Endgültig löschen, bitte

Ich kann jetzt nicht, sage ich meinem Nachbarn Paul und lasse ihn selbst in meiner Küche nach all dem suchen, was einzukaufen, er vergessen hat. Anfang März gerne, vertröste ich meine Freundin und kann ihr nicht erklären, dass ich im Jahr 2001 festhänge und mir 2022 unendlich weit entfernt scheint. Meinen Freund bitte ich noch darum mir die hintersten Kartons aus dem Schrank zu holen und schüttele ihm zum Abschied die Hand, was ihn irritiert aber auch schmunzeln lässt. Ich bin irgendwo in den 90igern und da kannten wir uns noch nicht. Er verlässt das Chaos meiner Wohnung, bleibt in der Gegenwart und lässt mich und meine Vergangenheit alleine. Ich bat ihn nicht, zu gehen. Ein uraltes Mixtape hat ihn vertrieben und ich kann ihn verstehen – es ist schrecklich und nur die Erinnerung an die Person, die es mir schenkte, lässt es jetzt noch einmal meine Küche beschallen. Ein aller letztes Mal, dann kann es weg. Muss es weg, weil es mir nicht mehr wichtig ist.

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16 Tage

Heute morgen ist es still bei mir. Kein Radio und keine Musik läuft. Nur ein bisschen Straßenlärm schwappt durch das gekippte Schlafzimmer-fenster. Ich schließe die Augen und rutsche tiefer unter die Decke. Heute ist Samstag und mein zweiwöchiger Urlaub beginnt.  Wenn man das Wochenende mitzählt sind es ganze sechzehn Tage. Natürlich zähle ich das Wochenende dazu. Zwei Wochen Urlaub über Weihnachten, das haben viele. Sechzehn Tage dagegen,  sind schon fast unverschämt lange.  Unter meiner Bettdecke ist es herrlich warm. Nur die Nasenspitze, die an der Luft ist, friert. Das mag ich. Nur warm wäre mir zu langweilig. Um die Wärme zu genießen und zu schätzen, muss ein kleiner Teil – zum Beispiel die Nase – kühl sein. Weiterlesen