Marketing kann ich – II

Marketing kann ich. Wirklich, ich bin gut darin. Dass ich in diesem Bereich nicht arbeite hat viele Gründe – unter anderem eine ausgeprägte Abneigung gegen zwölfstündige Arbeitstage und schlecht bezahlte Praktika bis kurz vor Renteneintritt habe. Ich versuch mich lieber als Autorin. Da weiß man, dass man ab und an 16 Stunden vor einem monoton blinkenden Cursor sitzt und eh nix verdient. Aber können würde ich Marketing durchaus. Das sag ich auch meinen Freunden, wenn sie Unterstützung benötigen oder – was häufiger vorkommt – ich der Meinung bin, dass ihnen ein wenig Hilfe nicht schaden würde. Marketing Unterstützung im Freundeskreis hat  den Vorteil, dass man Ratschläge kurz und knapp und ohne ausgefeilte Präsentationen oder Analysen erteilen kann. Verstehen die ja eh nicht, wenn ich lang und breit erkläre, was da gerade falsch läuft. Die brauchen etwas, das sie sofort umsetzen können und jemanden der ihnen kurz und bündig, und klipp und klar sagt, was Mist ist. Knapp kann ich auch gut. Ende letzten Jahres hat mir ein Bekannten aus Unizeiten den Link zu seiner Homepage geschickt und gefragt, was ich von der Seite halte. Unser WhatsApp Chat ist ein gutes Beispiel für qualitative, auf das wesentliche reduzierte Hilfe:

„Und? Was hältst du davon?“
„Nix.“
„Warum?“
„Du sprichst die falsche Zielgruppe an.“
„Die hab ich dir doch noch gar nicht gesagt.“
„Latent aggressive Fremdgänger und narzisstische Blender mit Hang zum Destruktiven?“
„Okaaaay…..“

Wir haben uns bisher nicht mehr unterhalten, aber ich glaube, dass er durchaus verstanden hat, worum es mir ging. Klar, ich hätte ihm erklären können, dass auf seiner Seite das Farbkonzept nicht passend war. Zu viel rosa und zu grelles Pink – in Kombination mit schwarz….Farblehre für Anfänger. Schon klar…Partyartikel gibt es auch in rosa, aber das ganze Gummizeug auf der Seite sprach, wie ich sofort erkannte, eben auch andere Zielgruppen an. Ich dachte zum Beispiel sofort an einen notorischen Fremdgänger, der nach Jahren der Promiskuität erkannte was er an seiner Frau hatte und sich, weil die ihn verlassen hat, jetzt mit Suizidgedanken plagte. Wenn der auf die Seite stieß, dann fiel dem bei der schwarz pinken Lichterkette etwas ein, über das niemand näher nachdenken möchte. Egal, mein ehemaliger Kommilitone hat sicher kapiert worum es mir ging. Die Seite ist jetzt offline.

Ganz anders bei einer wirklich guten Freundin von mir. Da antwortete ich nur mit „Fein“ als sie mir den Link zu ihrer Homepage schickte. Ich mag ja Gänseblümchen – mit denen können sie Marketingtechnisch nix falsch machen. Mit hellblau auch nicht. Mit Finanzen schon. Jeder. Besonders die, die meinen, dass sie sich auskennen. Ich zum Beispiel. Ich war ein ziemlich misstrauisches Versuchskaninchen als ich mich zur Verfügung stellte, mir dieses Coaching zum Thema Geld einmal anzusehen. Geld und ich, das ist wie Marketing und ich – läuft. Ich möchte hier jetzt auch keine Werbung machen. Bringt bei dem Thema auch nix. Wir alle denken, wir hätten es im Griff und hauen unser Geld für so viel unnützen Kleinkram raus, dass wir schon wissen, wo unser Problem ist. Wir verdrängen ja auch nicht unbewusst, dass wir im Alter eine Versorgungslücke habe, sondern sind uns darüber sehr klar und werden irgendwann mit 50+ auch darüber nachdenken und es in Angriff nehmen. Diese Worte hab ich übrigens für ihre Homepage vorgeschlagen – sie meinte, dass die schon gut wären, aber nur wenn man mich kennt. Stimmt wahrscheinlich. Mir hat es damals aber gefallen. Ich habe selten (ok, noch nie) so sehr über mein Konsumverhalten nachgedacht, wie in dieser Stunde. Es blieb sogar was hängen und deshalb war es für mich selbstverständlich heute morgen ein Interview von ihr zu teilen. Also eines mit ihr. Super seriös (ich schreib das, da Sie ja mich kennen und jetzt vielleicht glauben, dass sie auch…ne, ist sie nicht. Nix Provisionshai). Sie merken es – meine Freundin ist mir wichtig und ich stehe hinter dem was sie macht.

