Hildes Honig

Wenn man sich begrüßt, dann hat man sich die Hand zu geben. Hilde, die ich nie zu vor gesehen hatte, bestand auf diese Geste der Höflichkeit und ignorierte, dass ich halbnackt vor der Toilette stand und gerade in frische Unterwäsche schlüpfte. Grüß Gott, ich bin die Hilde, sagte sie, nahm meine Hand um sie kräftig zu schütteln und ging wieder. Eine Viertelstunde zuvor hatten wir uns schon einmal begrüßt. Da stellte sie ihr Mann, der sie brachte, als Frau Korres vor und sie hatte nur genickt. Wenn man neu in ein Krankenzimmer kommt, dann will man vielleicht erst wissen, was die anderen haben, bevor man ihnen die Hand schüttelt. Ob es Frau Korres herausgefunden hat, weiß ich nicht, aber es schien ihr wichtig zu sein, mir noch schnell die Hand zu geben, bevor man mich kurze Zeit später Richtung OP schob. Wahrscheinlich war ich vor Aufregung so blass, dass sie sich nicht ganz sicher war, mich noch einmal zu sehen.  Weiterlesen

Ein Witz

Den dümmsten und unpassendsten Satz des Tages, murmelte ich heute morgen schon um kurz nach halb acht. Es handelte sich um eine Aussage, die ich weniger wegen ihres Informationsgehaltes mitteilte, als vielmehr um die unangenehme Stille die mich umgab zu überbrücken.  Leise teilte ich der vor mir hockenden Frau mit, dass ich keine Krampfadern hätte, was ja eigentlich ganz gut war, im Moment aber auch ein bisschen schade. Oder nicht? Schob ich vorsichtig hinterher, weil ich in diesem Moment bereits ahnte, dass ich mich in einer jener Situationen befand, in der man es sehr schätzte, wenn ich einfach gar nichts mehr sagte. Weil man Patienten in Arztpraxen aber selten den Mund verbietet, quälte sich die hockende Frau ein Lächeln ab und teilte mir mit, dass ich anscheinend überhaupt keine Adern hätte und das sei eigentlich gar nicht gut. Sie deutete auf meinen bereits ziemlich zerstochenen Unterarm und schob ein nicht ganz so freundliches „oder nicht?“ hinterher. Eigentlich war es sogar ziemlich unfreundlich und zum widerholten Male an diesem Morgen fragte ich mich, ob man als Arzthelferin Patienten ohne auffindbaren Blutgefäßen ab einer gewissen Anzahl von Fehlversuchen Hausverbot erteilten durfte. Falls ja, wurde es langsam eng für mich und es täte mir sehr leid, mir einen anderen Arzt suchen zu müssen. Wahrscheinlich wäre das eh sinnlos. Mittlerweile glaube ich, dass es eine Bundesweite schwarze Liste für Patienten ohne Adern gibt. Ganz oben steht mein Name und ich weiß auch wer ihn darauf gesetzt hat. Es muss dieser eine Anästhesist aus Starnberg gewesen sein. Weiterlesen

Frau Irsaj ist abgängig

Es gibt Orte, die sind mir fremd. Kleine, in sich geschlossene Universen, die ich nur vom Hörensagen kenne und in deren Dunstkreis ich bisher immer nur kurz und oberflächlich eingetaucht bin. Polizeistationen zum Beispiel. Dort war ich bisher nur ein einziges Mal und ich kann Ihnen versichern, dass es sich um ein großes Missverständnis handelte. Sowohl die diensthabenden Beamten als auch ich, waren überaus froh, als sich unsere kurze Begegnung dem Ende zuneigte. Ich muss da nicht hin. Es reicht mir völlig ab und zu einen Krimi oder eine Vorabendserie zu sehen. Ähnlich geht es mir mit Krankenhäusern. Die mag ich nicht, weil ich mich mit ihren Abläufen nicht auskenne. Polizisten und Ärzte dagegen, mag ich. Aus mir unverständlichen Gründen, üben letztere sogar eine ganz besondere Anziehung auf mich aus. Möglicherweise gefällt mir der Gedanke, bei einem plötzlichen Herzinfarkt oder dem versehentlichen aufschneiden der Pulsadern beim Spülen von Weingläsern in guten Händen zu sein. Ihr berufliches Umfeld aber, ist mir fremd. Ich bin mit solch robuster Gesundheit gesegnet, dass ich die heiligen Hallen eines Krankenhauses bisher nur mit Blumen und Schokolade zu kurzen Besuchen betreten habe. Umso unangenehmer war es mir ein solches vor kurzem betreten zu müssen. Es stellt einen  vor ganz neue Herausforderungen. Vielleicht nicht jeden. Aber mich. Weiterlesen

Bitte…(sprechen Sie das Wort in der gewünschten Emotion aus)

Robbie Williams und ich pflegten über lange Jahre ein sehr innige, fast schon intime Beziehung. Zugegeben, sie war etwas einseitig. Aber meine Leidenschaft reichte locker für uns beide. Zum Leidwesen meines damaligen Freundes, der an meinem Verstand zu zweifeln begann, als ich mich in den Tiefen des Internets auf die Suche nach einem 1,85 m großen Pappaufsteller dieses Mannes begab. (Das dieser nicht für unser Schlafzimmer bestimmt war und letztendlich der Grund ist, dass ich heute hier schreibe können Sie  hier nachlesen.) An den Rand der Verzweiflung getrieben habe ich ihn aber erst, als meine bisher geheim gehaltene Leidenschaft in über 250 Kinos weltweit öffentlich gemacht wurde. Weiterlesen