Da müssen Sie durch III

Wissen Sie noch wie ich Ihnen hier vor fast fünf Jahren erzählt habe, dass ich meine erste Wohnung in Italien mit Hilfe der Feuerwehr bezogen habe? Hier habe ich es Ihnen noch einmal rausgesucht.

1705 Verona mit Sabine (73)Und hier das passende Bild dazu. Im vorderen gelben Haus war es das rechte Fenster im ersten Stock, das zu meiner Wohnung gehörte. Fast immer, wenn ich in Verona bin, gehe ich einmal durch die kleine Straße. Es ist sicher nicht die hübscheste, aber es war einmal meine. Heute erscheint mir die Straße breiter, als ich sie in Erinnerung hatte. Naja, es steht auch kein Feuerwehrwagen mitten darin. Ich mag sie noch immer, die Via Museo. Überhaupt ist mir Veronetta noch immer das liebste Viertel Veronas. Ruhiger als das Zentrum, in dem es vor Touristen nur so wimmelt und zugleich nie wirklich still, weil die Gassen oft so schmal und klein sind, dass man bei offenem Fenster das Leben nicht nur sieht sondern auch hört.


1705 Verona mit Sabine (149)Damals schrieb ich: „Hier auf meinem Balkon in Veronetta saß ich inmitten des echten Lebens. Hier war das echte Verona. Eines, das man als Besucher nicht sieht. Hier war das alltägliche Leben, und an manchen Abenden fragte ich mich, ob ich deswegen aus München wegziehen musste. Alles wie zu Hause. Der oben musste nicht aufs Geld schauen, während die direkt unter ihm jeden Cent zweimal umdrehte. Den Neuen unten kannte ich erst seit kurzem, und den schräg über mir so gut, dass ich ihm nach Italien gefolgt war. An diesem Abend wurde die Stadt klein, und es erschien mir fast lächerlich, für so viel Alltag über den Brenner nach Verona gekommen zu sein. Wenn man erst einmal angekommen war, unterschied sich das Leben doch gar nicht mehr so sehr von dem zu Hause.
Und während ich mich das fragte, zog es in meinem Magen. Ganz leicht nur, und hätte ich nicht so ruhig und still gesessen, hätte ich es wohl nicht bemerkt. Es zog und blubberte ein wenig. Es war das Glück, das ich empfand, weil ich hier inmitten des alltäglichen Lebens sitzen durfte. Italien machte mich glücklich. Mein Fernweh war längst gestillt und die Abenteuerlust verschwunden. Geblieben war das tief empfundene Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Dass ich angekommen war, hatte ich schon vor über eineinhalb Jahren bemerkt. Dass aber auch längst der Alltag eingekehrt war, erst an diesem Abend. Nie hätte ich gedacht, dass einen Alltägliches so glücklich machen kann.“
Es macht mich noch immer glücklich, durch die Straßen Veronettas zu laufen. Noch mehr, wenn an meiner Seite jene Menschen sind, mit denen ich damals lebte und arbeitete. Sie waren Kollegen. Jetzt sind es Freunde. Freunde, die die Jahre überdauert haben. Auch bei diesem Gedanken zieht es im Magen – vor kleinem, großen Glück. 

1705 Verona mit Sabine (85)

Die zweite Wohnung damals, war endlich hell. Links im zweiten Stock, das blasrosa Haus. Das Fenster war meines. Nicht schön von außen, aber von innen….Strom der funktionierte, Licht am Tag und eine Waschmaschine. Fein war diese Wohnung. Nicht zuletzt, weil der mutigste meiner Freunde einen Stock über mir wohnte. Auch durch diese Straße gehe jedes Mal. Es war einmal meine und ich besuche sie gerne. Nur leider kann ich nicht mehr die Treppen nach oben gehen und einen Blick vom Balkon meines Freundes werfen. Der hatte den schönsten Blick von allen. Dieser Blick war unbezahlbar schön. Oder nein, natürlich war er bezahlbar. Man musste sich nur im dritten Stock einmieten, dann hatte man ihn. Einen der schönsten Blicke über die Dächer Veronettas. Na gut…nicht über alle Dächer. Nur über wenige. Aber die waren schön.0309 Michis Balkon Verona 2

Ich war gerne hier. Und bin es noch immer. Wahrscheinlich weil ein kleiner, winziger Teil von mir hier geblieben ist. Es ist ja immer so, dass wir an Orten, die wir lieben, einen Teil von uns zurück lassen. 

 

17 Gedanken zu “Da müssen Sie durch III

  1. Deine Liebe zu Italien kann ich ganz gut verstehen. Wir fahren, obgleich Griechenland ja auch sehr schön ist, einmal und wenns geht auch zweimal hinüber und überlegen jedesmal, ob wir nicht auch Wohnungen tauschen könnten, jedenfalls für eine Weile. Mein Mann lernt sogar seit Jahren autodidaktisch Italienisch, sieht RAI und kann sich schon ganz gut verständigen. Wir sind verliebt in Italien, egal ob Norden, Mitte oder Süden, ob Bergamo, Verona, Bologna, Ravenna, Roma, Napoli, Salerno, Palermo oder Syracusa…..

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    1. Ich finde auch, dass das ganze Land seinen Reiz hat. Mir persönlich gefällt der Süden besonders gut, obwohl ich meist eher im Norden war. Mit RAI und den anderen Sendern habe ich die Sprache auch gelernt. Ich habe damals nur ein bisschen zu viel Mist wie die italienische Version von Big Brother angeschaut. Das war weniger gut für den Wortschatz ;).

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  2. Gestern habe ich mich sehr geärgert, weil ich bei meinem Umzug vor zwei Jahren die Ialienischlernbücher verschenkt habe – tja … aber bin ich erst einmal wieder dort, dann kann ich wenigstens noch recht schnell wieder radebrechen, das ging mal sehr flüssig, wenn auch nicht unbedingt grammatikalisch richtig.
    Liebe Mitzi, ich mag deine Serie sehr, danke, dass du das alles mit uns teilst. Der Blick über die Hausdächer ist zauberschön und so typisch Italien 🙂
    Hab ich schon gesagt, dass auch ich Italien liebe?
    Herzliche Grüße
    Ulli

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    1. Grammatik wird überbewertet. Von dem, der sie anwenden möchte. Die Gesprächspartner hören darüber hinweg und flüssiges sprechen ist für einen Dialog eh wichtiger ;).

      Ganz liebe Grüße
      Mitzi

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  3. Liebe Mitzi,
    Sie haben Ihr Versprechen gehalten und uns nach Italien mitgenommen!
    Da ich in nächster Zeit vermutlich nicht nach Italien fahren kann, war das für mich eine schöne Reise!
    Vor allem freue ich mich für Sie, wenn es für Sie ein schönes Erlebnis ist!
    Gruß Heinrich

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  4. Vielleicht haben sich Romeo und Julia gar nicht ineinander verliebt, weil sie sich so unwiderstehlich fanden sondern weil Verona sie schlichtweg mit ihrer eigenen Magie verzaubert hat…

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    1. Gut möglich. Heute ist es fast schon ein wenig anstrengend, in dieser Stadt nicht verliebt zu sein. Ein bisschen viel Druck. Ich denke dann gerne an das Ende von Romeo und Julia…..das will doch keiner haben. Der Single kann also ganz beruhigt durch die Straßen schlendern 🙂

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