Nur mein Nachbarsjunge darf es. Er ist der einzige, dem ich es nicht übel nehme, wenn er bäuchlings auf dem Boden liegt, mit der Taschenlampe unter mein Sofa leuchtet und mir dann mitteilt, dass es dort unten so dreckig ist, dass er auf die kleine, darunter gerollte Playmobil Figur verzichtet. Falls ich jemals dort unter sauber machen würde, könne ich sie gerne behalten. Für einen Fünfjährigen sind das schön formulierte Sätze. So ausgewählt drückt er sich nur aus, wenn etwas seinem ästhetischen Empfinden widerspricht. Ein Empfinden, das bei diesem kleinen Menschen erstaunlich ausgeprägt ist. Ohne ihn würde ich wahrscheinlich noch immer nicht einmal monatlich auch die Unterseite des großen Tisches im Wohnzimmer putzen. Seit Ludwig aber auch unter dem Tisch nach verloren gegangenen Lego- oder Playmobilteilen sucht, wische ich regelmäßig auch unten und entsorge bei der Gelegenheit mögliche Ansätze von Spinnweben. Wie gesagt – er darf das, bei anderen reagiere äußerst empfindlich darauf, wenn man mich auf Defizite meiner hausfraulichen Qualitäten hinweist. Mal ehrlich, was bitte reitet Gäste, ungefragt aber höchst erfreut mitzuteilen, dass die Wohnung für ihr empfinden durchaus etwas ordentlicher sein könnte? Das weiß ich selbst und nicht umsonst lasse ich das grelle Deckenlicht im Wohnzimmer aus, wenn Besuch kommt. Ludwig gab mir den Tipp. Er meinte nämlich, dass es dann bei mir manchmal fast so ordentlich wie bei seiner Mama sei. Ludwig gehört auch zu den wenigen Menschen, die ich gerne um mich habe, wenn ich krank bin.
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