Lächeln? Das sagen Sie so einfach.

Heute ist der internationale Tag des Lächelns. Das interessiert hier aber keinen. Meine Nachbarn und ich haben heute beschlossen, dass der regionale Tag der schlechten Laune ist. Ein Tag dessen Ursprung in meinem Haus zu finden ist. Wir sind jetzt nämlich Gerüstfrei. Sämtliche Bauarbeiten sind abgeschlossen und wir können unsere Balkone wieder nutzen. Sogar die Fenster haben wir nach Abschluss der Fasadenrenovierung noch geputzt bekommen. Bei so einem Service nimmt man es auch gerne in Kauf, dass das Gerüst an einem Samstag um 06:50 Uhr mit lautem Geschepper abgebaut wird. Die Handwerke wollen ja auch noch etwas vom Wochenende haben. Dachten wir.

Seit gestern wissen wir, dass sie sich nur schnell aus dem Staub machen wollten, bevor das sonnige Herbstwetter in dauerhaften Nieselregen übergeht. Wären Sie dann nämlich noch hier gewesen, dann hätten wir sie gefragt, wer auf die – nur auf den ersten Blick charmante – Idee gekommen ist unsere Balkone zu Planschbecken umzugestalten. Oder um mit Herrn Meier zu sprechen, welcher Depp hier gepfuscht hat. Ich vermute es gibt eine Reihe von Deppen, die hier am Werk waren. Zunächst mal der, der den Ablauf für das Regenwasser in drei Zentimetern Höhe in den Betonbalkon gebohrt hat. Es muss einiges an Regen fallen, damit dieser Abfluss Sinn ergibt. Ich beobachte die Pfütze auf meinem Balkon seit einigen Tagen und nach ersten Hochrechnungen müsste es noch vier Wochen am Stück regnen, damit von der Seite genug Tropfen hineingeweht werden.  Bei diesem Nieselregen habe ich nur eine langsam größer werdende Pfütze. Aber ich will mich nicht beschweren. Sie ist immerhin schon so groß, dass ich trocken Fußes die Blumen nicht mehr zum gießen erreichen kann. Fragen Sie bitte nicht, warum ich sie bei Regen gieße. Ich tue es, um mich über die Pfütze ärgern zu können. Depp Nummer eins hätte vermutlich jede Schuld von sich gewiesen, denn der Abfluss ist nur noch Deko oder für echte Sinnfluten vorgesehen. Normales Regenwasser läuft jetzt nach innen, Richtung Dachrinne. Da sind Löcher im Beton, wie im Abfluss der Badewanne. Das Wasser Problem wurde durch eine leichte Schräge gelöst. Oder auch nicht.

Verantwortlich für die Schräge ist eine andere Gruppe Handwerker. Ich nenne sie liebevoll, die Vollidioten mit der Wasserwaage. Schräg ist mein Balkon nämlich schon. Ich habe es mit einer Murmel getestet. Die rollt fröhlich nach hinten rechts, neben meine Balkontür. Egal von wo ich sie rollen lassen. Dumm  nur, dass die Regenrinne noch immer  hinten links ist. Ganze drei Meter weiter links. Rechts schwimmen meine Holzfliesen seit dem Regenguss heute Nachmittag und es gibt ein lustiges Geräusch, wenn man darauf tritt. Als würde man mit Gummistiefeln im Regen durch einen Wald laufen. Tut man auch irgendwie, denn das Regenwasser schwemmt auch alle Herbstblätter nach hinten rechts. Ich habe die Fliesen wieder in den Keller geräumt. Jetzt wo ich so schönen grauen Beton habe brauche ich sie nicht mehr. Soll ja gut für die Abwehrkräfte sein, wenn man auf kaltem Beton steht. Dafür habe ich jetzt einen Gummischrubber um das Wasser nach hinten links zu den Abflusslöchern zu befördern. Wie gut das klappt, bestätigte mir Herr Krüger von unten. Die dreckige Brühe würde entlang der Dachrinne auf seinen Balkon laufen. Hätte fast funktionieren können, wenn auch er Abflusslöcher wie ich hätte. Hat er aber nicht. Herr Krüger hat gar keinen Ablauf. Da wo wir nur ein kleines Planschbecken bekommen haben, hat er bei Regen und Säuberungsaktionen der drei Stockwerke über sich, binnen kürzester Zeit einen ganzen Swimmingpool.

Und jetzt lächle ich doch. Ich stelle mir nämlich vor, was Herr Meier sagen wird, wenn er feststellt, dass auch sein Balkon keinen Ablauf hat. Herr Krüger wohnt direkt neben ihm und hat sich vorhin gefährlich weit über die Brüstung gelehnt um das herauszufinden. Lächelnd hat er zu mir nach oben geschaut und den Daumen nach oben gestreckt. Alles wird gut. Herr Meier wird das in die Hand nehmen. Damit er in die Gänge kommt, habe ich Judith, die über Herrn Meier wohnt, meinen Gummischrubber über den Balkon gereicht. Wenn Herr Meier das für unser Haus geregelt hat, dann schicken wir ihn nach Berlin. Wir hörten es gäbe an einem Flughafen Probleme.

