Waldschön

Kurz noch sehe ich die Bremslichter des Autos aufleuchten, dann ist es weg. Der Wald hat es verschluckt. Hier oben, im Dickicht der Bäume, verschwinden die Dinge schneller als unten im Dorf oder auf dem flachen Land. Autos werden nur selten verschluckt. Hier oben vor der kleinen Hütte endet die holprige, befahrbare Straße und nur wer zu mir möchte, fährt sie. Heute sicher niemand, weil die einzigen, die wissen, dass ich hier bin, gerade gefahren sind. Ganz alleine werde ich wahrscheinlich dennoch nicht bleiben. Zu Fuß geht es weiter und Spaziergänger werden früher oder später die kleine Lichtung überqueren. Manche werden fragen ob es dort hinten im Wald weiter geht und ich werde ihnen die beiden Möglichkeiten sagen: Rechts nach oben zum Berggasthof, der Ausgangpunkt vieler Wanderungen ist oder links nach unten ins Dorf. Beides schöne Wege. Der nach unten etwas steil und vorsicht, trittsicher sollte man vor der zweiten Brücke bitte sein – da geht es ordentlich und ohne Geländer steil nach unten. Nach oben, kein Problem – auch da geht es an einem Stück nach unten, aber man rollt nur und fällt nicht. Die meisten aber fragen nicht. Sie kennen sich aus, gehen mit ihren Hunden spatzieren oder haben ihre Kinder an der Hand. An meiner Hütte kommen die meisten nur vorbei, wenn sie wissen wohin sie wollen. In den Wald, nach oben oder nach unten, fast immer aber durch die Ruhe, die einen auf diesen Wegen begleitet. Sie lächeln, grüßen und werden nach einem kurzen Augenblick vom Wald verschluckt. Oder umarmt, ja das passt besser. Der Wald verschlingt sie ja nicht, er nimmt sie herzlich auf.

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Schön war´s irgendwie doch

Stadt oder Land. Das dazwischen ist meistens Mist. Mist für mich, die mit klassischen Vororten von Städten nie warm geworden ist und sich das Leben dort beim besten Willen nicht vorstellen kann. Rund um München gibt es viele dieser schwer zu definierenden und immer etwas anonymen Vororte und fast ausnahmslos denke ich bei Besuchen daran, dass ich dort nicht leben und auf keinen Fall hinziehen möchte. Auf dem Land sieht es anders aus – das echte Land hinter den Vororten ist mir so vertraut wie die Stadt und beides kann ich mir vorstellen. Auch jenen Ort im Münchner Osten durch den ich gestern Mittag gelaufen bin. Ein kleines Dorf fast noch, dem das bäuerliche erhalten blieb und vor dessen alten und neuen Häusern in den Bauerngärten noch jene wilde Blütenpracht steht, die mich an zu Hause erinnert. Straßen mit Schlaglöchern und eine warme, gemütliche Atmosphäre – ein schöner Ort und ich verstehe, warum ihn Freunde von mir ausgesucht haben. Mir selbst ist er fremd, weil sie die ersten sind, die sich in dieser Himmelsrichtung angesiedelt haben. Die Ortsnamen beim Hinfahren kenne ich – aber nur aus den Staumeldungen im Radio. Nicht eines der Dörfer habe ich bisher besucht, weil es sich schlicht und einfach nie ergab. Stunden später schlendere ich deshalb ein wenig verloren durch die kleinen Straßen und weiche den Pfützen des Sommergewitters aus. Heimelig sehen die erleuchteten Fenster im Dunklen aus und das leise Muhen aus einem Stall verstärkt das Gefühl, in einem guten Ort zu stehen. Einem Ort dessen Anbindung an das Bahnnetz Münchens aus einem einzigen, selten fahrenden Bus besteht. Auch das kenne ich von zu Hause und empfinde es als wenig schlimm gegen halb zehn Uhr abends im Gewitter an einer verlassenen Bushaltestelle zu stehen. Auch der ältere Mann neben mir, nimmt den Regen und die sporadischen Busse als gegeben hin, grüßt bayerisch knapp und grummelig aber nicht unfreundlich. Lächeln müssen wir nicht, weil man es in solchen kleinen Orten nicht sieht – Bushaltestellen sind unbeleuchtet. Es würde sich bei den wenigen Fahrgästen wahrscheinlich einfach nicht rentieren. Wir lächeln beide, als der Bus – ohne zu halten – an uns vorbeifährt und nicken uns ein „Scheiße“ denkend zu, bevor wir die Bushaltestelle in gegensätzliche Richtungen verlassen. Ich gehe zurück zu meinen Freunden, weil der nächste und letzte Bus erst in knapp zwei Stunden fährt. Ein Kuh muht und der Ort wirkt trotz des mittlerweile kühlen Regens noch immer einladend. Doch, ja, es ist wirklich ein guter Platz um seine Kinder großzuziehen. Weiterlesen

