Sciopero – me ne frega niente

06:00 Uhr Telefonat mit einem Freund in Verona, der eigentlich kein deutsch spricht, was mich vor dem ersten Kaffee aber nicht davon abhält, zu erwarten, dass er es tut.

„Sul serio….non mi importa. Wirklich, der Streik der Deutschen Bahn kümmert mich nicht. Sollen sie doch die Fernzüge bestreiken, wenn ich meine Koffer packe, um zu euch zu fahren. Der ist mir so was von egal, weil er mich nicht betrifft, verstehst du. Er betrifft mich ganz einfach nicht. Mit Ausnahme einer weltweiten Pandemie hat mich bisher noch nie etwas davon abgehalten ans Meer und zu dem Menschen zu fahren, dessen Name ebenfalls mit M beginnt. Die Deutsche Bahn wird da keine Ausnahme machen – es gibt schließlich noch andere Möglichkeiten in einen von der ÖBB betriebenen Zug zu steigen, wenn dieser Aufgrund eines Streiks der DB Kollegen der Einfachheit halber in Deutschland nicht zu halten. Dann steig ich eben in Salzburg ein. Über die A8 sind das nur 144,5 Kilometer und das ich kein Auto besitze ist vielleicht nicht optimal aber auch kein unüberwindbares Hindernis, oder? Gli austriaci sono comunque più simpatici dei tedeschi. Also nicht per se, aber zumindest dann, wenn es sich um Zugpersonal handelt. Che rompe palle quest anno é. Ma sono rilassata. Behaupte ich jetzt einfach mal. Di‘ qualcosa!“ 

08:15 Uhr Telefonat mit einer Kollegin in München, die eigentlich erst um 09:00 Uhr zu arbeiten beginnt.

„Warst du schon mal in Salzburg? Eine wunder-, wunderschöne Stadt! Ne, nur so…Der August eignet sich für einen Städtetrip meines Erachtens nach besonders gut. Im Ernst! Ich glaube, dass dieses Jahr die meisten ins Ausland fahren und man die deutschen Städte nicht überlaufen sind. Ja, ich weiß, dass Österreich im Ausland ist, aber halt in Österreich. Nah. Emotional nah. Nächstes Wochenende wäre perfekt für Salzburg. Ich? Ne, ich hab keine Zeit, aber wenn dir das zu viel Fahrerei ist, dann könnte ich dich hin begleiten. Sind zurück nur 144,5 Kilometer über die A8. Ne, mit dem Cabrio ist Blödsinn. So halt, Cabrio ist doof.“ 

08:45 Uhr Telefonat mit einer Freundin, die Urlaub hat und vermutlich gerne ausgeschlafen hätte. 

„Sag mal was für ein Auto fährst du? Ne, sagt mir nix. Aber das hat einen Kofferraum, oder? Also einen normal großen? Ja, super…Warst du schon mal in Salzburg? Eine wunder-, wunderschöne Stadt! Ne, nur so…Der August eignet sich für einen Städtetrip meines Erachtens nach besonders gut. Im Ernst! Ich glaube, dass dieses Jahr die meisten ins Ausland fahren und man die deutschen Städte nicht überlaufen sind. Ja, ich weiß, dass Österreich im Ausland ist, aber halt in Österreich. Nah. Emotional nah. Nächstes Wochenende wäre perfekt für Salzburg. Ich? Ne, ich hab keine Zeit, aber wenn dir das zu viel Fahrerei ist, dann könnte ich dich hin begleiten. Sind zurück nur 144,5 Kilometer über die A8.“

10:00 Uhr Telefonat mit meinem Vater, der anhand der Tonlage meiner Stimme ahnt, dass eine frühzeitige Freigabe zur Adoption vielleicht doch nicht schlechteste Wahl gewesen wäre. 

„Ja, aber warum denn nicht?!? Ich muss das Auto doch nicht in ein Parkhaus stellen, wenn das für zwei Wochen so teuer ist. Ach Blödsinn, das wird doch nicht abgeschleppt…ich bin doch in der Lage am Bahnhof einen Parkplatz zu suchen, an dem Parken erlaubt ist. Nein, musst du nicht abholen. Das mach ich dann zwei Wochen später. Ne…nicht München…Salzburg. Ich würd von da mit dem Zug weiter fahren und dir und Mama meine Monatskarte für den Bus dalassen. Papa…Papa?“

12:00 Uhr Der Mann, der ab und zu mit einer Flasche Wein vor der Tür steht geht nicht ans Telefon und teilt via WhatsApp mit, dass er kein Interesse hat, mich nach Salzburg zu fahren. 

14:00 Uhr Ich habe ein Flixbus Ticket für eine Fahrt nach Salzburg gekauft, dort für den Vorabend ein Hotelzimmer reserviert….weil Salzburg tatsächlich eine wunder-, wunderschöne Stadt ist und mir Reisetabletten besorgt, weil ich in Bussen immer brechen muss. 

19:00 Uhr Ich teile Ihnen mit, dass mir der Streik der Bahn völlig egal ist. Wirklich. Non mi importa niente. Mit Ausnahme einer weltweiten Pandemie hat mich bisher noch nie etwas davon abgehalten ans Meer und zu dem Menschen zu fahren, dessen Name ebenfalls mit M beginnt. Sollte der Bahnstreik nächstes Wochenende in eine zweite Runde gehen….ich bin vorbereitet.