BG, Santa Maria

Mein Kollege bittet mich, leise zu sein. Er wählt dabei die Worte „Halt den Mund!“. Für ein Büro in dem die elementarsten Regeln des Anstands gelten sollten, ist das etwas ruppig, um nicht zu sagen, unangebracht. So unangebracht, wie ihn darauf hin zu bitten, doch ins Homeoffice zu gehen und seine schlechte Laune dort mit den eigenen vier Wänden zu teilen. Er und ich, wir mögen uns, und entscheiden uns deshalb, erst einmal getrennte Wege zu gehen. Er zur Kaffeemaschine und ich zum Drucker. Unser Büro atmet erleichtert auf und die Birkenfeige in der Ecke bemüht sich, die dicke Luft zu reinigen. Erst im winzigen Technik-Kabuff stehend, wird mir klar, dass ich summe.
Unangenehm….den erstens summe ich vermutlich bereits seit einiger Zeit und zweitens kann ich nicht ausschließen, einzelne Teile meines Ohrwurms laut ausgesprochen zu haben. In diesem Fall wäre die Aufforderung den Mund zu halten durchaus berechtigt gewesen. Während ich Papier nachlege kontrolliere ich mich summend selbst. Mhm…ja…ich habe ganz sicher einzelne Worte laut gesagt bzw. gesungen. Mache ich gerade ja auch. Leise summend eine Melodie und dann (überraschend laut)….SANTA MARIA!!!!….melodisch summend….AUS TRÄUMEN GEBOREN!!!….summ, summ….DAS WIE FEUER BRENNT!!!!!
Ok, ich hätte mir vermutlich den Locher gegen den Kopf geworfen, wäre ich mir selbst gegenüber gesessen. Das „Halt den Mund“ war ok.

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Ankunft ungewiss. U-Bahn Gedanken

Gestern Abend um 19:18 Uhr schrieb mir einer, der ab und zu mit einer Flasche Wein vor meiner Tür steht und selten die U-Bahn benutzt, folgende Nachricht: „Läuft jetzt doch. Ich bin in 10 Minuten da“. Kurz zuvor hatte er mir via Textnachricht mitgeteilt, dass es aufgrund von Sanierungsarbeiten auf der Strecke „einiges an Problemen gäbe“ und er sich verspäten würde. Naiv und doof wie ich bin, postete ich einen Screenshot seine Nachricht (unter anderem hier) und ergänzte sie mit dem humorigen Zusatz, dass ich bis zu seiner Ankunft dann ja noch locker Zeit für ein entspanntes Vollbad hätte.
Klüger wäre es gewesen, ihn nach dem Hinweis auf Bauarbeiten auf der Strecke sofort darum zu bitten, den U-Bahnhof zu verlassen und sich ins Taxi zu setzen. Auf keinen Fall hätte ich zulassen dürfen, dass er versucht mit den Öffentlichen zu mir zu kommen. Auf der Homepage der MVG stand: „Bitte achten Sie entlang der Bahnhöfe der U2 auf Ansagen im Fahrzeug sowie am Bahnsteig und an den direkt betroffenen Bahnhöfen auf die örtliche Beschilderung.“ Der Mann mit dem Wein, schafft das nicht. Auch wenn er sonst nicht blöd ist….örtliche Beschilderung? Keine Chance. Ein Mann wie er vertraut auf sein Gefühl und nicht auf Schilder. Leider geht das – ähnlich wie bei Bauanleitungen von Ikea – in der Regel schief. Auf der Seite der MVG stand auch: „Bitte weichen Sie – je nach Fahrtziel – auf die U3 oder die Tram 28 aus.“ Wenn der Mann, der auf dem Weg zu mir war, sich in die Tram 28 verläuft, dann landet er im Museumsviertel und nicht bei mir. Dieser ansonsten durchaus lebensfähige Mann, ist im Münchner Nahverkehr gefährdetet als ein Vierjähriger, der versehentlich von seiner Mutter getrennt wird. Steigt der versehentlich in die U3 ein, kommt er am Ende noch in Moosach raus und steigt dort in eine S-Bahn ein, die ihn dann endgültig ins Nirvana befördert. Kurz: Ich hätte verhindern müssen, dass er in eine U-Bahn steigt.
Sie denken, ich übertreibe? Dann lehnen Sie sich zurück und lesen Sie unseren Nachrichtenverlauf.