3. Welle Suppengemüse

Direkt nach dem Bekanntwerden der Verlängerung des Lockdowns erhalte ich von meinen Freunden aus Italien diverse Nachrichten mit hysterisch lachenden Smileys und der Frage, wer in Deutschland eigentlich für die Benennung der unterschiedlichen Lockdown Arten verantwortlich ist. Was wohl nach dem „Super Lockdown“ und den dunkelroten Inzidenzzonen, noch kommen wird, fragen sie und vergessen dabei dass auch ihre Rotschattierungen bereits einige Zwischentöne aufweisen. Ich ignoriere die Frage und erkundige mich statt dessen ob es im Veneto ein Wort für Suppengemüse gibt. Die München-Verona Kommunikation ist heute holprig und ich kappe die Verbindung als anstelle einer Antwort, das Rezept für eine (sicher hervorragende) Minestrone gesendet wird. In Krisenzeiten muss man Prioritäten setzen – in meinem Fall handelt es sich dabei um Frau Angermeier aus dem Hinterhaus. Die steht seit geraumer Zeit auf ihrem Balkon und brüllt meinen Namen. Seit die Inzidenz wieder Richtung der 100 klettert, ist ihr das Treppenhaus zu gefährlich und sie wählt für die Kommunikation den alten Weg, den wir bereits im ersten Osterlockdown vor einem Jahr etabliert hatten – zur Freude der dazwischen wohnenden Nachbarn brüllen wir von Balkon zu Balkon. Wie schon vor einem Jahr erfahre ich so, was ich meiner in die Jahre gekommenen Nachbarin vom Einkaufen mitbringen darf. Nicht nur ich werde informiert, sondern auch etwa acht Bauarbeiter die damit beschäftig sind, im Hinterhof ein Gerüst für die Balkonsanierung aufzustellen. Da mein Nachbar Paul lautstark sein Fenster geschlossen hat – der Mann befindet sich schließlich im Home-Office – müssen diesmal die netten Handwerker Flüsterpost spielen, um das, was Frau Hintermeier nicht laut genug brüllen kann, bis zu mir heran zu tragen. Eine überaus groteske Situation, die nach einem Jahr Corona aber auch nicht mehr wirklich ins Gewicht fällt. Eine alte, kleine rundliche Person steht auf dem Balkon und brüllt immer wieder das Wort Suppengemüse und ein etwa fünf Meter entfernt auf dem Gerüst stehende Bauarbeiter ruft es weiter. Von einem anderen Bauarbeiter wir es dann erneut gebrüllt. Diesmal allerdings mir direkt ins Gesicht, da ich nur 1,5 m von ihm entfernt vor meiner Wohnungstür stehe. Diese Entfernung ist dabei nicht den Corona Regeln geschuldet, sondern ist in etwa die Distanz des Baugerüstes zu meiner Tür. Weiterlesen

