Ob Sie wollen oder nicht – es schnuppt

Sie ahnen es, ja? Sie kennen mich gut genug um zu wissen, dass Ihnen ein Text über Sternschnuppen bevor steht. Da sie aber ein freier Mensch sind und jederzeit aufhören können weiter zu lesen, ignoriere ich Ihr Augenverdrehen. Ich wäre nicht Mitzi, wenn es mir egal wäre, dass über unseren Köpfen gerade die Perseiden hinweg sausen. Das ganze Jahr über sammle ich meine Wünsche, teile sie in Kategorien ein, priorisiere und konzentriere mich in den Augustnächten auf die richtige Formulierung, wenn es über mir blitzt und funkelt. Weiterlesen

Sommer mit Filter

Kennen Sie den Sommer Filter, der sich an manchen Tagen im Juli über die Welt legt? Wenn Sie jetzt im App Store nachsehen müssen, dann kennen Sie ihn nicht. Es ist kein Gadget für Ihre Kamera, sondern etwas ausgesprochen hübsches, dass Sie ganz umsonst bekommen. Achten Sie mal drauf, der Filter legt sich auch über Ihre Stadt. Falls Sie ihn nicht gleich erkennen und ein Kind im Haushalt haben, fragen Sie es! Weiterlesen

Ein Stück Unendlichkeit

Ich liege auf der Holzbank vor der Hütte und schaue in den Sternenhimmel. Hier oben ist es dunkler als in der Stadt. Nicht nur, dass man mehr Sterne sieht, sie funkeln auch um einiges heller und scheinen näher zu sein. Mit jeder Minute, die man in die Dunkelheit starrt werden es mehr. Den großen Wagen kenne ich. Auch den Jupiter finde ich schnell und Orion würde ich an seinem Gürtel erkennen, wenn er zu sehen wäre. In dieser Nacht zeigt er sich nicht. Der Sternenhimmel auf meiner Lichtung ist von den Wipfeln der Fichten, Eichen und Buchen begrenzt. Obwohl ich irgendwann nachts in einer Wüste in den Sternenhimmel blicken möchte, bin ich froh, hier nur einen Teil der Unendlichkeit über mir zu haben. Bei zu großer Weite verliere ich mich. Ein Stück Unendlichkeit dagegen, ist genau richtig.
Als alle eingeschlafen waren, bin ich noch einmal aufgestanden und nach draußen gegangen. Barfuß – das ist wichtig, weil ich das warme Holz der Bank unter mir spüren möchte, wenn über mir ein Stück Unendlichkeit schimmert. Ich bin nicht alleine, dass ist man hier nie. Eine Siebenschläfer Familie läuft über die Stromleitung, Glühwürmchen imitieren vom Himmel gefallene Sterne und überall im Wald raschelt es. Ich bin ein Angsthase, aber hier in der Dunkelheit fühle ich mich geborgen. Solange noch irgendjemand im Haus schläft, bin ich gerne alleine draußen. Seltsam, dass ich gerade die Unendlichkeit nicht teilen möchte. Sie würde für alle reichen.

