Ankunft ungewiss. U-Bahn Gedanken

Gestern Abend um 19:18 Uhr schrieb mir einer, der ab und zu mit einer Flasche Wein vor meiner Tür steht und selten die U-Bahn benutzt, folgende Nachricht: „Läuft jetzt doch. Ich bin in 10 Minuten da“. Kurz zuvor hatte er mir via Textnachricht mitgeteilt, dass es aufgrund von Sanierungsarbeiten auf der Strecke „einiges an Problemen gäbe“ und er sich verspäten würde. Naiv und doof wie ich bin, postete ich einen Screenshot seine Nachricht (unter anderem hier) und ergänzte sie mit dem humorigen Zusatz, dass ich bis zu seiner Ankunft dann ja noch locker Zeit für ein entspanntes Vollbad hätte.
Klüger wäre es gewesen, ihn nach dem Hinweis auf Bauarbeiten auf der Strecke sofort darum zu bitten, den U-Bahnhof zu verlassen und sich ins Taxi zu setzen. Auf keinen Fall hätte ich zulassen dürfen, dass er versucht mit den Öffentlichen zu mir zu kommen. Auf der Homepage der MVG stand: „Bitte achten Sie entlang der Bahnhöfe der U2 auf Ansagen im Fahrzeug sowie am Bahnsteig und an den direkt betroffenen Bahnhöfen auf die örtliche Beschilderung.“ Der Mann mit dem Wein, schafft das nicht. Auch wenn er sonst nicht blöd ist….örtliche Beschilderung? Keine Chance. Ein Mann wie er vertraut auf sein Gefühl und nicht auf Schilder. Leider geht das – ähnlich wie bei Bauanleitungen von Ikea – in der Regel schief. Auf der Seite der MVG stand auch: „Bitte weichen Sie – je nach Fahrtziel – auf die U3 oder die Tram 28 aus.“ Wenn der Mann, der auf dem Weg zu mir war, sich in die Tram 28 verläuft, dann landet er im Museumsviertel und nicht bei mir. Dieser ansonsten durchaus lebensfähige Mann, ist im Münchner Nahverkehr gefährdetet als ein Vierjähriger, der versehentlich von seiner Mutter getrennt wird. Steigt der versehentlich in die U3 ein, kommt er am Ende noch in Moosach raus und steigt dort in eine S-Bahn ein, die ihn dann endgültig ins Nirvana befördert. Kurz: Ich hätte verhindern müssen, dass er in eine U-Bahn steigt.
Sie denken, ich übertreibe? Dann lehnen Sie sich zurück und lesen Sie unseren Nachrichtenverlauf.

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Sendlinger Wahnsinn

Kennen Sie das Sendlinger Tor in München? Es handelt sich hierbei um das südliche Stadttor der historischen Altstadt und wenn Sie München als Tourist besucht haben, dann sind Sie sicher daran vorbei gekommen. Das erste Mal im Jahr 1319 als Ausgangspunkt für den Weg nach Italien urkundlich erwähnt, steht es vermutlich schon um einiges länger. Es ist auch heute noch hübsch anzusehen und bietet mit seinem breiten Torbogen einen angenehmen Schutz vor Sommergewittern oder Schneestürmen. Sogar den zweiten Weltkrieg hat es kaum beschädigt überstanden und wurde in den 1980iger Jahren generalsaniert. Es liegt zwischen der Fußgänger Zone und dem Verkehrsreichen Sendlinger-Tor-Platz. Dort befindet sich auch der U-Bahnhof „Sendlinger Tor“ mit ganzen sechs U-Bahn Linien und fünf Trambahnlinien. Sie können sich also vorstellen, dass an diesem schönen Ort Münchner Stadtgeschichte abends und morgens der Bär steppt. Wer in München mit den Öffentlichen unterwegs ist, der landet früher oder später am Sendlinger Tor. Weiterlesen

Lächeln? Das sagen Sie so einfach.

Heute ist der internationale Tag des Lächelns. Das interessiert hier aber keinen. Meine Nachbarn und ich haben heute beschlossen, dass der regionale Tag der schlechten Laune ist. Ein Tag dessen Ursprung in meinem Haus zu finden ist. Wir sind jetzt nämlich Gerüstfrei. Sämtliche Bauarbeiten sind abgeschlossen und wir können unsere Balkone wieder nutzen. Sogar die Fenster haben wir nach Abschluss der Fasadenrenovierung noch geputzt bekommen. Bei so einem Service nimmt man es auch gerne in Kauf, dass das Gerüst an einem Samstag um 06:50 Uhr mit lautem Geschepper abgebaut wird. Die Handwerke wollen ja auch noch etwas vom Wochenende haben. Dachten wir. Weiterlesen

Herr Meier muss gar nichts

„Ich muss gar nix!“, sagte Herr Meier Anfang der Woche und ließ sich mit einem Schnauben zurück auf die Bank vor der Kneipe meines Hauses fallen. Er wiederholte noch einige Male, dass er gar nix müsse und schnaubte unterstützend vor jedem Schluck Bier. Unser Hausmeister hätte sich denken können, dass Herr Meier auf ein „Sie müssen“ nicht reagieren würde. Er kennt ihn lange genug, um zu wissen, dass man einen alten Grantler, wie Herrn Meier nur mit psychologischer Finesse zu etwas bewegen kann. Leider interessiert sich unser Hausmeister nicht für Psychologie und steht Herrn Meier an schlechter Laune in nichts nach. Weiterlesen