Wunsch mit Schleife

Niemand der bei Verstand ist, schenkt sich heutzutage noch etwas zu Weihnachten, erklärt mir eine Bekannt und schüttelt beim Anblick des Regals meines Arbeitszimmers fassungslos den Kopf. Für wen um Gotteswillen soll das alles bitte sein, fragt sie und ich unterdrücke den Impuls ihr auf die Finger zu klopfen, als sie etwas unverpacktes in die Hand nehmen und näher betrachten möchte. Ebenfalls unterdrücke ich das Verlangen, ihr die Hand auf die Schulter zu legen und sie einfach aus dem Raum zu schieben. Stattdessen erkläre ich peinlich berührt, dass all das materielle natürlich nicht Zeit, Zuneigung und Emotionen ersetzt und nur ein kleines Extra sind. Extras die nur so viel wirken, weil ich einem mir sehr am Herzen liegenden Ehepaar (meinen Eltern) einen Adventskalender mit nun mal 24 Päckchen schenke und eine große Familie habe. Ich erkläre mit vor der Brust verschränkten Armen, dass ich es durchaus genauso sehe, dass man nur wenige gute Freunde hat und Freundschaften nicht durch Pakete am Leben gehalten werden. Versuche zu erklären, dass mich noch junge Kinder umgeben und ich denen eine Freude machen möchte und bekomme einen Vortrag, letztendlich nur dem Konsumwahnsinn zu erliegen und zu den bemitleidenswerten Menschen zu gehören, die in der Adventszeit hektisch durch die Fußgängerzonen hasten und das eigentlich besinnliche der Weihnachtszeit dabei völlig aus den Augen zu verlieren.

Ich gebe zu ein Idiot zu sein. Wir lachen über den nicht lustigen Witz und verabschieden uns, nicht ohne, dass sie mir ans Herz legt mich etwas mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren.

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Träume U-Bahn Gedanken

„Das ist mir das Leben schuldig, verstehst du?“, erklärt die Frau schräg neben mir, ihrer Arbeitskollegin. Seit es  kühler geworden ist und öfter regnet, begleitet mich ihre Stimme auf dem Weg zur Arbeit. Sie und ich steigen morgens an der gleichen Haltestelle ein und sitzen uns häufig gegenüber. Ich mag ihre klare und dunkle Stimme, verstehe aber auch nach zwei Wochen noch immer nicht, warum ihr das Leben etwas schulden sollte. Der Pakt, den sie bei ihrer Geburt mit dem ganzen großen Universum geschlossen zu haben glaubt, steht für mein Empfinden auf einem doch recht wackligem Fundament.  Sie ist jetzt fünfundvierzig, höre ich sie sagen, da stehe es ihr doch zu, sich einen anständigen Urlaub leisten zu können und nicht mehr an einem mittelklassigen spanischem Strand zwischen lauter Großfamilien liegen zu müssen. Sie sagt es nicht zu mir. Wir kennen uns nicht. Wir sitzen nur zufällig nebeneinander. Und weil wir uns fremd sind, kann ich sie nicht fragen, wie sie denn auf die irrwitzige Idee kommt, dass ihr das Leben etwas schulden sollte. Schließlich hat sie selbst weder zu ihrer eigenen Geburt noch zum Erreichen des fünfundvierzigsten Lebensjahres etwas nennenswertes beigetragen. Sie, die mir in der U-Bahn gegenüber sitzt, hat viele Träume. Einen Teil davon habe ich in den letzten Tagen mitbekommen. Eine Wohnung mit einem anständigen Balkon, das würde ihr nach all den Jahren mit einem Wohnzimmer Richtung Norden zustehen. Auch ein besser bezahlter Job. Der aber nur für die nächsten Jahre, denn mit Fünfzig hätte sie keine Lust mehr täglich in die Arbeit zu fahren. Dann würde sie sich gerne im Süden niederlassen und dort ab und an ein paar Yogastunden geben und ansonsten als Lebensberaterin tätig sein. Natürlich auch ein Mann, der ihren Ansprüchen gerecht wird und eigentlich wäre sie schon lange an der Reihe um endlich einmal den Lotto Jackpot zu gewinnen. Weiterlesen

Ob Sie wollen oder nicht – es schnuppt

Sie ahnen es, ja? Sie kennen mich gut genug um zu wissen, dass Ihnen ein Text über Sternschnuppen bevor steht. Da sie aber ein freier Mensch sind und jederzeit aufhören können weiter zu lesen, ignoriere ich Ihr Augenverdrehen. Ich wäre nicht Mitzi, wenn es mir egal wäre, dass über unseren Köpfen gerade die Perseiden hinweg sausen. Das ganze Jahr über sammle ich meine Wünsche, teile sie in Kategorien ein, priorisiere und konzentriere mich in den Augustnächten auf die richtige Formulierung, wenn es über mir blitzt und funkelt. Weiterlesen

Erwartungen

Geht es um übertriebene Erwartungen, bin ich ganz vorne mit dabei. Ich erwarte grundsätzlich Großes. Dass dieser Wunsch vermessen ist, meistens nicht realisierbar und fast immer in die Hose geht, ist mir dabei egal. Wüsste ich morgens schon, dass mich ein absolut durchschnittlicher Tag erwartet, hätte  ich keine Lust aufstehen. Großes zu erwarten  ist bei mir normal. Ebenso wie die fast immer darauf folgende Ernüchterung. Ich kann gut damit leben. Einen kleinen Rückschlag stecke ich leicht weg. Der nächste Tag verspricht schließlich erneut Großes. Weiterlesen

Tomatensaft und Minzbonbons

Google muss besoffen gewesen sein, als es folgendes zur Suchanfragen „Tipps fürs erste Date“ mit an den ersten Stellen lieferte…

„Männern gefällt es, wenn eine Frau ihre Wünsche vorausahnt, selbst wenn es nur unbedeutende Details sind. Reichen sie ihm das Salz, bevor er danach fragt.“ – Aber das Fleisch können sich die Herrn der Schöpfung noch selbst kleinschneiden? Weiterlesen