Florale Peinlichkeit

Wenn du darüber etwas auf deinem Blog schreibst, wird sie dir die Freundschaft kündigen, sagte Alex, einer meiner ältesten Freunde und deutete mit ausladender Geste  in einen über und über mit Rosen dekorierten Schlossgarten, den Schauplatz einer Hochzeit zu der wir beide geladen waren. Eine Hochzeit zu der wir aus Kostengründen – wie das Brautpaar ungeschönt in die Einladung schrieb – ohne Partner eingeladen waren und ziemlich verloren und blöd herum standen, weil wir sonst niemanden kannten. Das wird sie sowieso, versicherte ich ihm, nachdem ich kurz überschlagen hatte, dass mein Geschenk für das Brautpaar angesichts dieser pompösen Feier eine lächerlich geringe Anzahl von Scheinen enthielt. Bei uns ist es üblich, das eigentliche Geschenk durch das „Mahlgeld“ zu ergänzen – einige Geldscheine im Kuvert, die in etwa dem entsprechen, was man an diesem Tag konsumiert. Ein für das Brautpaar praktischer Brauch, denn bayerische Hochzeiten zeichnen sich oft durch viele Gäste und bis zu drei Mahlzeiten aus. Da möchte man das Brautpaar ja nicht schon in den Anfangstagen der Ehe finanziell ruinieren. Wieviel, fragt mich Alex, über den Rand der Bierflasche,  ich zucke mit den Schultern und weil er nicht locker lässt, nenne ich ihm den Betrag in Höhe von 75 Euro. Er zuckt zusammen. Ohne Mahlgeld will er wissen und ich verneinen. Es könne doch keine ahnen, dass die hier schon nach der Kirche mit Lachs und Kaviar anfangen und den Champus raushauen als wäre es Wasser. Von letzterem sollte ich dann besser die Finger lassen, werde ich schmunzelnd angewiesen. Der sei bei meinen 75 Euro nun wirklich nicht mit drin. Ich nicke und nehme ihm die Bierflasche aus der Hand. Bevor er protestieren kann lege ich los. Weiterlesen

Nicht geschafft

Sie hätten sich auf dich gefreut, sagen die Trauzeugen und ich sehe, dass es ihnen jetzt Umstände macht, mich alleine hier stehen zu sehen. In unserem Alter ist es doch normal die Sitzordnung einer Hochzeitsfeier streng nach „Mann-Frau-Mann-Frau“ auszulegen. Ich verstehe, dass es ihnen nun schwer fällt mich unter zu bringen und wundere mich nur kurz, weil ich nur für mich und nicht für dich zugesagt habe. Unsicher tippelt die, welche die Trauung bezeugt hat auf ihren hohen Absätzen auf und ab und schüttelt hektisch den Kopf als der, der das auch tat, in Richtung des Kindertisches deutet. Doch, das sei schon in Ordnung sage ich, umarme noch einmal zur feinen Organisation beglückwünschend und gehe dann an den einzigen Tisch, dessen Blumenvase bereits mehrfach umgekippt ist. Weiterlesen