Der Grantler schmunzelt gnädig

Einer der schönsten Gerüche: Holz. Das schönste Licht in einem Raum: Sonne, die durch große Fenster scheint. Beides traf gestern zu und eigentlich hätte der schlaksige, grantige Mann mit dem wirren Haar, alleine schon deshalb lächeln müssen. Tat er nicht. Er macht es nie, wenn ich mit dem Schlüssel in der Hand den langgezogenen Raum im Erdgeschoss seines Geburtshauses betrete. Egal wie fein die Holzdielen duften, egal wie herrlich sich die Frühlingssonne, in der Holzvitrine spiegel…er bleibt grantig und schaut missmutig auf die, die da reinkommen und sich zwischen seinen Fotos und Zitaten an der Wand treffen. Mittlerweile geht mir ein Lächeln von ihm nicht mehr ab. Der Valentin grantelt und ich lächele. Wegen der Sonne, wegen dem Holzgeruch und vor allem, weil ich endlich wieder einmal hier in der Au sein darf. Es wäre mir wurscht gewesen ob ich oder ein anderer liest, aber ehrlich gesagt ist es schon besonder schön, dass ich es sein darf und dass der Robert vom Münchner Theater Südsehen dabei ist. Den mag ich mindestens genauso gern wie Holz und Sonne. Ob er sich über diesen Vergleich (ohne weitere Erklärung) freuen würde weiß ich nicht. Sicher aber ist, dass er sich über das Publikum genauso freut wie ich.

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Randnotiz Glück

Eigentlich wollte ich letztens zum Glück etwas ganz anderes schreiben. Nämlich, dass es in meinen Augen immer nur flüchtig und vergänglich sein kann und darf. Sonst würde es sich abnutzen.

Außerdem zeigt sich das Glück ganz oft da wo man es nicht erwartet. Z.B.

  • in dem Moment, in dem man die Zahnarztpraxis verlässt
  • in einer erstaunlich sauberen Bahnhofstoilette, nachdem man im U-Bahn Tunnel 45 feststeckte und zuvor einen halben Liter Tee getrunken hat
  • wenn das E-Mail Postfach 65 unglesene Mails anzeigt, man sich zwei Tage lang gar nicht traut es zu öffen und dann feststellt, dass 63 davon Spam sind.

Alles für Sie im März getestet. 3 x große Glücksgefühle. Und die blühenden Bäume und Büsche kommen noch oben drauf.

Es muss also nicht immer ein Lottogewinn sein. Trinken Sie einfach ganz schnell, ganz viel Brenneseltee und fahren Sie dann U-Bahn oder Bus. Viel Glück!

Mir war danach U-Bahn Gedanken

Bist du glücklich, erkundigt sich Nora am Bahnsteig und ich nicke ungefragt. Nora telefoniert und dass sie Nora heißt, weiß ich nur, weil sie sich gerade eben so am Telefon gemeldet hat. Doch ja, ich bin glücklich, denke ich und sage es nicht laut, weil Nora mit einer mir unbekannten Person telefoniert und sich vermutlich nicht für das Glück fremder Leute interessiert. Das kann ich natürlich nicht wissen, aber ich vermute es. Wenn eine im Berufsverkehr am Bahnsteig mittig auf einer Bank sitzt und die Plätze neben sich Hand- und Sporttaschen blockiert, dann vermute ich ein klein wenig Egoismus. Glücklich bin ich gerade trotzdem. Das habe ich festgestellt, weil Nora die Frage noch einmal ins Telefon gesprochen hat. Ja, doch…ich bin relativ glücklich, weil mir in diesem Moment – außer einem Sitzplatz – nichts fehlt.

