Für die Tonne

Einmal im Jahr miste ich meine Entwürfe-Ordner aus um Platz für neue Gedanken zu schaffen. Behaupte ich. Unter uns…einmal im Jahr lösche ich konsequent alle Entwürfe, weil ich ahne, dass aus ihnen nie mehr als ein Entwurf werden wird. Geschuldet ist dies in erster Linie meiner Schludrigkeit und der Unfähigkeit endlich zu akzeptieren, dass feine Gedanken schon immer im Notzibuch und lediglich unausgegorene Ideenfragmente bei den WordPress Entwürfen landen. Meistens – manchmal findet sich dort aber auch ein kleiner Absatz, den ich ganz vergessen hatte. Der kommt dann ins Notizbuch, wo er gut und gerne auch mal ein paar Jahre liegt, irgendwann aber gesucht, gefunden und genutzt wird. Zwischen abschreiben, übertragen und löschen schreibe ich diesen Text. Und damit der nicht auch in den Entwürfen landet und nächstes Jahr gelöscht werden muss, bekommen Sie ihn zu lesen. Ob er etwas taugen wird? Selbstverständlich – dank ihm, starte ich mit einem leeren 2020iger Entwürfeordner in den Winter.

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Vom Entkalken und Abbrennen von Streichhölzern oder 2021

Alles gut bei ihm, schreibt er. Er würde den Abend zum Entkalken des Toiletten-Spülkasten nutzen. Was man an einem Abend im Jahr 2020 eben so machen würde. Der trockene Humor des besten meiner Freunde bringt mich zum Lächeln und die Gewissheit, dass er nicht scherzt, sondern den Silvesterabend tatsächlich mit dieser profanen Tätigkeit zu verbringen gedenkt, vertreibt ein wenig meine schlechte Laune. Eigentlich sollte er gerade hinter mir in meiner kleinen Küche stehen und den Wein entkorken, während ich das Auberginencurry abschmecke und später mit mir auf dem Sofa lümmelnd in das neue Jahr gleiten. Noch eigentlicher sollte er den Wein entkorken und sich um das Curry, das ich zu kochen versprochen hatte kümmern, während ich im Bad stehe und mich wie jedes Jahr viel zu spät fertig mache, damit wir einer jahrzehntelanger Tradition folgend um Mitternacht weiteren Freunden in die Arme fallen und mit Anlauf in das neue Jahr springen. Dieses Jahr also ein Toiletten-Spülkasten. So viel Rationalität passt zu ihm und auch zu den letzten  Stunden eines Jahres in dem einem das eigene Handy mitteilt, dass auch eine zweite Person vielleicht noch zu viel an Gesellschaft ist.  Weiterlesen

Das 1. Türchen

Jetzt ist er da – der letzte Monat dieses seltsamen Jahres. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe mich auf meine Art mit 2020 ausgesöhnt. Am Sonntag noch, dem ersten Advent, war es seltsam. Überall im Radio liefen die Weihnachtslieder rauf und runter und auf meinem Tisch brannte die erste Kerze am Kranz. Eine Stimmung die ich in jedem Jahr sehr gerne habe und die einen für mich immer besonderen Monat einläutet. Kein anderer Monat steht so sehr für Freundschaft wie der Dezember. Für mich. Denn in diesen Monat packen meine Liebsten und ich seit Jahrzehnten all das, für das die restlichen elf Monate keine Zeit bleibt. Bescheuert, denn es artet jedes Jahr in eine einzige Rennerei und Stress aus.  Weiterlesen

Immer – nur nicht 2020

Es gibt Tage, die sind immer gleich. Egal wie alt man ist, egal wie das restliche Jahr sich gestaltet, an diesen wenigen Tagen im Jahr ist alles wie immer. Es sind Tage, auf die man sich verlassen kann. Tage, die seit Jahrzehnten vielleicht nicht identisch, aber doch sehr ähnlich verlaufen und einem durchschnittlich verrückten Leben das Minimum an Planungssicherheit und Verlässlichkeit geben, das es braucht. In diesem Jahr gibt es sie nicht. Im Jahr 2020 werden selbst jene Tage, auf die man sich sonst felsenfest verlassen konnte, einfach weggespült. Heuer kann man sich auf nichts verlassen und heute spüre ich es auf unangenehme Weise überdeutlich. Weiterlesen