Kann ich (nicht)!

Meine erste Lesung vor nun fast fünf Jahren begann ich mit den Worten: „Mein Name ist Mitzi Irsaj und… ich bin nervös.“ Kein besonders gelungener Beginn, aber auf jeden Fall freundlicher als das was ich letzten Samstag zustande brachte. Da war ich nicht nervös, aber hochgradig genervt und begann mit: „Mein Name ist Mitzi Irsaj und… Verdammt was ist denn daran so schwer!“ Das allerdings war eine berechtigte Frage, die ich mir nach etwa zwei Stunden stellte in denen ich es nicht geschafft habe zwei meiner eigenen Geschichten fehlerfrei einzulesen. Es mag daran gelegen haben, dass meine Nerven beim Beginn des eigentlich Lesens bereits blank lagen. Weiterlesen

Uiuiui

Man sagt, dass es wichtig ist über sich selbst lachen zu können. Mag sein. Viel wichtiger aber ist es, sich seiner eigenen Blödheit bewusst zu sein, denn das ist lebensrettend. Im Ernst, Sie ahnen gar nicht, wie leicht es ist sich selbst umzubringen. Ohne jeden Vorsatz, einfach nur, weil man sich so saudumm angestellt hat, dass man sich fragt – sofern man überlebt – wie blöd man eigentlich sein kann. Ich selbst unterstreiche besonders dumme Aktionen gerne mit einem gemurmelten „uiuiui“. Bis vor einigen Jahren dachte ich, dass ich dieses Geräusch von mir gebe, wenn ich urplötzlich in eine brenzliche, mit etwas Glück aber zu überstehende Situation gerate. Zum Beispiel, wenn man bei leichtem Nebel etwas zu schnell – oder wie mein Vater sagen würde, völlig hirnlos – einen Skipiste nach unten brettert und aufgrund der schlechten Sicht versehentlich in die Buckelpiste abbiegt. Das ist ein „uiuiui-Moment“. Andere brüllen „Fuck“ ich murmle uiuiui und lache hysterisch wenn ich stehend unten ankomme. Uiuiui sage ich auch, wenn es mal eng wird. Beim Autofahren zum Beispiel. Da gibt’s schmalen Straßen, die richtig eng werden wenn noch ein LKW am Rand steht. Ich fahre dann langsam durch, hoffe das beste und murmle leise mein Mantra. Das zumindest dachte ich lange. Bis vor ein paar Jahren mein Freund neben mir saß, als es eng wurde. Ich murmelte und als ich ihn das nächste Mal ansah war er weiß im Gesicht und sagte betont ruhig, dass ich unverzüglich rechts ranfahren soll. Weiterlesen

Wahlfreiheit – U-Bahn Gedanken

Die Wahl am Sonntag wäre ihm herzlich egal, sagt er und beißt in seine, dick mit Leberkäse belegte Semmel. Stolz ist er auf seine Aussage, sonst würde er nicht Beifall heischend den Blick durch das Abteil der U-Bahn schweifen lassen. Den dunkelhäutigen Mann, der ihm gegenüber sitzt, lächelt er freundlich an. Wenn’s ein Tourist ist, dann hat der ihn vielleicht – hoffentlich – gar nicht verstanden. Ist es ein Mensch, der sein Land aus welchen Gründen auch immer verlassen musste,  dann ist das Lächeln des Essenden fehl am Platz. Denn dem, der ihm da gegenüber sitzt, wird der Ausgang der Wahl wohl nicht herzlich egal sein. Für den ging und geht es um etwas. Weiterlesen

Manipulatives Biest

Dieses kleine manipulative Biest, dachte ich mir heute morgen in der U-Bahn, als eine junge Frau ihren Mann langsam und genüsslich um den Finger winkelte. Sie tat es so spielend und mit einer so hinreißenden Finesse, dass sie nicht nur mich beeindruckte sondern ein ganzes U-Bahn Abteil gebannt an ihren Lippen hing. Eingekuschelt in dicke Mäntel und tief versunken in die Polster der Bahn saßen sie neben einander und unterhielten sich. Die Finger ineinander verschlungen sahen sie sich verliebt an und man hörte sie von der ersten gemeinsamen Wohnung sprechen. Zwischen Marienplatz und Stachus konnte man den Grundriss erfahren und am Hauptbahnhof hatten die heimlichen Zuhörer bereits eine grobe Vorstellung vom Viertel in dem sie liegen musste. Weiterlesen

Was suchen Sie hier?

Wer sich über Google auf meine Seite verirrt, kann sich relativ sicher sein, dass mir nicht mitteilt wird, nach welchen Schlagwörtern gesucht wurde. Seit es Google mit dem Datenschutz etwas genauer nimmt oder seine Analyseprogramme verkaufen möchte steht da meistens nur „unbekannter Suchbegriff“. Es interessiert mich auch nicht, über welche Ecken der eine oder andere Besucher bei mir landet. Man muss ja nicht alles voneinander wissen und um ehrlich zu sein, es würde mich irritieren, von Ihnen zu hören, dass Sie eigentlich nach „literarischem Wahnsinn“ suchten. Einer der wenigen Suchbegriffe die angezeigt werden. Weiterlesen

Ein Schrank in einer Hütte im Wald

Mein Großvater sagte einmal, dass die meisten Menschen zu dumm seien um sich vor den richtigen Dingen zu fürchten. Ihre Furcht sei zu oft unbegründet und fremdgesteuert. Trauen könne man nur der Angst die urplötzlich im Magen zu pochen beginnt und an unsere Instinkte appelliert. Er war kein belesener Mann, mein Großvater. Ihm fehlte die Zeit für Bücher. 1914 geboren gab es in seinem Leben keinen Raum dafür. Weiterlesen

In gute Hände abzugeben

Ich habe eine Schublade mit Geschenken für Notfälle. Neben mehreren USB Sticks (meine Mama verschickt ihre Fotodateien gerne auf einem Stick gespeichert, mit der Post) und einem bezaubernden, gehäkelten Babymützchen (ich habe so eine Ahnung, dass ich es bald verschenken werde) ist sie mit  Amazongutscheine für die älteren Patenkinder und reichlich Schokolade bestückt. Das die Schublade auch einen Mann enthielt, wurde mir erst bewusst, als ich ihn ohne nachzudenken verschenkte. Weiterlesen