-5, 82491 Grainau
Infos hier

 

 

Bitte, Mitz – das Bitte leicht gedehnt ausgesprochen

Es gibt zwei Worte, die kann ich auf den Tod nicht ausstehen. „Bitte“ und „Mitz“. Also „bitte“ mag ich schon. Ich mag es, wenn mich jemand um etwas bittet und es nicht fordert und ich füge ein „bitte“ in unzähligen meiner gesprochenen und geschriebenen Sätze ein. Das Wort an sich ist absolut ok und sollte viel öfter ausgesprochen werden.  Mit „Mitz“ kann ich auch gut leben. Es gibt Situationen in denen der eigene Name von anderen ohne das verniedlichende „i“ genutzt werden darf. Sogar muss, wenn die Zeit für einen weiteren Buchstaben fehlt. „Mitz, halt!“ zum Beispiel, ist absolut in Ordnung, wenn der, der es sagt, mich davon abhalten will, mir ein Stück Erdbeerkuchen mit Wespe darauf, in den Mund zu schieben. Oder „Mitz, rechts!“ wenn ich die Richtungen im Auto sitzend wieder mal verwechsle. Aber „Bitte, Mitz…“, mit offenem Ende und einem leicht gedehnten „Bitte“, das geht gar nicht. Hier kommt es auf die Betonung an. Höre ich das gedehnte „Bitte“, dann weiß ich das die Übersetzung: „Ach komm….niemals, Mitz“ lautet.  Weiterlesen