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Aussitzen

Ein paar der schönsten Erinnerungen meines bisherigen Lebens verbinde ich mit Elba. Die kleine Insel bedeutet mir viel und obwohl ich seit meinem letzten Abschied vor vielen Jahren nie wieder zurück kam, bin ich überzeugt, sie noch heute noch gut zu kennen und weiß zugleich, dass ich dort nicht einmal mehr die Strände auseinander halten könnte. Ich kenne Elba so wie es war, als ich gerade meinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte. Mein Elba ist untrennbar mit einer Handvoll Menschen verbunden, die damals dort lebten und die heute alle nicht mehr dort sind. Die mir damals vertrauten Bekannten, die vielleicht noch dort sind, würde ich nicht mehr erkennen und selbst wenn, wären sie mir alle fremd geworden. So fremd wie mir Verona war, als ich nach vielen Jahren dorthin zurückkehrte und mir sicher war, dass sich vielleicht Läden und Restaurants geändert haben, aber ganz sicher nicht das Gefühl, das ich über all die Jahre mit dieser Stadt verbunden habe. Als ich vor einigen Jahren das erste Mal wieder in Verona stand, waren sie sofort wieder da – die Gefühle von damals. Allerdings nicht jene, die ich als schöne Erinnerungen gespeichert hatte. Zurück war nur ein Gefühl, jenes der festen Überzeugung zum falschen Zeitpunkt zurück nach München gegangen zu sein und das der verpassten Chancen.

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Eine weniger…

Mein Nachbar, der alte Herr Meier, steht am Gehsteig und schaut. Schaute, als ich zum Einkaufen ging und schaute, als ich eine halbe Stunde später wieder zurück kam. Weil er traurig schaut, stelle ich mich neben ihn und schaue auch ein bisschen. Einen, wie den Meier, darf man nicht fragen ob er traurig ist. Dann würde er doch nur sagen, dass es kein Wunder ist, dass der Wirt schließen muss. Mit so viel gutem Essen auf der Karte und so wenig essenden Gästen, kann eine Kneipe in Giesing nicht funktionieren. Oder doch, das kann sie natürlich schon, nur die Kneipe, die sich in unserem Haus befindet, die wird so nicht funktionieren. Egal welcher Wirt sie betreibt, die Kundschaft ist die gleiche und die isst nun mal nicht jeden Abend außer Haus, findet sich aber gerne jeden Abend auf ein Bier ein.

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Roza

Adesso sinistra, jetzt nach links, sage ich ohne mir sicher zu sein, ob wir wirklich schon hier abbiegen müssen. Das heißt, ich bin mir durchaus sicher, dass wir nach links müssen, nicht aber, ob die hier nach links führende Straße uns auch zum Ziel bringen wird. Die Straßenführung in Altstädten hat ihre Tücken. Die in italienischen Altstädten zum Beispiel, kann einen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringen. Andere. Nicht uns, wir kennen diese Altstadt und erinnern uns an jede Gasse, als wären wir erst gestern Abend mit hohen Absätzen über das Kopfsteinpflaster gelaufen. Roza erinnert sich auch. Zum Beispiel an meine Rechtslinks-Schwäche, sobald ich in einem Auto sitze. Als ich erneut „links“ rufe, siehts sie mich an und grinst. Geht nicht, erklärt sie. Links sei die Adige, die Etsch, der Fuß, dessen Schleife die Altstadt umarmt und an dessen Ufer Roza und ich vor vielen Jahren gewohnt haben. Dann eben rechts, sage ich und rutsche wohlig seufzend tiefer in den Sitz. Das schöne an wirklich alten Altstädten ist, dass sich nichts verändert. Selbst nach zwanzig Jahren sehen sie noch genauso aus, wie an jenem Tag als man zuletzt gemeinsam dort gewesen war. Rechts murmle ich leise und bin mir sicher, dass wir jetzt wirklich abbiegen müssen. Roza erinnert sich anders und fährt weiter gerade aus. Egal…sie fährt, sie macht das. Ich schließe die Augen und öffne sie erst wieder, als ich gefragt werde, ob ich wusste, dass Calzedonia noch immer da ist. Ich nicke und schnalze gleichzeitig mit der Zunge. Ja, das wusste ich und auch, dass er sich noch immer dort befindet, wo er immer war. Wenn wir ihn jetzt also sehen, dann sind wir definitiv zu spät abgebogen und befinden uns mitten in der Fußgängerzone. Das leise Fluchen neben mir klingt vertraut und ich murmle rechts oder links, weil es jetzt auch schon egal ist. Ich bin froh, dass Roza fährt und sage ihr, dass sie das richtig gut macht. Ich soll den Mund halten, höre ich und schmunzle. Wenn man sich nach Jahrzehnten das erste Mal wieder sieht, dann ist es ein gutes Zeichen, dass man einander noch problemlos darum bitten kann, die Klappe zu halten.