Februarort

Wäre ich jetzt an meinem Feburarort, dem echten, dann würde ich hören was ich auch jetzt höre. Drei Radiosender im Wechsel. Drei Sender, die ich zu Hause in München wenig hörte. Überhaupt hörte ich wenig Radio und wenn, dann nebenbei und nur selten bewusst. Seit letztem Jahr ist er mein ständiger Begleiter – der Radio, weil er in Bayern ein „er“ ist. Der Radio und der Butter, das müssen Sie so hinnehmen, alles andere klingt für mich so falsch, wie für Sie richtig. Der Radio läuft seit dem Lockdown vor bald einem Jahr. Anfangs auch nur um ein schönes Wochenende akustisch zu verlängern, denn oben auf unserer Hütte gehört er zur Geräuschkulisse und ist nicht wegzudenken. Draußen auf der Lichtung vor dem Haus hört man das Rauschen des Waldes, das Brummen und Summen der Insekten, das Knacken der Äste oder die lähmende, flirrende Stille eins Hochsommertages. Drinnen aber läuft der Radio. Das tat er schon immer. Wir alle, die wir oft oben sind, haben unsere Lieblingssender.  Ich zum Beispiel höre zum Aufstehen Bayern 1. Aktuelle Musik mit einem Hang zu den Achtzigern – angenehm vertraut, wenig überraschend und eine beruhigende Konstante bei Sommergewittern, beim Frösteln bis das Feuer im Ofen brennt oder beim Kochen, das dort oben viel länger dauert, weil nichts schnell gehen muss. Irgendwann dann Bayern 5, den Nachrichtensender, dem man nicht zu lange zuhören kann, weil sich die Neuigkeiten des Tages ständig wiederholen und recht schnell nicht mehr neu sondern abgehört sind. In Coronazeiten reicht eine Viertelstunde und man kennt die Neuinfektionen, weiß wie viele es in den Nachbarländern gab und seit einiger Zeit welches Land wie viele seiner Bewohner schon geimpft hat. Interessant, aber zu lange darf man sich nicht damit befassen, sonst schlägt es auf s Gemüt. Dazwischen Bayern 2 den Kultursender. Hier ein Hörspiel von Kafka, da eine Reportage über die Antarktis, dort ein aktueller Podcast und immer wieder Musik, aber meist nur ein einzelnes Stück.  Im Wald braucht man nicht viel und hat die Muse zuzuhören. Mit der Erinnerung an die drei Radiosender fuhr ich im Frühjahr zurück nach München. Der Lockdown begann und weil er sich unheimlich anfühlte, war es heimelig mit dem Radio, der hier wie dort klang. Morgens zum ersten Kaffee Bayern 1, kurz – nur ganz kurz – Bayern 5 und wenn es zu still wurde Bayern 2, das Geschichten erzählte. Grenzen schlossen sich und öffneten wieder, Normalität kam im Sommer zurück und verabschiedete sich im Winter – der Radio blieb und jetzt gehört er so zu mir, dass er mein Februarort geworden ist und ich mit geschlossenen Augen problemlos im Wald und zugleich auf meinem Sofa sein kann. Weiterlesen

Winterproblem

Jedes Jahr, wenn der warme, goldene Herbst, zum grauen, kalten Herbst wird, bin ich heilfroh, kein Auto zu besitzen. Gestresste Kollegen, die verzweifelt versuchen, beim ersten Schneefall auf die Schnelle einen Werkstatttermin zum Reifenwechseln zu bekommen, schaue ich mitleidig an. Auch jene, die es versäumt haben, sich für den Winter einen Tiefgaragenstellplatz zu besorgen, dürfen sich bei mir im Büro ausweinen. Gerne schenke ich beruhigenden Kamillentee aus und stelle denen, die morgens die Windschutzscheibe abkratzen mussten, Handcreme auf den Schreibtisch. Bei all der Jammerei bin ich sehr geduldig und habe ein offenes Ohr. Der Winter kommt, wie jedes Jahr überraschend. Man könnte meinen, dass man in Bayern im Laufe der Jahre ein Gefühl dafür bekommen hätte, dass er meistens direkt nach dem Herbst kommt, stellt aber fest, dass Frost und Schnee einen immer wieder aufs Neue überraschen. Nicht auszudenken, wenn man sich auf die Kälte zu früh vorbereitet und dann wie ein Depp mit Handschuhen morgens vor einem Auto mit Winterreifen stehen würde. So weit lassen wir es nicht kommen. Die Bayern stehen am ersten richtig kalten Tag grundsätzlich mit leichter Jacke vor ihrem Auto und fragen sich wie der Winter so schnell, fast über Nacht, kommen konnte. Und dann, erst dann, kümmert man sich um Werkstatttermine und Tiefgaragenstellplätze. Oder, wie meine Nachbarn und ich, um Balkon und Heizung. Weiterlesen

Wahlfreiheit II – 14.10.

