Karma im Nacken

Seit ich die Ventile der Heizkörper im Keller und im Erdgeschoss abmontiert und bei mir in der Wohnung installiert habe, ist es im Treppenhaus ein wenig kühl. Das ist für jeden spürbar und für mich noch etwas mehr, weil mir das Karma unangenehm eisig in den Nacken atmet. Den Hauch des Karmas muss man aushalten, sage ich mir und bleibe auf den Treppenstufen zwischen erstem und zweiten Stock sitzen. Es ist in Ordnung, dass ich friere. Es ist ja nur ein Frösteln und ich stelle mir vor, dass man im Gefängnis, auf diesen schmalen Pritschen, mit den kratzigen Decken bestimmt noch mehr unter herbstlicher Kälte leiden muss. Ich muss nicht ins Gefängnis. Hätte ich einen Mord begangen, dann würde ich sicher nicht auf meinem Blog darüber berichten, sondern hätte mich längst vertrauensvoll an den Strafverteidiger in meinem Bekanntenkreis gewendet. Vielleicht, so überlege ich auf den Stufen sitzend, sollte ich das präventiv dennoch tun. Der Strafverteidiger, der zugleich ein alter und guter Freund ist, befindet sich auf einem anderen Kontinent und wenn ich dem Tatort glauben darf, dann ist es besonders wichtig schon bei den ersten Verhören einen Anwalt an seiner Seite zu haben. Ich sollte ihm vielleicht die Möglichkeit geben, sich auf den Weg zu machen, damit er da ist, wenn es nötig ist. Mord wäre es nicht. Herr Krüger lebt ja noch. Aber versuchter Mord vielleicht schon. Es glaubt einem ja keiner, dass man einen massiven 30 Zentimeter großen Porzellan Gartenzwerg versehentlich vom zweiten Stock aus, auf die Straße schleudert. Weiterlesen

Herr Krüger wohnt bei Hasso

Im Aufzug steht ein Schäferhund. Ganz alleine steht er da, als ich im zweiten Stock zusteigen möchte. Er schaut und weil er saublöd im Weg rum steht, sage ich: „Steh um.“ Das ist die bayerische etwas ruppig Aufforderung, doch bitte zur Seite zu gehen. Sehr gängig ist sie nicht. Mein Vater zum Beispiel, nutzt sie nur, wenn ihm einer, den er gut kennt und bei dem Höfflichkeitsfloskeln nicht mehr nötig sind, im Weg herum steht. Eigentlich sagt er es nur zu meiner Mutter und mir. Der Schäferhund scheint es trotzdem zu verstehen und geht einen Schritt rückwärts nach hinten. Weil es nicht weit genug ist und ich einen Korb Wäsche in den Armen halte, schubse ich ihn sanft mit dem Oberschenkel weiter in den Lift und steige ein. Beim Schließen der Türen fällt mir ein, das ein deutscher Schäferhund auf der Liste als eine potentiell gefährliche Rasse geführt wird und überlege ob man dieses Exemplar womöglich aufgrund seiner Gefahr für die Hausgemeinschaft im Lift ausgesetzt hat. Da ich aber Aufzüge ebenfalls für potentiell gefährlich halte und die Türen bereits geschlossen sind, denke ich nicht weiter darüber nach. Trotzdem wünsche ich dem Hund ein schönes Wochenende als ich im Keller aussteige. Weiterlesen