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Werbung (kann ich nicht und mag ich nicht) Aber das stellen Sie nach dem Überfliegen der folgenden Sätze schnell selbst fest.

Wikipedia beschreibt Werbung als die die Verbreitung von Informationen in der Öffentlichkeit oder an ausgesuchte Zielgruppen durch meist gewinnorientierte Unternehmen verstanden, mit dem Zweck, Produkte und Dienstleistungen bekannt zu machen oder das Image von Unternehmen, Produkten und Dienstleistungen zu pflegen oder aufzubauen.

Ja, ich habe gerade vor Informationen an eine ausgesuchte Zielgruppe zu verbreiten. An Sie. Freuen Sie sich, dass Sie meine Zielgruppe sind. Oder freuen Sie sich nicht allzusehr, dann ich beschreibe meine Zielgruppe gerne wie folgt: Alle – meine Zielgruppe sind alle.

Ein gewinnorientiertes Unternehmen bin ich allerdings nicht. Ich bin eher eine genussorientierte Privatperson. Beim Schreiben, beim Lesen und überhaupt bei sehr vielem. Gewinnorientiert….ein schreckliches Wort.

Imagepflege. Puh…also manchmal bin ich mir nicht sicher, ob die eine oder andere meiner Lesungen nicht das Gegenteil bewirkt.

Am besten ich lasse das mit der Werung und rufe Ihnen nur kurz zu, dass der Reiter mit den Lesungen aktualisiert wurde. Im März geht es wieder los und ich freu mich auf jeden der kommenden Termine.

Randnotiz

Ich: Schönen Valentinstag.
Er: Mhm.
Ich: Schönen Valentinstag.
Er: Danke.
Ich: Blumen? Schokolade?
Er: Ernsthaft?
Ich: Umarmung?
Er: Noch eine?
….
….
Es ist ein großes Glück, dass mir der Valentinstag nicht wichtig ist. Sonst würde ich dem, der ab und zu mit einer Flasche Wein vor meiner Türe steht wahrscheinlich den Hals umdrehen.

Er: Kuss?
Ich: Warum?
Er: Warum nicht?
Ich: Wart, ich will noch schnell was romantisches über den Valentinstag schreiben.
….

Er: Soll ich einfach rausgehen, noch mal reinkommen und wir starten diesen Dialog noch mal?
Ich: Ja. Unbedingt.

Romantik können wir!!!

Von Stiften, dem Kugeln und Hund

Ich krame, sage ich einem der mich eben anrief und sich erkundigte, was ich gerade mache. Kramen ist ein seltsames Wort. K R A M E N…kennt man es überhaupt oder ist es eines jener Worte, das ich nutze, sonst aber kaum jemand? Google kennt es und erklärt: „In einer Ansammlung mehr oder weniger ungeordneter Dinge herumwühle“. Das trifft es ganz gut, unterschlägt aber die große Freude mit der man in seinen eigenen Dingen, die man kennen sollte, doch immer wieder auf so altes stößt, das man einen Weile nachdenken muss, bevor einem einfällt woher man es hat.

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