Googeln Sie nicht!

Ich bin wirklich froh, dass es mir schon immer herzlich egal war, was man als Frau tragen soll oder tragen darf. Wie 9 von 10 meiner Freundinnen bin ich mehr oder weniger dem Mainstream hinterher geschwommen und hatte meist einen Mann an meiner Seite, der Entgleisungen im Bezug auf Kleidungsstücke mit dem Zucken der rechten oder wahlweise linken Augenbraue verhinderte. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag Mode und ich ziehe mich gerne schick an. Ich hege eine ausgeprägte Leidenschaft für Cashmere und versuch mich meiner Körper- und Kleidungsgröße entsprechend ansprechend anzuziehen. Seit ich ein Alter erreicht habe bei dem der Monat nicht vor dem nächsten Gehaltseingang endet, achte ich auf Qualität und freue mich über Dauerbrenner wie meine zwanzig Jahre alte Jeansjacke. Merken Sie was? Ich rechtfertige mich sogar bei Ihnen. Fühle mich genötigt eingangs ein paar Sätze zu schreiben, damit Sie mich nicht für eine völlige modische Entgleisung halten. Bin ich auch nicht. Oder vielleicht doch. Weiterlesen

Fremder Alltag I

Blöd ist er nicht, der, der ab und zu mit einer Flasche Wein vor meiner Tür steht. Auch nicht schwer von Begriff. Er versteht sofort, was ich meine als ich ihm kurz nach Mitternacht eine SMS schreibe: „Hey, ich schnuppere gerade in deinen Alltag hinein.“ Warum ich in einer Klinik sei, will er wissen und ich schicke ihm ein Foto des hübschen Nachthemds, das ich tragen muss und das nicht mir gehört. Und das Wort „Idiot“, weil ich seinen Alltag in meinem nicht wirklich brauchen kann. Nicht diesen Alltag. Nicht den, der nach Desinfektionsmittel, Latex und Erbrochenen riecht. Vielleicht bin auch nur ich es, die gerade so riecht und der Rest des Krankenhauses duftet fein nach den Menschen die darin arbeiten. So wie er, zum Beispiel. Und, fragt er mich und ich schreibe ihm, dass es seltsam ist so plötzlich im Alltag eines anderen aufzuwachen. Er ist so anders als der meine. Tippen geht also noch, antwortet er mir und fügt einen Smiley, der die Augen verdreht, bei. Ja, schreibe ich und konzentriere mich wieder auf die vielen Geräusche vor der Türe. Ob hier alle Schuhe mit quietschenden Sohlen tragen, frage ich mich und ihn, ob das in einem Krankenhaus Einstellungsvoraussetzung ist. Sie kriegen den Job, aber nur, wenn ihre Sohlen ordentlich laut quietschen. Quietschen deine Sohlen, frage ich ihn und weiß, dass er beim Lesen nicht lächelt sondern die Augen verdreht, weil ich ihm noch immer nicht gesagt habe, warum ich in seinem Alltag herumliege. Weiterlesen