Ich teilte also auf allen Kanälen. Und kommentierte. In Foren in die es mich zuvor noch nie verschlagen hatte. Ich bin ja vom Fach. BWLerin. Private Equity Expertin. Venture Kapital Kennerin und vielleicht das einzige auf das es ankam – eine Frau, die ihre Finanzen an manchen Tagen nicht im Griff hat. Meine Freundin schätzte mein Engagement und honorierte es mit einem knappen „Danke“. Erst ein paar Tage später fragte sie mich ob mir klar war, dass ich noch immer das Profilbild nutzte, dass ich aufgrund der „Wie-süß-wir-als-Kinder-waren-Aktion“ von Facebook, hochgeladen hatte. Nein, das hatte ich übersehen. Wer meine fachliche Expertise las, der sah auch eine Dreijährige die mit Schokoladenverschmierten Mund einen Stoffhund im Arm hielt, der sie um 30 Zentimeter überragte. Ich lass es jetzt, das mit Marketing. Und den Link zu ihrer Homepage poste ich hier nur, weil ich etwas gut machen muss. Obwohl, nein, eigentlich eher, weil ich sie wirklich großartig finde. Sie ist der Mensch, mit dem ich immer lache. Auch wenn ich heulen möchte. Einer, der immer da ist und einer der wenigen, der die Kunst des Zuhörens beherrscht. Und sie schafft es tatsächlich einem, der ein echtes Problem hat, genau das zu vermitteln, dass sie auch ihren Freunden vermittelt. Komm, wir schaffen das. Jetzt erzählst du erst mal und ich hör dir zu. Und dann, dann schauen wir, was wir machen können. Wir bekommen das hin.

http://www.moneyandme.de

Weil Sie weiß, dass auch solche Fragen ihre Berechtigung haben:

  • die Frage nach dem Trade-Off zwischen Zeit und Geld
  • wie man eigentlich sein Leben führen will
  • was Menschen antreibt und was ihnen Sinn gibt

In ihrem Coachings steht immer der ganze Mensch im Mittelpunkt, sowohl in seinem beruflichen Kontext und seiner Rolle im Job und/oder Unternehmen als auch als Mensch mit ganz individuellen, manchmal widersprüchlichen Wünschen, Bedürfnissen und Träumen.

Kling gut, gell? Ist auch nicht von mir, sondern von ihr.

11 Gedanken zu “Marketing kann ich – II

  1. Yep….Marketing kannst du😁ihre Website klingt wirklich gut, Deine Freundin kompetent und sympathisch. Ein Gespräch mit ihr ist sicher produktiv. Wesentlich produktiver als mit dem heimischen Bänker.
    PS:…..mir sind noch an keinem Ort in den letzten Jahren so viele ernsthafte Yoga Anhänger aufgefallen wie in München

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    1. Ich hab wenig Vergleichsmöglichkeiten, aber Yoga passt halt gut zum SchickiMicki. Wobei ich Yoga selbst auch mache und es klasse finde.
      Die heimischen Bänker zu schlagen ist leider auch gar keine Kunst *G. Eigenständige Berater sind auch ein Graus. Die Guten sind rar.

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      1. Deshalb ist Mundpropaganda ja auch so wichtig.
        Ich mag Yoga auch. Ich kenne halt 2 Frauen aus München und Umgebung, die ihre Karriere aufgegeben haben, um sich nur noch Yoga zu widmen. Ich denke auch, dass München die richtige Klientel hat.

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  2. Das Gänseblümchen, ehrlich gesagt, vom Marketing, von der Betriebswirtschaft her, nun ja, ein bisschen dingens. Hat aber, wenn ich das sage, nix zu sagen. Weil den Trade-Off musste ich auch erst mal googeln … 😉

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  3. Jeden einzelnen englischen Begriff in diesem Beitrag musste ich erst einmal googeln, immerhin weiß ich jetzt was diese Werbevideos immer von mir wollen. Als Student sieht es mit Eigenkapital allerdings immer ein wenig knapp aus… Wenn etwas übrig bleibt wird es entweder in Konzertkarten oder sehr leckeres Essen investiert. Aber bei einer oder zwei Skiabfahrten auf ner schwarzen Piste wäre ich dabei 😀

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    1. So wie ich meine Freundin kenne, würde ihr das Angebot einer Abfahrt genauso große Freude bereiten wie ein Gespräch über ihr Fachgebiet. Ich kenne niemanden – nicht im Ansatz – der so wild auf Schnee ist wie sie.

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  4. Watt’n Zufall, mein Sohn ist auch BWLer – aber das kann nicht der Grund sein, weswegen ich dich so mag. Das muss ein anderer sein – ich werde darüber nachdenken.
    Vielleicht der, dass meine erste Stelle im Westen für 9 Jahre auch so etwas ähnliches wie Marketing war. – Nein, das kann es auch nicht sein.
    Weil du meine Rede bei 90+ halten willst! 😉
    Gute Nacht

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