Kalt wird´s, sagt Herr Mu, als ich ihn gestern morgen an der Bushaltestelle treffe. Das Wetter meint er nicht. Auf der anderen Straßenseite steht am Straßenschild ein Wahlplakat der AfD und auf das ist unser Blick gerichtet. Ist es schon, sage ich und frage mich, ob ich Uli Henkels Lächeln genauso beängstigend wie das von Chucky, der Mörderpuppe finden würde, wenn ich nicht wüsste, wofür seine Partei steht. Herr Mu, kennt Chucky nicht, aber er kennt das Parteiprogram der AfD und das ist wichtiger. An der Bushaltestelle sitzend führt er einen stillen aber eindrucksvollen Wahlkampf. Er würde warten, sagt er, auf einen der etwas pro AfD sagt, dann würde er antworten. Was, das hätte er sich lange überlegt und jetzt wartet er. Auf einen eben, dem er all das sagen kann. Mir sagt er es nicht und als ich ihn frage, warum nicht, zieht er die Augenbrauen nach oben. Weil ich so blöd, hoffentlich nicht bin. Nein, er wartet auf einen Dummen. Oder einen der Angst hat. Denn das sind die gefährlichen und vielleicht die, bei denen es sich lohnt. Meinem Nachbarn, Herrn Meier sagt er auch nichts. Der kickt im vorbei gehen seit Wochen gegen jedes AfD Plakat und dem muss man nichts erklären. Außer vielleicht, dass es ihn bei einem seiner Tritte früher oder später hinhauen wird, weil er schon wieder ohne Stock unterwegs ist. Reden muss man, sagt Herr Mu, und zuhören, das hätten die da oben längst verlernt und das ist so wichtig. Er winkt mir beim Einsteigen in den Bus mit den Briefwahlunterlagen, die seit Mitte letzter Woche neben ihm liegen. Vielleicht fängt ja so einer zum Reden an. Einer, dem er sagen könnte, was da wirklich im Programm der AfD steht.

Und dann endlich heute morgen kommt eine. Auf der anderen Straßenseite kommt sie an und richtet das vom Meier angekickte Plakat wieder gerade und setzt sich dann zu uns. Besser, sagt sie und deutet mit dem Kopf auf das wieder waagrechte Chucky Lächeln von Herrn Henkel. Was gefällt ihnen denn an dem, frage ich und lächle vermutlich ebenfalls wie eine Mörderpuppe. Nicht nur Herr Mu, kennt das AfD Programm. Ich habe es auch gelesen. Das sag ich ihr jetzt. Mit einem eiskalten Klumpen im Magen habe ich über die unverhohlene Ausgrenzung gehandicapter Menschen schon im Kindesalter gelesen. Mit Brechreiz über die Aushebelung der Gleichberechtigung und den Rückschritten zu einem Frauenbild, das längst überholt geglaubt ist. Kopfschüttelnd über nicht zukunftsfähige Energiegewinnungsmethoden und fassungslos über die Herabwürdigung von Kultur, die nicht mehr förderungswürdig durch den Staat zu sein scheint. Was genau jetzt, frage ich die irritierte Frau und zähle noch einmal die Eckpunkte auf. Herr Muh stöhnt und ich lächle. Oder doch die Flüchtlinge, erkundige ich mich. Traun´s sich nachts nimmer raus, frage ich und leg ihr meine Hand auf den Unterarm. Ich auch bald nimmer, sag ich. Nicht solang der da drüben so scheinheilig, verlogen und gefährlich grinst. Da kommt mir immer das Frühstück hoch.

Herr Mu und ich sind uns einig. In die Politik gehe ich nicht. Aber zum Wählen. Am 14.10. Was es nicht werden wird, können Sie sich vermutlich denken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freinacht

Heute Nacht dürfen wir die Briefkästen nicht in die Luft jagen, sage ich zu meinem Nachbarn Paul, als wir beide im Treppenhaus auf den Lift warten. Schade, sagt er und fragt mich ob das endgültig sei. Ich nicke und deutet auf das weiße Brett gegenüber der Briefkästen, deren Sprengung uns heute Nacht verboten wurde – dort hat unser Hausmeister eine Liste angebracht welche detailliert aufzählt, was heute Nacht alles verboten ist.

