„Was?“ fragt der Nachbarsjunge als er mich in der Türe unseres Laubenganges stehen sieht und reibt sich verschlafen die Augen. „Wie bitte, heißt das.“, korrigiere ich ihn automatisch und übergehe die Antwort. Nach fast zwei Wochen wäre es mir unangenehm, wenn das erste was er von mir hört, ein beherztes „Scheiße“ ist. „Merda“ das italienische Pendant versteht er nicht, kann es sich aber denken. Er grinst, zuckt mit den Schultern und verschwindet in seiner Wohnung. Dreieinhalb Meter trennen mich von seiner Wohnungstüre und drei Meter von meiner – drei Meter, die ich in den nächsten vier Stunden nicht betreten darf. So lange dauert es noch, bis erste Anstrich des gerade renovierten Laubengangs getrocknet ist. Bis dahin ist es dem Nachbarsjungen verboten aus seiner Wohnung zu treten und mir unmöglich in die meine zu gelangen. Verdammt, wiederhole ich etwas weniger derb und schiebe meinen Koffer zurück ins Treppenhaus um erst einmal blöd rumzustehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich irgendwann wusste, dass der Laubengang am 26.10.2021 für ein paar Stunden gesperrt ist. Stunden, welche die Bewohner einplanen und berücksichtigen müssen. Natürlich wusste ich es – bevor ich nach Italien fuhr und meinen Aufenthalt dort kurz vor der Abfahrt noch einmal um wenige Tage verschoben hatte. Der dämliche Flyer, der mir von der Hausverwaltung sogar persönlich in die Hand gedrückt wurde, liegt auf dem Tisch im Wohnzimmer. Da liegt er richtig, murmelt wenig später Herr Meier, der nicht am Laubengang wohnt und den ich um eine Tasse Kaffee angebettelt habe, um die Zeit des Wartens nicht im Treppenhaus hockend verbringen zu müssen. Ich nicke und wundere mich, dass Herrn Meiers Kaffee nach über eine Woche Italien trotzdem unglaublich gut schmeckt. Er grinst als ich es ihm sage und verrät mir sein Geheimnis – ein Löffel Kakao (der für Kinder) muss mit in den Filter. Meine italienischen Freunde würden die Augen verdrehen. Ich nicht. Ich bin heilfroh nicht auf den Stufen sitzen zu müssen. Weiterlesen
Autunno und Herbst gut gemischt