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Sommer – dank mir etwas anstrengend

Morgen machen wir uns einen ruhigen Tag, sage ich zu meiner Freundin und schnappe mir die letzte Nudel aus der Pfanne. Morgen, plane ich weiter, verabschieden wir uns in aller Ruhe vom Sommer – nur du und ich und ganz in ohne Stress. Die Temperatur an diesem Montag wird noch einmal fast hochsommerlich warm sein und keiner meiner Freunde ist hier. Sie haben den Sommer bereits beendet und der, der mir am wichtigten ist, ist gerade dort, wo ich sonst bin – in München. Auf der Wiesn. Klar, es ist Italienerwochenende. Das Wochenende an dem ich ans Meer flüchte und er, der seit vielen Jahren mehr Italiener als Münchner ist, in die alte Heimat zurück gekehrt ist. Blöde Planung, meint meine Freundin und ich zucke mit den Schultern. Vielleicht, andererseites haben wir einen ganz besonders schönen Tag vor uns. Den letzten richtigen Sommertag, bevor uns in München der Herbst erwartet und den wir ganz für uns haben. Morgen machen wir es uns gemütlich, sage ich zu meiner Freundin und verdrehe die Augen, als sie mit einem „abwarten“ antwortet und sich mit einem Glas Wein auf den Balkon setzt. Sie kennt mich. Und den mutigsten meiner Freunde auch. Vielleicht mittlerweile ein bisschen zu gut.

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Von grau zu bunt

An manchen Tagen ist meine Heimatstadt hässlich. Selten, aber wenn sie sich einen grauen Schleier umhängt, dann sieht sie scheußlich aus. Ein Hochsommerregen macht München noch nicht hässlich. Wenn der ganze Juli aber ins Wasser fällt, dann drückt das auf die Stimmung. Selbst auf meine. Dann nützt die größte Vorfreude nichts mehr und die Laune wird grau. Erste Reihe….so ein Schwachsinn. Jeder mit Verstand hat Sitzplatzkarten. Wenn überhaupt. Weit über 100 Euro für etwas, das man sich mit einem Glas Wein in der Hand und trocken auch ganz bequem als ältere Aufzeichnung auf Youtube ansehen kann. Irgendwie schon bescheuert, jetzt loszurennen. Noch bescheuerter die Bekannten, die das komplette Programm auffahren. Die eine hat im Status den Olympiaturm bei Sonnenaufgang. Wie dämlich kann man sein bei der Wetterprogonse um 06:47 Uhr in den Olympiapark zu gehen. Sehr, wenn Sie mich fragen. Ich lehne gegen 11.00 Uhr in der U-Bahn und habe schlechte Laune. Graue Laune. In eine solche kann ich mich gut reinsteigern. Obwohl das Bild der Bekannten wirklich schön ist. Auch das zweite. Da sitzt sie mit anderen unter einem Unterstand und wartet. Warten…stundenlang. Ja, früher waren das tolle Tage. Aber heute…was zum Henker haben wir in der Zeit früher gemacht? Ich bin grau. Grau und alt. Uralt. An einem Konzerttag ist das mehr als ungut.

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Teilchen – anspruchslos aber hartnäckig

