Gefundene Sätze #15

„Die Hölle, das sind die anderen.“

Jean Paul Sartre

Habe ich schon öfter mit meiner Leidenschaft für Sartre genervt? Sehen Sie es mir nach. Es geht nicht ohne. Zum Beispiel heute. Da wache ich aufgrund der Sonne schon vor sechs Uhr morgens auf. Zu müde zum denken, zu viel vor um ein dickes Buch zu lesen. Knappe 70 Seiten der „Geschlossenen Gesellschaft“ sind dann perfekt. Perfekt für diesen Grusel, der mich bei obigem Gedanken nie wieder los gelassen hat. Drei Menschen  nur. Eingesperrt für die Ewigkeit in einem schmucklosen Raum. Was für eine grausame Vorstellung wenn die Konstellation auch nur ein Minimum an Konflikten birgt. Überhaupt die Ewigkeit – alleine das ist eine höllische Vorstellung.

38 Gedanken zu “Gefundene Sätze #15

  1. Haaaa, da ist ja mein Lieblingszitat! Ich wusste auf Gedeih und Verderb den Verfasser nicht mehr – danke. Satre, wie schön. Ich mag ihn schon alleine wegen Simone de Beauvoir… und das Zitat passt so hervorragend oft, vor allem in der Großstadt im ÖPNV.

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    1. Freut mich, dass ich helfen konnte ;).
      Es passt – so finde ich – vor allem im Kleinen hervorragend. Ob im Verkehr oder zwischen Nachbarn….die falsche Kombination und man macht sich das Leben selbst zur Hölle.

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  2. Das einzig brauchbare Zitat von Sartre, aber so treffend. In der Tat ein ansprechender Denker, dem ich in herzlicher Abneigung verbunden bin (Sartre und ich werden in Sachen „Freiheit“ nie übereinkommen). Herzliche Abneigung ist in diesem Zusammenhang auch positiv, weil ich mich an ihm abarbeiten kann im Unterschied zu Philosophen, denen ich nur in Abneigung verbunden bin.
    Andererseits bin ich der Meinung, dass das falsch übersetzt wurde und es ursprünglich heißt: Die Hölle, das sind Geranien.

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    1. Geranien. Ha. In der Tat sind das gruselige Monster. Ewiglich wollte ich ihnen abschwören, sollte ich jemals Haus und Garten mein eigen nennen. So dachte ich, als ich noch bei meinen Eltern wohnte und die Mama alle Fensterbretter anstellte. Und was ist jetzt? Jetzt stehen auch bei mir.
      Die Hölle ist überall mit Geranien.

      Nichtsdestotrotz sehe ich das entspannt, denn mollig-warme Hölle mit Akkordeon ist luftigen Himmelshöhen mit Harfe eindeutig vorzuziehen. Akkordeon habe ich auch schon.

      Was Sartre sonst so denkt? Dann mag er die Hölle in den Anderen sehen. Es kommt immer auf den Blickwinkel an.

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      1. Den letzten Satz unterschreibe ich sofort. Bei Geranien habe ich weniger Erfahrung. Bisher mochte ich sie eigentlich ganz gerne. Hängen bei uns ja an jedem Bauernahaus und vor jeder Wirtschaft. Ich glaube ihr tut ihnen Unrecht. 😉

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    2. Interessant. Gerade die Verurteilung zur Freiheit empfinde ich als einen Gedanken, in dem ich mich wieder finde. Dummerweise steht in meinem Diplomzeugnis, dass ich mich während des Studiums mehr mit Sartre als mit Controlling oder Statistik beschäftigt habe. Die Wahlfächer muten in einem BWL Studiujm seltsam an.
      Herzliche Abneigung ist aber gar nicht schlecht – wie du sagst, da kann man sich schön reiben und eine andere Meinung zu haben, ist ab und an wichtig.
      Geranien? Jetzt gibst du mir etwas zum nachdenken.

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  3. Er bringt so wunderbar die Gedanken in Fahrt. Wenn auch häufig in die etwas unangenehmere Richtung. Mag ich ebenfalls sehr. „Das Spiel ist aus“… falls du es nicht kennst, vielleicht gefällt es ebenfalls 🙂

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  4. Hör mir auf meine Liebe, meine Mutter vergöttert Sartre 🙂
    Wobei Geschlossene Gesellschaft schon sehr, sehr amüsant war…
    Ich wünschte wir würden es mal im Unterricht lesen.

    Und das Zitat beschreibt quasi mein Leben

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    1. Ein gar nicht mal schlechtes Buch für den Unterricht. Mir hätte es besser gefallen, als vieles von dem was wir lesen mussten.

      Das schöne ist, dass man im Leben noch die Chance hat, „die Anderen“ links liegen zu lassen und sich andere Andere zu suchen. Zumindest theoretisch 😉

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  5. Bei Sartre bin ich bisher nie richtig warm geworden. Simone du Boulevard (oder so ähnlich) kenne ich etwas besser. 🙂 Aber LEIDENschaft passt ja irgendwie zu dem hier präsentierten Satz – selbst wenn Sartre hier vielleicht um so viele Ecken gedacht hat, dass jemand, der, wie ich, in runden Slalomschwüngen denkt, sich nur noch fassungslos fragt: what the HELL…?
    Über die Ewigkeit allerdings werde ich mich nicht äußern, so lange sie noch andauert… 😉

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    1. Seine Frau/Geliebte ist dafür mit mir nie warm geworden. Oder umgekehrt – aber ich gebe mir da weniger die Schuld. Ich sehe da gar nicht so viele Ecken bei Sartre. Vielleicht denke ich selbst um eine zu viel und stehe deshalb unter dem Eindruck, ich würde ihn verstehen. Ich hinterfrage lieber nicht zu viel. Es gibt zu viele kluge Köpfe, die ich nicht begreife, da bin ich um den hier recht froh 😉

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      1. Den Eindruck des Verstehens würde ich auf jeden Fall bestehen lassen. Die Chancen sind ja intakt, dass du das verstehst, was Sartre gemeint hat. Und wenn nicht, verstehst du zwar vielleicht etwas anderes, aber genau so Wahres. Also wäre es schade, das mutwillig zu demontieren (man muss sich ja nicht selber in die Suppe spucken, um es poetisch auszudrücken). 🙂

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    1. Im Leben gebe ich dir völlig recht. Einsamkeit ist grausam. Die Vorstellung der Hölle nach dem Tot mit nur drei Menschen die sich langsam um den Verstand bringen, empfinde ich dagegen als ebenso grausam. Aber nur kurz. Dann stürze ich mich in eine Leben, in dem ich Einsamkeit zum Glück nicht kennen lernen musste.
      Liebe Grüße

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  6. Es lief ein bischen besser als es schlimmstenfalls hätte laufen können. – aus Bo Jack Horsemann der traurigsten Erwachsenenzeichentrickserie auf dem Streamingdienst Netflix.

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  7. Ich bin auch eher ein Fan von der Beauvoir, deren Bücher habe ich alle gelesen und gesammelt. Sie schriebz. B. : Es ist langweilig, nur geliebt zu werden, viel interessanter ist es wenn man jemanden findet, den man lieben kann. Damit kann ich etwas anfangen, aber mit Sartres Satz überhaupt nichts.

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