„Seit Beginn der Urgeschichte sind rund hundert Milliarden menschliche Wesen auf Erden gewandelt. Eine sonderbare Zahl, denn durch einen merkwürdigen Zufall gibt es etwa hundert Milliarden Sterne in unserem begrenzten Universum der Milchstraße. Also scheint für jeden Menschen, der je gelebt hat, in unserm Teil des Alls ein Stern.“ So schreibt Clarke im Vorwort seines Buches Odyssee 2001. Ein schöner Gedanke. Könnte ich mir einen Stern aussuchen, dann würde ich Beteigeuze, die Schulter Orions, nehmen. Vor einigen Jahren erzählte ich es einem und er lachte, weil er wusste, dass ich einen Stern wählen würde, der gut zu erkennen und einfach wieder zu finden sei. Für ihn hatte ich Riegel, den Fuß Orions, gewählt. Er bat mich zu tauschen, da seine Schultern breiter als die meinen seien, aber ich war stur. Auch seine Füße waren größer als die meinen und Standfestigkeit erschien mir wichtiger, da wir uns eh Schulter an Schulter befanden, wenn ich mich zwei Stufen über ihn stellte. Damals nickte er und jetzt wo er nicht mehr da ist, sind es Beteigeuze und Riegel für die nächsten 13.000 Jahre noch immer. Danach ist Orion von Mitteleuropa aus nicht mehr zu sehen. Vermutlich denkt dann aber auch niemand mehr an uns. Vielleicht suchen wir uns dann einen anderen Stern oder ich weiß, welchen Stern er sich selbst gewählt hätte. Clark schreibt weiter, dass jeder dieser Sterne in unserer Milchstraße eine Sonne ist. „Oft eine hellere und herrlichere als der unsere kleine Sonne. Und viele – möglicherweise die meisten – dieser entfernten Sonnen besitzen Planeten, die sie umkreisen. Fraglos gibt es daher genügend Land im All, um jeden Typ menschlicher Spezies, vom ersten Affenmenschen bis zu uns, seinen eigenen privaten Himmel – oder seine eigene private Hölle finden zu lassen.“ Für eine Nacht waren wir Beteigeuze und Riegel – sie waren ja genau über uns. In allen anderen Nächten, befanden wir uns in einem anderen Teil des Universums. Irgendwo da oben gibt es zwei Sterne, die sich ganz nahe sind aber doch sehr unterschiedlich. Ich glaube sie sind weit weg von der Erde, denn die mochte er noch nie und ich bin in etwa 40 Jahren flexibel genug mir einen anderen Teil der Milchstraße anzusehen.

Um ehrlich zu sein, hatte ich Beteigeuze eh geklaut. Den hat vor Jahren schon der klügste meiner Freunde besetzt und das lange bevor ich per Anhalter durch die Galaxis gelesen habe. Zwei Tage später liege ich wieder auf der Bank vor der Hütte und schaue in die Sterne. Es ist bequemer, weil ich mich an den Klügsten meiner Freunde lehne. Heute ist es gut, dass es nicht still ist. Ich weiß, dass ein Stichwort reicht und er mir von faszinierenden Dingen erzählt. Von Laserbetriebenen Sonnensegeln, den Grenzen der Zeit oder den alten Sagen über Orion. Meine Freund plappern durcheinander und ich höre ihnen gerne zu. Hier unter dem kleinen Stück Unendlichkeit habe ich alles. Die Erinnerungen an all die Tage und Nächte, die ich hier oben verbracht habe. Jeder Holzbalken riecht nach Freundschaft und Familie, mit jedem Glas im Regal wurde schon auf etwas angestoßen und auf den Betten und Bänken wurde sich wichtiges und unwichtiges erzählt. In diesen Tagen ist Neues dazu gekommen und das Lachen wird sich in den Bodenbrettern festsetzen und die Treppenstufen werden sich jeden einzelnen Fußabdruck merken. Hier oben unter dem kleinen Stück Unendlichkeit ist auch viel Platz für die nächsten Jahre. Der eine oder andere Baum im Wald fällt einem Sturm zum Opfer, aber die Bäume auf dieser Lichtung sind wie die Menschen um mich herum. Die meisten bleiben ein Leben lang und nur wenige knicken um. Und selbst von diesen bleibt etwas zurück. Ihr Lachen im Holzboden, ihre Stimme unter dem Dach und die schlechten Träume in den Kissen. Wenn Orion in 13.000 Jahren auf der Lichtung nicht mehr zu sehen ist, wird meine Hütte nicht mehr stehen. Das muss sie auch nicht. Falls dann noch jemand an dieser Stelle steht, ahnt er auch so, dass es ein besonderer Ort ist.

