Herr Meier schimpft. Frau Obst auch.

Ich habe einen neuen Freund. Zugegeben es ist eine etwas einseitige Beziehung. Mein neuer Freund weiß nichts von mir. Hat keine Ahnung dass es mich gibt, und wenn er es wüsste oder zu denken fähig wäre, dann wäre es ihm egal. Mein neuer Freund ist der Mars, der jeden Abend von meinem Balkon aus zu sehen ist. Wie so oft, fallen einem die Dinge erst auf, wenn man über sie stolpert. Oder wenn man, wie in meinem Fall, nach 20 Jahren die Sehstärke kontrollieren lässt.  Weiterlesen

Zettelwirtschaft in Büchern

Die kleine Karte ist unscheinbar. Kaum größer als ein Post it. Im Laufe der Jahre ist das rosa Papier dünn und grau geworden. Obwohl ich sie seit über zwanzig Jahren nicht mehr in der Hand hatte, erkenne ich sie sofort wieder. Sie liegt jetzt auf dem Boden vor meinen Füßen und ist aus Milan Kunderas Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ gefallen. Sofort schießen mir die Tränen in die Augen, weil es mir unmöglich ist, nicht an Karenin, den sterbenden Hund im Buch, zu denken. Die Erinnerung an Karenin verschwindet schnell, die Tränen bleiben. Wegen der Karte. Weiterlesen

Achtung, heulende Frau

Es ist ganz still um mich herum. An die Alltagsgeräusche, die aus den anderen Wohnungen und von der Straße bis zu mir klingen, habe ich mich längst so gewöhnt, dass ich sie kaum noch als Geräusche wahrnehme. Es still, aber viel zu laut. Noch in Mantel und Stiefel laufe ich ins Wohnzimmer, knipse im vorbei gehen das Licht an und lasse mich mit Schal und Mütze auf das Sofa fallen. Meine Finger sind noch viel zu kalt um den Stift anständig zu führen und doch schreibe ich sofort los. Es ist still hier auf meinem Sofa und um mich herum. In meinem Kopf ist es nicht still. Er explodiert und etwas brüllt mich an. Etwas, dass ich eben aus dem Lift mit hier rein geschleppt habe und das nicht hier sein sollte. Weiterlesen