Ich bin wieder da. In München. Finalmente (endlich) murmelt jetzt vielleicht meine Freundin mit der gemeinsam ich die letzten zwei Wochen in Ligurien am Meer war. Sicher nicht, weil ihr das Meer und der Urlaub zuviel geworden wäre. Eher, weil ich sie jetzt morgens nicht mehr mit der Yogamatte unter dem Arm anstrahle und an unsere Verabredung mit Gabi – der Trainerin auf YouTube – erinnere. Eine Verabredung die sowohl der Gabi, die von meiner Existenz nichts weiß, als auch meiner Freundin eigentlich völlig schnuppe sind. Schließlich bin ich die einzige, die sich vorgenommen hat, die zweite Lebenshälfte als sportlich motiviere Frau zu bestreiten. Ich bin aber ein Mensch, der gerne teilt. Alles. Emotionen, Gummibärchen und eben auch die Dinge, die mir Freude bereiten und Dinge, die mich im Urlaub reichlich Überwindung kosten. Wie zum Beispiel Sport am Morgen. Weil ich mir sicher bin, dass meine Freundin auch gerne teilt, habe ich mich gleich, wenn sie aufgewacht ist, mit der Matte unter dem Arm zwischen sie, ihren Morgenkaffee und die Fensterfront gestellt und motiviert angelächelt. Sie hat mitgemacht, ist aber vermutlich heilfroh, mich jetzt wieder los zu sein und nicht noch im Halbschlaf von so einer widerlich fröhlichen Frühaufsteherin abgefangen zu werden.

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Isar?

Isar? schreibt einer, den ich fast schon mein ganzes Leben lang kenne. Unbedingt, antworte ich und schalte die Kaffeemaschiene aus. Wenn man aus einem einzelnen Wort mit Satzzeichen genauso viel Information wie aus einer drei Minuten Sprachnachricht ziehen kann, dann kennt man sich nicht nur lange, sondern auch gut. „Isar?“ ist gleichbedeutend mit: „Meine Neujahrsvorsätze haben auch dieses Jahr nichts gebracht. Ich habe in diesem noch jungen Jahr jeglichen Schrei meines Körpers nach Bewegung so konsequent ignoriert, dass mir mein Rücken jetzt so weh tut, dass ich mich gezwungen sehe, ihm kurzfristig entgegen zu kommen. Alleine habe ich keine Lust und kenne dich gut genug, um zu wissen, dass es dich bei Sonnenschein eh raustreibt. Ich schreibe dir in letzter Zeit so selten, dass ein einziges Wort reichen wird und ich mir sämtliche Floskeln sparen kann, weil du mich sicher gerne sehen willst.“ Aus meinem „Unbedingt“ kann er im Gegenzug herauslesen, dass ich es so schäbig finde mir nur ein Wort und ein Satzzeichen aufs Display zu werfen, dass ich mir das eigentlich angebrachte Satzzeichen in Form eines Ausrufezeichens spare. Wir kennen uns vielleicht ein bisschen zu gut und eine halbe Stunde später, als er vor meiner Türe steht, sage ich ihm, dass wir uns bei noch weniger Worten aufs Gedankenlesen verlegen müssen.

Er sagt ok, und wir gehen an die Isar. Ok ist ein Wort mit nur zwei Buchstaben. Fügt man einem so kurzem Wort für die nächste Viertelstunde kein weiteres hinzu, sollte man sich besser in Gesellschaft einer wirklich guten Freundin befinden, um nicht als mundfaul und verstockt zu gelten. Einer Freundin, die nicht unbedingt Worte braucht, weil der Weg zur Isar auch so genug zu erzählen hat. Wir kommen an der Wohnung vorbei, in der ich aufgewachsen bin und schauen beide automatisch zum Küchenfenster, als würden wir erwarten, dort meine Mutter zu sehen. Erinnern uns wortlos an die Kneipe gegenüber in der wir vor einem halben Leben, im Sommer Eis gekauft haben und wundern uns über einen Zebrastreifen, den es noch nicht gab, als wir todesmutig die große Straße überquerten, die heute eigentlich recht klein und ruhig ist. Erreichen den Park und gehen den kleinen Trampelpfad um den Spielplatz herum um uns zu versichern, dass der kleine Weiher dahinter noch immer da ist. Für so etwas braucht es keine Worte. Wir machen das immer, wenn wir hier sind. Ohne dass es uns sonderlich interessiert, sonder vermutlich nur, weil wir es schon immer so gemacht haben. Alles gut, frage ich ihn und er antwortet mit auf meine Zwei-Wort-Frage mit einem Wort. Selbstverständlich. Also nicht. Wir gehen weiter. An den Tischtennisplatten vorbei. In einem Leben, das schon lange vorbei ist, stellten wir dort fest, dass Tischtennisbälle grüne Flammen schlagen, wenn man sie anzündet. Die Platten sind noch dieselben wie damals.