Danzt hob i für mei Lebn gern

Meine Großmutter tanzte für ihr Leben gern. Das tat sie bis ins hohe Alter. Selten freilich, weil die Beine nicht mehr so wollten, aber manchmal hat es sie noch gepackt. Um genau zu sein packte sie ihr Enkel. Ein Brackel von einem Kerl. Kräftig genug um die winzige Frau in seinen Armen über das Parkett zu heben und ein so guter Tänzer, dass meine Großmutter nicht widerstehen konnte. Dann staunten die Urenkel und wenn sie erschöpft zurück auf den Stuhl sank. Verlegen hob sie dann die Hände und meinte, dass sie nun wirklich zu alt dafür sei. Aber sie strahlte und in ihren Augen spiegelte sich eine Jugend, die ich nur von Erzählungen kannte. Weiterlesen

Liebe ist ein Butterbrot

Fast hätte dieser Text den Titel „Liebe ist…“ bekommen. Der einzige Grund warum ich davon absehe, sind die kleinen Comiczeichnungen eines Pärchens, die mit eben diesen zwei Worten betitelt sind. Ich mag sie nicht besonders. Wenn man ein liebendes Paar darstellt, dann sollte man ihm entweder etwas anziehen oder ihm in seiner Nacktheit wenigstens die Geschlechtsteile lassen. Sie merken schon, ich mag die Figuren nicht besonders und empfinde die Sprüche als zu  banal und zu platt. Wären sie mir etwas sympathischer, hätte ich den Titel übernommen. Dann könnten Sie hier lesen: „Liebe ist ein Butterbrot.“ Weiterlesen

Wein und ein Award

Guten Morgen und herzlichen Dank für den schönen Abend gestern. Fast wären mir die Blumen ausgegangen und ich bin froh, dass die Pasta für alle gereicht hat. Es ist spät geworden und wie so oft, bleiben am Ende ein oder zwei übrig, die sich nicht vor die Tür setzen lassen. Als müder Haufen sitzt man in der Küche, kann die Augen kaum noch offen halten und steht nur nicht auf, weil man selbst dafür schon zu müde ist. Gestern Abend waren wir zu dritt. Eigentlich nur zu zweit, denn nicht Chris, sondern seine Fragen, die er mir im Rahmen des „Liebster Awards“ gestellt hatte, lagen vor mir auf dem Tisch. Weiterlesen

Pflücken Sie ruhig mal dreiblättrige Kleeblätter

Auf die Frage, ob ich glücklich bin, antworte ich mit einem klaren Ja. Ja, klar! Bin ich! Es ist ja Pflicht geworden, glücklich zu sein. Wer es noch nicht ist, der soll sich gefälligst anstrengen danach zu streben. Bücher mit idiotischen Tipps gibt es schon für wenige Euro an jedem Kiosk zu kaufen. Ich antworte auf die Frage nach dem Glück nickend, weil es mir zu blöd ist, auf eine so dumme Frage ernsthaft einzugehen. Ihnen kann ich es ja sagen. Ich glaube nicht, dass ich glücklich bin. Weiterlesen

ENDE 2015

Ohne Happy End geht’s nicht. Flüstert er leise, während er auf meiner Bettkante sitzt und lächelt. Ich nicke und beobachte, wie der Rauch seiner Zigarette langsam zur Decke aufsteigt. Würde er wirklich auf der Bettkannte neben mir sitzen, hätte ich ihn längst gebeten die Zigarette draußen auf dem Balkon zu rauchen. Menschen die nicht real sind, dürfen auch im Schlafzimmer rauchen. Seltsamerweise riecht der nicht existente Rauch genauso wie der echte. Weiterlesen

Etwas weniger Tiefgang

Er fragt mich, ob ich glücklich sei und leckt sich einen Rest Milchschaum aus dem Mundwinkel. So richtig glücklich. Irritiert stelle ich meine leere Tasse ab und sehe, angesichts der gestellten Frage, Stolz in seinen Augen. Eben waren wir noch beim zuletzt gelesenen Buch und plapperten uns ziellos durch den Nachmittag. Jetzt wird es ernst. Weiterlesen