Mir war danach U-Bahn Gedanken

Bist du glücklich, erkundigt sich Nora am Bahnsteig und ich nicke ungefragt. Nora telefoniert und dass sie Nora heißt, weiß ich nur, weil sie sich gerade eben so am Telefon gemeldet hat. Doch ja, ich bin glücklich, denke ich und sage es nicht laut, weil Nora mit einer mir unbekannten Person telefoniert und sich vermutlich nicht für das Glück fremder Leute interessiert. Das kann ich natürlich nicht wissen, aber ich vermute es. Wenn eine im Berufsverkehr am Bahnsteig mittig auf einer Bank sitzt und die Plätze neben sich Hand- und Sporttaschen blockiert, dann vermute ich ein klein wenig Egoismus. Glücklich bin ich gerade trotzdem. Das habe ich festgestellt, weil Nora die Frage noch einmal ins Telefon gesprochen hat. Ja, doch…ich bin relativ glücklich, weil mir in diesem Moment – außer einem Sitzplatz – nichts fehlt.

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Polyamo…was? II

Draußen schneit es und ein kalter Wind weht. Hier drinnen ist es warm und es gefällt mir, das muntere Treiben der Flocken zu beobachten während ich meine Hände einer großen Tasse Milchkaffee aufwärmen kann. Heute und hier braucht es etwas warmes, weil mich die Gespräche am Tisch kalt lassen. Es fällt mir schwer, die Begeisterung dieses Paares, das ich nicht kenne, zu teilen und schon jetzt nach nur einer halben Stunde, wäre ich lieber zu Hause geblieben. Drinnen bei mir, auf dem Sofa, eine Tasse Milchkaffee in der Hand und das Treiben der Schneeflocken beobachtend. Ich mag es, dass man in dem Dorf München, beim Frühstücken überdurchschnittlich oft Bekannte und Freunde trifft, weil wir doch immer die gleichen Orte aufsuchen. Es ist schön, sich mit Menschen zu unterhalten von denen man zuvor noch nichts wusste und die man jetzt nur kennen lernt, weil sie die Begleitung von jemanden sind, den man kennt. Es birgt das Risiko, sein Frühstück mit Menschen einzunehmen, die man nicht versteht und nach dem letzten Bissen seines Müslis auch gar nicht unbedingt verstehen möchte. Sitzt man erst einmal gemeinsam am Tisch, ist es schwierig diesen wieder zu verlassen ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen. Weiterlesen