Konzert der anderen Art U-Bahn Gedanken

Jeden Morgen bekommt man es. Ob man will oder nicht. Pünktlich zum Start in den Tag kommt man bei den Münchner Verkehrsbetrieben in den Genuss eines Konzertes der ganz besonderen Art. Je nach Uhrzeit und Strecke ist es ein anderes. Keinen Morgen klingt es gleich, variiert in den unterschiedlichen Verkehrsmitteln und passt sich kaum merklich den Jahreszeiten an. Besonders klar und vielfältig sind die Klänge in den S-Bahnen, was wohl daran liegt, dass die Musiker hier mehr Zeit verbringen und ihre Instrumente ordentlich stimmen und zum Einsatz bringen können.  Das Ensemble der Münchener Verkehrsbetrieben besteht ausnahmslos aus den Fahrgästen. Diese sind Musiker und Zuhörer zugleich. Leider zeichnen sind nicht alle von ihnen durch ausgeprägte Musikalität aus. Das lässt sich schon alleine daran erahnen, dass kaum ein Musiker auf den anderen achtet. Weiterlesen

Flitter im Magen

Die Ski stehen in der hintersten Ecke des Kellers und klemmen zwischen alten Regalen und wuchtigen Terracottatöpfen. Die Bindungen hängen aneinander und mit jedem Zerren und Reißen verhaken sie sich mehr ineinander. Man muss sehr wütend sein, um als Frau mit einem Fußtritt einen Tontopf zu zerbrechen und ein Paar Skistöcke zu verbiegen. Leichter geht es, wenn man erfährt, dass der Mann den man zu heiraten beabsichtigte, seit über zwei Jahren eine weitere Beziehung führt. Dann räumt man einen Keller nicht aus, sondern wütet darin so energisch, dass sich die Muskelpakete des Umzugsunternehmens dezent im Hintergrund halten und sich jeden Kommentar verkneifen, wenn man sie bittet genau die Hälft des Kleiderschrankes abzubauen. Sie kennen das. Ich kannte es nicht. Ich hatte bisher nur eine Beziehung, die ich nach ihrer Beendigung als pure Zeitverschwendung empfand. Um eine solche Beziehung weint man nicht. Man zerschlägt Terracottatöpfe, schimpft sich selbst einen Idioten und hat eine solche Wut im Bauch, dass man über sich selbst erschrickt. Die kaputten Ski ließ ich damals im Keller liegen und dachte an sie nach kurzer Zeit genauso wenig, wie an den Mann, den ich zurück gelassen hatte. Sechs Jahre pure Zeitverschwendung. Toben, schreien und wüten, wie nie zu vor und dann….abhaken. Heiße Luft hinterlässt keine Erinnerungen. Nicht einmal unschöne. Weiterlesen

Synchron tanzende Männer? Ich bitte Sie!

Ich bin kein Fan. Von nichts und von niemanden. Ich mag Menschen, manchmal auch Musiker und ich mag Dinge, Orte oder Begebenheiten. Als Fan würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen. Mit großem Glück und einem ersten, fünf Jahre älteren Freund, ging auch der Kelch zum Boy-Band Fan zu mutieren an mir vorüber. Synchrontanzende Männer fand ich albern. Als die tanzend Deutschland eroberten, saß ich in einer Garage und beobachtete, wie mein Freund seine Vespa frisierte. Konzertkarten konnte ich mir bis in die Zwanziger nicht leisten. Ich saß mit meinem Freunden mit einem Kasten Bier an der Isar und wir hörten die Charts im Radio. Eingestiegen bin ich erst, als ich mir einen lebensgroße Pappfigur von Robbie Williams kaufte und begann Romane zu schreiben. Nicht im übertragenen Sinn – ich schrieb drei- bis achthundert Seiten lange Romane. Über Robbie Williams. Fast über Robbie Williams. In meinen Erzählungen war er Maler, Schreiner oder Student und ich lieh mir nur sein Äußeres, seinen destruktiven Lebensstil und seine Angewohnheit in den Neunzigern wild kopulierend durch die Lande zu ziehen. Woher ich weiß, dass er das tat? Ich stand in der Hotelbar (fast) neben ihm und konnte es beobachten. Aus Recherchezwecken. Man kann nicht vernünftig über einen Maler schreiben, wenn man ihn nicht live beobachtet hat. Mit etwas Phantasie ist es ein leichtes die aufgedonnerte Blondine durch eine Leinwand und das Glas in der Hand durch einen Pinsel zu ersetzen. Weiterlesen

Bitte…(sprechen Sie das Wort in der gewünschten Emotion aus)

Robbie Williams und ich pflegten über lange Jahre ein sehr innige, fast schon intime Beziehung. Zugegeben, sie war etwas einseitig. Aber meine Leidenschaft reichte locker für uns beide. Zum Leidwesen meines damaligen Freundes, der an meinem Verstand zu zweifeln begann, als ich mich in den Tiefen des Internets auf die Suche nach einem 1,85 m großen Pappaufsteller dieses Mannes begab. (Das dieser nicht für unser Schlafzimmer bestimmt war und letztendlich der Grund ist, dass ich heute hier schreibe können Sie  hier nachlesen.) An den Rand der Verzweiflung getrieben habe ich ihn aber erst, als meine bisher geheim gehaltene Leidenschaft in über 250 Kinos weltweit öffentlich gemacht wurde. Weiterlesen

Als wir Robbie Williams in die Wüste schickten

So vieles wird geschrieben. Banales, Kluges, Nützliches und sehr viel Dummes. Fragt man diejenigen, die nur um des Schreibens willen schreiben, wie sie dazu gekommen sind und wann sie damit begonnen haben, erfährt man meist hübsche Anekdoten oder interessante Begebenheiten. Auch ein Blick ins Editorial oder die Rubrik „über mich“ eines Blogs lohnt. Häufig beantwortet er die Frage, wie es begonnen hat. Das Schreiben.
Bei mir nicht. Weiterlesen