In der heutigen Freinacht ist Ihnen folgendes nicht erlaubt, liest Paul vor und ich stelle mich neben ihn weil es nie schaden kann, zu wissen was man darf und was nicht.  

  • Das Beschmieren von Autos mit Mehl, Rasierschaum oder Ketchup.
    Mach ich eh nicht. Wenn ich etwas zu sagen habe, verwende ich Lippenstift.

  • Das Werfen von rohen Eiern an Hauswände oder Autos.
    Das Eierwerfen nun auch schon verboten ist, wundert mich.

  • Das Ausleeren von Mülltonnen oder Altglas-Containern.
    Hier sehe ich Paul schmunzeln und frage nicht weiter nach.

  • Das Einwerfen von Fenstern.
    Ich bezweifle, dass dieses Verbot nur für die Freinacht gilt.

  • Das Anbringen von Fallen (Schnüre, Wäscheleinen oder Drähte, die auf Kopfhöhe über eine Straße oder einen Weg gespannt werden). Sie könnten hier versehentlich jemanden töten!!!!
    Paul und ich sehen uns nach diesem Punkt eine Weile schweigend an und denken das Gleiche. Unser Hausmeister kommt aus der Ukraine und dort scheint die Freinacht um einiges Härter als in Bayern zu sein.

  • Das Sprengen von Briefkästen oder das Anzünden von Mülltonnen.
    Hätten wir eh nicht gemacht. Erstens sind Paul und ich zu alt für die Freinacht und zweitens macht das auch sonst keiner, weil beides noch gebraucht wird.

Wie gut, dass wir an die bevorstehende Freinacht erinnert wurden. Paul und ich gehen noch einmal nach draußen. Er um sein Auto in die Garage zu fahren und ich um mein Rad heute lieber in den Keller zu bringen. Weiterlesen

Gefundene Sätze #45

Noch einmal in Mundart, bevor es ab morgen wieder ins Hochdeutsche geht.

„Mei Ruah will i haben! I brauch koan Burschn zum Fensterln. Wer si net zur Tür neitraut, soll ganz weg bleiben.“
„Meine Ruhe möchte ich haben! Ich brauch keinen Kerl, zum Fensterln. Wer sich nicht zur Tür rein traut, soll ganz weg bleiben.“

Lena Christ (1881-1920) Bayerische Schriftstellerin. Eine meiner Liebsten. Ich lege sie Ihnen ans Herz.

Auch weil man diese wenigen Sätze sehr gut auch heute noch sagen kann. Auch wenn keiner mehr auf der Leiter vor dem Fenster steht. Das ist heute zu gefährlich. Nicht nur, weil die Häuser höher sind, sondern auch, weil aufmerksame Nachbarn viel zu schnell die Polizei rufen. Fensterln wird kaum noch einer. Dafür werben wir heute auf andere, ähnlich umständliche und teilweise auch blöde Art und Weise, wo der direkte Weg doch um einiges unkomplizierter und zielführender währe. Und weil wir nichts dazu lernen, ruft man auch heute noch manchmal gerne: „Ach, lass ma doch mei Ruah!“

Sie müssen mir nicht meine Ruhe lassen. Im Gegenteil. Klopfen Sie ruhig an mein Fenster. Nur aufmachen kann ich heute nicht. Ich nehm mir ein Buch von Lena Christ und werden den restlichen Abend erst in der Wanne und dann im Bett liegen.

 

Seid´s narrisch?

Man sagt uns Bayern ja gerne nach, dass wir etwas langsam sind. Dass wir uns Dinge, die uns nicht direkt betreffen nur schwer vorstellen können und auf neuen, nicht alltäglichen Gedanken erst eine Zeit herum kauen müssen. Ein solches Beispiel für ungewöhnliche Gedanken ist die Vorstellung, dass die Wiesn (für nicht Münchner: das Oktoberfest) dieses Jahr eingezäunt wird. Damit der Bayer nicht zu lange nachdenken muss, gibt man ihm eine herausfordernde Rechenaufgabe und beschließt, dass man den Zaun nur mit Rucksäcken passieren darf, die maximal drei Liter fassen. Drei Liter sind drei Maß. Wie man die in einen Rucksack bekommt, erklärt Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid. Weiterlesen