Hashtag #U-Bahngedanken

In der S-Bahn sitzt einer neben mir. Einer, den ich nicht mag, ohne dass ich ihn kennen würde. Ich mag keine Menschen, die ein Gespräch mit den Worten: „Warte, ich muss das liken, sonst vergisst mich der Algorithmus“, unterbrechen. Ernsthaft? Man bittet einen realen Menschen zu warten, damit einen irgendein technischer Schnickschnack nicht vergisst. Ein Schnickschnack, von dem ich bezweifle, dass er des Denkens – nach meiner Definition – überhaupt fähig ist. Vielleicht, wenn er gesagt hätte, dass er eben einem Bekannten ein Like dalassen möchte, weil ihm das auf Instagram hochgeladene Foto gefällt. Dann vielleicht. Vielleicht auch, wenn er vorher noch einmal aufgesehen und bemerkt hätte, dass man ihm gerade einen Apfelschnitz hinhält und er den, zwischen dem Liken und dem Kauen mit eine dankenden Lächeln honoriert hätte. Wenn aber einer, die Schönheit und den Seltenheitswert eines selbst geschnittenen und gereichten Apfelschnitzes nicht wertzuschätzen weiß, dann halte ich ihn für einen respektlosen und oberflächlichen Menschen. Weiterlesen

Erinnert wider Willen

Sicher würde ich mich gerne an den 4. April vor einigen Jahren erinnern, vermutet Facebook und präsentiert mir ein Foto, unter dem mein Name verlinkt ist. An dieses besondere Ereignis, möchte ich mich doch sicher erinnern und es vielleicht mit meinen Freunden teilen, schlägt Facebook vor und weiß nicht, dass ich dieses Bild sicher nicht mit meinen Freunden teilen werde. Es weiß auch nicht, dass seine simple programmierte Software, mich tatsächlich an ein besonderes Ereignis erinnert hat und will nicht wissen, dass ich daran dennoch nicht erinnert werden möchte. Seit Jahren schon kratzt Facebook am Schorf des Zurückdenkens. Es weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis sich diese dünne Kruste gebildet hat und wie leicht sie durch ein dummes Foto wieder Risse bekommt. Es hat keine Ahnung, wie schwer man lernt, Erinnerungen zu steuern und wie vorsichtig man wird, wenn man ihnen noch misstrauisch begegnet und noch nicht gelehrt hat mit zurück gebliebenen Andenken umzugehen. Weiterlesen

Wein und ein Award

Guten Morgen und herzlichen Dank für den schönen Abend gestern. Fast wären mir die Blumen ausgegangen und ich bin froh, dass die Pasta für alle gereicht hat. Es ist spät geworden und wie so oft, bleiben am Ende ein oder zwei übrig, die sich nicht vor die Tür setzen lassen. Als müder Haufen sitzt man in der Küche, kann die Augen kaum noch offen halten und steht nur nicht auf, weil man selbst dafür schon zu müde ist. Gestern Abend waren wir zu dritt. Eigentlich nur zu zweit, denn nicht Chris, sondern seine Fragen, die er mir im Rahmen des „Liebster Awards“ gestellt hatte, lagen vor mir auf dem Tisch. Weiterlesen