 

 

36 Gedanken zu “Lächeln? Das sagen Sie so einfach.

  1. Liebe Mitzi!
    Könnten Sie bitte Herrn Meier nachdem er den Berliner Flughafen rasch auf Vordermann gebracht hat bitte ins Ländle schicken. Ich würde mich sehr freuen, wenn das unsägliche Bauprojekt Stuttgart 21 endlich ein Ende finden würde. Vielen Dank! 🙂
    Herzliche Grüße von der Alm
    Mallybeau

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  2. Tja, genau darauf beruht dieser internationale Tag des Lächelns. Irgendwo auf der Welt muss es eben einen Regionalgrant geben, dessen Ursache dann international belächelt werden kann. Kleiner Trost: Nächstes Jahr werden andere als Lächelgrundlieferanten herhalten müssen.
    [(vielleicht)]

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  3. Liebe Mitzi,
    da Sie so etwas sehr humorvoll und ironisch schreiben, bin ich nahe dran, etwas „Witziges“ zu kommentieren. Aber das ist nicht angebracht, nicht einmal am Tag des Lächelns. Als alter Bastler und Heimwerker möchte ich natürlich sofort eine „Lösung“ präsentieren. Auch das halte ich ohne Ortstermin und exakter Schadensanalyse nicht für angebracht. So bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen am Tag des Lächelns so viel Lächeln zu schicken, dass darunter der Kummer erstickt wird.
    Eine Lösung wird es geben! Bis dahin sage ich mal bei wetter.com Bescheid, dass die Ihr Haus möglichst mit Regen verschonen. Dann gibt es keine Pfützen und Sie können völlig entspannt Ihre Blumen gießen! 😉

    Gruß Heinrich

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    1. Lieber Heinrich,
      bei Ihren famosen Kontakten bin ich sehr dankbar über Ihre Hilfe. Und schon scheint heute die Sonne und es kommt kein neues Wasser hinzu. Sie dürfen sich aber ruhig über diese Badewanne amüsieren – am Ende hilft ja meist Humor ;).
      Herzliche Grüße
      Mitzi

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  4. Ich kann nur Staunen und Bewunderung ausdrücken, dass du so gelassen davon erzählst, dass wir das Lächeln für dich übernehmen können. Und wenn du dein eigenes noch nicht wiedergefunden haben solltest: Heute ist kroatischer Unabhängigkeitstag. Lässt sich auch feiern. 🙂

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  5. Liebe Mitzi,
    wenn du mal wieder lächeln und dich auf angenehme Weise wundern willst, dann empfehle ich Herbert Rosendorfer, „Der Ruinenbaumeister.“ Münchener Kuriositäten gibt es in „Das selbsrfahrende Bett.“
    Viele Grüße,
    Jules

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  6. Vielleicht haben die ja irgendwo noch nen Temperaturregler und ne Blubberblässchen Funktion eingebaut…
    Bei Gerüst und Balkon fängt mein Auge sofort an nervös zu zucken. Mein tiefstes Mitgefühl, schwimmende Mitzi. ❤

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  7. Och, ja, goldenes Handwerk, die deutsche Gründlichkeit – ich habe wohl noch keinen Handwerkerbefall ohne neu eingebaute Schäden überstanden. Eigentlich dachte ich, das sei eine Berliner Spezialität – ?! In diesem Sommer hatte ich aber auch schon gedacht, dass es nie wieder regnen würde. Das vielleicht als mildernde Umstände für die Herren vom Fach.

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    1. Eigentlich breche ich als Tochter eines Schlossers ja immer eine Lanze für die Handwerker. Diesmal fällt es mir zugegeben sehr schwer. Jetzt schimpf ich mit Vatern gemeinsam.
      Ne, München zieht bei Bauwahnsinn mit Berlin locker gleich. Das ist nur weniger in der Presse, vermute ich.

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  8. In einem neuen Kölner Museum hat man eine Sprinkleranlage eingebaut, die innerhalb kürzester Zeit durchgerostet ist und Wasser in die Räume und über die Exponate gießt, obwohl es gar nicht brennt. Also hat man die Anlage komplett abgeschaltet, das geht ja so nicht. Aber was ist, wenn es brennt? Die Lösung: Leute einstellen, die nur auf mögliche Brände zu achten haben und die Sprinkleranlage dann per Hand wieder anstellen können – Kosten: 500.000 Euro im Jahr, eine schöne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Wenn Herr Meier fertig ist bei euch, ob er vielleicht kurz mal nach Köln … ?

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    1. So langsam muss ich Herrn Meier über seine künftigen Aufgaben aufklären. Für die nächsten Jahre hat er genug zu tun und so ohne weiteres wird er sich nicht darauf einlassen. Aber ich werde sehen, was ich machen kann.
      Das mit dem Museum ist kein Witz, fürchte ich?

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      1. Leider nicht. Und das ist durchaus kein Einzelfall. Ich hoffe, wenigstens in eurem Fall ist Herr Meier erfolgreich – ich bin gespannt, was Du berichten wirst.

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