Auch die Buchen. Warum auch nicht. Buchen bleiben für gewöhnlich dort wo man sie das letzte Mal gesehen hat. Nicht ganz so gewöhnlich ist es, dass man unter ihnen auch dreißig Jahre später noch weiß, welche Sommernachmittage man unter ihnen verbracht hat. Wir setzen uns auf eine Bank in der Sonne. Die Bänke hier haben vielleicht andere Bretter bekommen – aber sie sind noch hier. Genauso wie die Grillplätze. Die Isarbrücken eh und die Kiesel darunter sind genauso warm, wie sie es in der Sonne immer waren. Der Kiosk steht dort wo er schon immer stand und wir setzen uns ans Wasser. Er hat hellbraune Augen und im rechten einen dunkelbraunen Fleck. Schon immer. Ich bitte ihn, nachzusehen ob in meinen Grünen noch der goldene Punkt ist. Er schüttelt den Kopf. Schlammbraun und nicht einer sondern zwei Punkte. Schon immer, sagt er und dass sich für seinen Geschmack gerade zu viele Dinge zu schnell ändern und verschwinden. Diesmal antworte ich mit nur einem Wort: Nein.

Nichts ändert sich. Weder unsere Ein-Wort-Gespräche, wenn es ihm nicht gut geht, noch unser liebster Ort, wenn einem von uns die Worte fehlen. „Isar?“ bedeutet seit über dreißig Jahren nämlich auch, dass gerade alles aus dem Ruder läuft und einer von uns dringend etwas vertrautes braucht.

Schnee

Auf Instagram fragt einer, ob es denn wirklich geschneit hat, wenn man nicht ein Foto postet. Vermutlich nicht, denn alle meine Freunde posten ein Scheefoto. Das mag man albern finden. Das mag man dann mit schlechter Laune unter all die Posts schreiben. Oder man schmunzelt, postet sein eignes Foto und gesteht sich ein, dass sie tatsächlich, nach all den Jahren, noch immer etwas besonderes sind – die ersten Flocken.

Den ersten Schnee des Jahres gibt es nur einmal und jedes Mal ist es etwas ganz besonderes. Wunderschön ist es, wenn man morgens aufwacht und ihn riecht noch bevor man die Augen öffnet und sieht, was man ahnt. Alles weiß. Dann fühlt es sich so an. Anders, aber genauso schön ist es, wenn man spät abends vor die Türe tritt und mitten im Gespräch plötzlich merkt, dass es kein feiner Nieselregen ist, der die Nasenspitze kitzelt, sondern erste feine Schneeflocken. Dann muss man unbedingt stehen bleiben, den Kopf in den Nacken legen und die Augen schließen. Mindestens drei Atemzüge lang sollte man so stehen bleiben und es muss einem unbedingt egal sein, ob einen Menschen von hinten fast umrennen oder für bescheuert halten. Der erste Schnee in einem Jahr ist so schön und so wertvoll, dass einem alles egal sein sollte. Vielleicht nicht die Winterreifen, die man noch aufgezogen hat, aber sonst fast alles.

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Im Regen

Fast hätte ich sie nicht erkannt, die abgespannt aussehende Frau, die sich im übervollen Bus zwischen Kinderwagen und Rucksäcken an eines der Fenster presst. Länger als höflich sehe ich sie an, weil sie mir bekannt vorkommt. Ihr Gesicht gleicht dem meinem, das sich müde in der regennassen Scheibe spiegelt. Erst als sie meinen Blick erwidert, erkenne ich ihn ihren Zügen, das 13-jährige Mädchen, das ich einmal gut kannte. Trotzdem hätte ich sie fast nicht angesprochen. Zwischen dem Mädchen, das zu erkenne ich glaube und der Frau am Fenster, liegt ein ganzes Leben. Eher zwei Leben, denn auch ich habe mich verändert und sie braucht einen Moment bis sie mich einordnen kann. Dann lächelt sie und kämpf sich durch die Menschen im schmalen Gang zwischen den Türen.

