Schmetterlinge im Regen

Wo sind Schmetterlinge wenn es regnet? Wissen Sie das? Wir stellten uns gestern die Frage als wir bei über dreißig Grad träge unter dem Sonnenschirm unserer Hütte in den Bergen saßen und das wilde Flattern am Schmetterlingsflieder beobachteten. Neben Schmetterlingen summten und brummten auch reichlich Bienen und Hummeln. Die einzige Bewegung, in der schweren, heißen Luft. Ich hielt es mit den Blättern des Apfelbaums und den Kronen der Baumen, die sich genauso wenig regten wie ich. In der früh bin ich den Berg raufgelaufen und würde ihn am Abend wieder runter laufen. Mittags aber, döste ich im Schatten und atmete Hochsommerluft. Hochsommerbergluft – mit die Beste. Heute regnet es und ich frage mich, wo die Schmetterlinge von gestern wohl gerade sitzen. Wissen Sie es? Haben Sie schon einmal einen bei Regen gesehen?

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Im Regen

Fast hätte ich sie nicht erkannt, die abgespannt aussehende Frau, die sich im übervollen Bus zwischen Kinderwagen und Rucksäcken an eines der Fenster presst. Länger als höflich sehe ich sie an, weil sie mir bekannt vorkommt. Ihr Gesicht gleicht dem meinem, das sich müde in der regennassen Scheibe spiegelt. Erst als sie meinen Blick erwidert, erkenne ich ihn ihren Zügen, das 13-jährige Mädchen, das ich einmal gut kannte. Trotzdem hätte ich sie fast nicht angesprochen. Zwischen dem Mädchen, das zu erkenne ich glaube und der Frau am Fenster, liegt ein ganzes Leben. Eher zwei Leben, denn auch ich habe mich verändert und sie braucht einen Moment bis sie mich einordnen kann. Dann lächelt sie und kämpf sich durch die Menschen im schmalen Gang zwischen den Türen.

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Statistisch unwahrscheinlich

Wir werden nicht grillen. Der Wald, der unsere kleine Hütte umgibt ist strohtrocken und den Funkenflug eines Feuers zu riskieren, ist eine Mischung aus Ignoranz und Dummheit. Mit dem einen oder anderen werde ich darüber noch diskutieren müssen und mich am Ende doch durchsetzen. Die Hitze eines Feuers und die Schönheit einer langsam verlöschenden Glut, gehört zu Abenden, an denen man sich nach dem Sonnenuntergang eine Jacke um die Schultern legt. Jene seltenen Nächte, die die Hitze des Tages gespeichert habe und sie bis weit nach Mitternacht ausdünsten, brauchen kein Feuer. Ihnen reicht ein kleines Teelicht, weil sie im Dunklen besonders schön sind. Weiterlesen

Im Bmpf wird gegrillt – U-Bahn Gedanken

Im Bmpf verschwinden Dinge. Die Dinge werden entweder versehentlich geklaut, oder jemand, dem sie nicht gehören, hat sie mitgenommen. Ich vermute, dass Dinge die mitgenommen werden und die einem nicht gehören, ebenfalls geklaut werden. Wie man etwas versehentlich klaut, weiß ich leider nicht. Ich würde den, der gerade vom versehentlichen Klauen berichtet, gerne danach fragen, wie so etwas funktioniert, aber ich möchte sein Telefonat nicht unterbrechen. Er redet mit so lauter und klarer Stimme, dass man ihn unmöglich stören darf. Wer mit einer solchen Stimme ganze acht Reihen in einem Bus unterhält, berichtet ganz offensichtlich etwas von großer Wichtigkeit. Weiterlesen

Lächeln? Das sagen Sie so einfach.

Heute ist der internationale Tag des Lächelns. Das interessiert hier aber keinen. Meine Nachbarn und ich haben heute beschlossen, dass der regionale Tag der schlechten Laune ist. Ein Tag dessen Ursprung in meinem Haus zu finden ist. Wir sind jetzt nämlich Gerüstfrei. Sämtliche Bauarbeiten sind abgeschlossen und wir können unsere Balkone wieder nutzen. Sogar die Fenster haben wir nach Abschluss der Fasadenrenovierung noch geputzt bekommen. Bei so einem Service nimmt man es auch gerne in Kauf, dass das Gerüst an einem Samstag um 06:50 Uhr mit lautem Geschepper abgebaut wird. Die Handwerke wollen ja auch noch etwas vom Wochenende haben. Dachten wir. Weiterlesen

Eine Wolke

Müsste ich ein einziges Ereignis meiner Kindheit benennen, das mir in  Erinnerung geblieben ist und sich nicht  im Mikrokosmos von Familie und Freunden abspielte, dann ist es die Katastrophe von Tschernobyl. Die pure Erwähnung dieses Wortes ruft noch heute, dreißig Jahre später, das gleiche, nicht greifbare Grauen hervor, wie damals als ich neun Jahre alt war. Weiterlesen

Montags Einhorn

Heute hatte er keine Chance. Der Montag. Nicht den Hauch einer Chance gönnte ich ihm, als er gerade einmal sechs Stunden alt war. Unter normalen Umständen hätten wir – der Montag und ich – ein paar Minuten miteinander gerungen und uns dann damit abgefunden, den Rest des Tages miteinander zu verbringen. Die besten Freunde werden wir bis zur Rente nicht mehr, aber er steht mir näher als zum Beispiel der Dienstag. Der Dienstag ist ein unmöglicher Tag. Weiterlesen