Schatten

In meiner Wohnung steht ein Schweißgerät. Oder ähnliches. Irgendetwas, das unglaublich dreckig ist, zu dem ein Helm gehört und dessen dickes Kabel an Starkstrom angeschlossen werden muss. Das Ding gehört zu jenen Gegenständen, die mir völlig fremd sind und die in meiner Wohnung kaum deplazierter herumstehen könnten. Trotzdem steht es hier gut. Es blockiert die Türe zu meinem Flur, weil sich Tage zuvor zwei unterschiedliche Menschen an meinem Wohnzimmertisch getroffen haben und feststellten, dass einer etwas braucht, was der andere hat. Zwei Menschen die ich beide sehr, sehr gern habe und die sich zuvor nicht kannten. Der eine mein Neffe, der andere ein Freund, in dessen kleinen Theater ich vor vielen Jahren und unzähligen Zufällen geschuldet das allererste Mal meine Erzählungen lesen konnte. Schön war dieser Abend an dem ich wahllos ein knappes Duzend meiner Lieben einlud um mit ihnen anzustoßen. Ich mache mir nie Gedanken, ob Gäste zusammen passen. Meistens ist das einzige was sie verbindet die Tatsache, dass ich sie mag. Erstaunlich dass das fast immer reicht, um einen schönen Abend zu haben. Eine Woche vor meinem Geburstag stelle ich eine WhatsApp Gruppe zusammen, nenne Ort und Zeit und lasse mich überraschen wer kommt. Die Eingeladenen mögen wahllos erscheinen, aber ich vertraue darauf, dass mein Bauch meinen Fingern schon die richtigen Namen zuflüssert. In manchen Jahren sind es gute vierzig, in anderen nur vier. Dieses Jahr ein halbes Duzend und es passte. Mein Neffe passt immer, das wusste ich. Seine Freundin auch und der Rest eh. Alles passte und deshalb kann jetzt einer ein Schweißgerät abholen, weil es ein anderer hatte und gerade nicht brauchte. Nur dieser dumme, winzig kleine Schatten, der war lästig.

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Feiern wie 1999 – keine Lust

Lasst uns meinen Geburtstag feiern, wie damals 1999, schreibt er und ich habe keine Lust mehr. 1999 war ein anderes Jahrtausend. Mit Partys, die mir nicht im Gedächtnis geblieben sind, weil 1999 jeden Tage eine Party war. Er schreibt uns, wen er eingeladen hat und ich habe noch weniger Lust. Trotz der charmanten und humorvollen Kurzbeschreibungen, zieht es mich – die er im Text zur Erotik Bloggerin gemacht hat – nicht wirklich hin. 1999? Das war vor 17 Jahren. Es war gut. Heute ist auch gut. Aber lass uns feiern wie 1999 klingt bescheuert. Oder nicht, frage ich dich und du zuckst mit den Schultern. Die ganze Zeit schon musterst du mich und deine Mundwinkel umspielt das Lächeln, das ich manchmal nicht mag weil es mich neckt und verspottet, wenn ich trotzig auf meine Unlust und meine schlechte Laune bestehe. Weiterlesen

Halloween? Doch nicht heute! 

Halloween kommt mir immer etwas ungelegen. Es liegt einfach blöd. Gerade heute, passt es mir gar nicht. Früher war das egal, da gab es Halloween bei uns noch gar nicht. Da ist am 31.10. eh nicht ausgegangen, weil der darauffolgende Feiertag ein „stiller Feiertag“ ist und man nun wirklich keine zehn Mark Eintritt bezahlt hat, nur damit man miterleben konnte, dass die Musik um Mitternacht abgestellt wurde. Es kam mir also schon immer gelegen, dass der 31.10. bei uns zum Geburtstag meines Vaters erklärt wurde. Meine Großmutter hat Weitsicht bewiesen und ihren Sohn so zur Welt gebracht, dass er ein Leben lang am Tag nach seinem Geburtstag nicht in die Schule und nicht zur Arbeit musste. Noch besser wäre Ende April gewesen, dann hätte man den darauffolgenden Tag ausschlafen können und hätte sich nicht an den Gräbern die Beine in den Bauch stehen müssen. Vermutlich haben ihr die wenigen Hafturlaube meines Großvaters einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mein Vater wurde Ende Oktober geboren und daran ändert auch Halloween nichts. Weiterlesen