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Che fine hai fatto? Roza

Seit Jahren spiele ich mit dem Gedanken Facebook zu löschen. aum ein Mehrwert und sehr viele Gründe diese Datenkrake mit ihrer fragwürdigen Monopolstellung nicht weiter mit persönlichen Informationen zu füttern. Nur selten poste ich dort etwas. Meine Blogartikel und die Bilder vergangener Lesungen, aber kaum etwas privates. Aus den bekannten Gründen. Und doch bin ich dort noch immer angemeldet und wünsche mir manchmal, dass es all die sozialen Netzwerke und Apps zur Kontaktaufnahme schon gegeben hätte, als ich in Italien lebte. Damals hatte ich weder ein Smartphone noch einen PC. Ich hatte ein kleines Telefonbuch in das ich die Handy- oder Festnetznummern händisch neben dem Namen eintrug. Dem Namen – Singular. In diesem Buch sind Nummern von Lello, Leo, Checo, Francesca, Raffa, Renzo, Nino, Roza und vielen mehr. Alle ohne Nachnamen. Die Namen wurden im Zug, am Strand oder am See so schnell eingetragen, wie man sich kennen lernte. Der Gedanke, dass die meisten ihre Handynummern in den kommenden Jahren ändern könnten, kam mir nicht, als ich zurück nach Deutschland ging. Wie dumm, von meinem jungen Ich, so gedankenlos gewesen zu sein. 95 % meiner Bekannten aus der damaligen Zeit habe ich deshalb aus den Augen verloren. In den ersten Monaten zurück in Deutschland passierte so viel, dass ich mich nicht bei allen regelmäßig meldete. Schon zwei Jahre später waren die meisten Nummern schon nicht mehr gültig und die E-Mail Adressen, die meine Bekannten meist selbst mit meinem Bleistift eingetragen haben, unleserlich oder ebenfalls veraltet. Auch meine Handynummer hatte sich geändert. Lello, Checo, Nino und Claudia sind aus meinem Leben verschwunden und es tut mir leid.

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Natraj mit Rhett Butler

Verdammt, ich fluche leise, als ich mich durch mein Kellerabteil schiebe und im Dunklen an etwas stoße. Ein leises Lachen verrät mir, dass ich Paul und keinen Karaton angerempelt habe. Zum bestimmt fünften Mal an diesem Abend. Jedes Mal, wenn das Licht im Keller ausgeht, muss sich einer von uns den Weg nach draußen bahnen, um es für kurze drei Minuten wieder anzumachen. Seit meiner nächtlichen Ansprache zur Energiekries vor versammelter Nachbarschaft, darf ich mich über die kurze Zeitschaltuhr nicht beschweren und fluche nur ganz sanft. Ich stoße mit dem Gesicht gegen den Pauls Rücken und höre sein Lachen jetzt von oben und nicht mehr unten. Wir tasten uns kichernd an der Wand des Kellers entlang und als wir gleichzeitig nach dem Lichtschalter greifen und uns gegenseitig kichernd auf die Finger klopfen, entsteht im wieder angehenden Licht für einen kurzen Moment eine etwas peinliche Stille. Kein Wunder, denn sind wir beide nur im Keller, weil uns Halloween und die nach Süßigkeiten bettelnden Kinder auf die Nerven gehen. Unsere Wohnungen sind beide über Laubengänge zu erreichen und wenn wir unsere Türen nicht öffenen, klopfen die Eltern der Kinder an unsere Fenster. Da wir nicht im Dunklen sitzen wollten, sind wir geflohen. Dass wir das nun trotzdem tun und beide vorgaben unsere Keller ein wenig aufzuräumen ist reichlich albern. Anfangs mittlerweile aber ganz lustig. Paul grinst und hält mir eine CD unter die Nase. Eine die er auch einmal hatte. Eine, die vermutlich jeder in unserem Alter einmal hatte und die ich mir mit siebzehn gekauft habe. Wir gehen zurück in mein Kellerabteil und hocken uns wieder vor den Karton mit meinen alten CDs und Kassetten. Drei Minuten lang wühlen wir uns durch meine musikalische Vergangenheit, erkennen einen ähnlichen Musikgeschmack und rempeln uns an, als das Licht erneut ausgeht.

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