Was ich so blöd grinse, erkundigte sich mein Nachbar Paul als er vorhin bei mir vor der Tür stand. Ich korrigierte ihn, indem ich ihm mitteilte, dass ich nicht blöd, sondern selig grinsen würde. Mein Grinsen ist eines, das einer so tief empfundenen Zufriedenheit entspringt, dass es eigentlich vielmehr einem sanften und zärtlichem Lächeln gleichen müsste. Einem Lächeln das weder meinem Nachbarn gilt, noch der ausgesprochen guten Essenslieferung die wir uns teilten. Mein Lächeln ist einzig und alleine der Tatsache geschuldet, dass es seit mehreren Tagen durchschneit und ich zu Hause bleiben darf. Homeoffice…für S-Bahnfahrer im Winter klingt dieses Wort nach einem warmen Kaminfeuer und schmeckt nach heißer Schokolade (mit Karamell!)
Mit einer Tasse Milchkaffee in der Hand lese ich um sechs Uhr morgens auf dem Sofa lümmelnd, dass die S-Bahnen auch heute Verspätungen haben werden.
Um sieben Uhr stehe ich am Fenster und beobachte während des Zähneputzens wie Paul seit gut 10 Minuten sein verschneites Auto freischaufelt.
Um halb neun höre ich von Kollegen, dass sie später zu arbeiten beginnen, weil die S-Bahn nicht später sondern gar nicht kommt.
Während ich um zehn Uhr die erste Kaffeepause in meiner warmen Küche mache und mir das Schneegestöber durch das Fenster ansehe, beantworte ich geduldig eine SMS nach der anderen und informiere Freunde und Bekannte wo in München die Schienenersatzverkehr Haltestellen sind.
Um zwölf Uhr bestätigt sich meine Vermutung, die ich aus Gründen des von mir stets verbreiteten Optimismus bisher nicht laut geäußert habe – die Busse des Schienenersatzverkehrs kamen a) gar nicht oder b) ein kleiner Bus, für drei ausgefallene Bahnen.
Um eins teile ich mir mit meinem Nachbarn Paul eine Falafel Bowl während erste Freunde auf Facebook mitteilen, dass sie mittlerweile in ihren jeweiligen Büros angekommen sind.
Um zwei Uhr schreibe ich diesen Text und lächle versonnen. Ich bin im Homeoffice. Die Tatsache dass es in München – im Voralpenland – schneit, hat den öffentlichen Nahverkehr wieder einmal völlig zum Stillstand gebracht. Nix geht und mir…mir ist es einfach nur egal. Weder stehe ich frierend am Gleis, noch frage ich mich wie Schnee in München im Winter etwas überraschendes sein kann. Die Welt draußen dreht sich weiter und nichts ändert sich, solange Schnee in Bayern zu Verkehrschaos führt. Das ist beruhigend.
Randnotiz für meine Vorgesetzten: Selbstverständlich ist dieser Text nicht heute um zwei entstanden. Da war ich ja arbeitend im Homeoffice. Und wenn er heute entstanden wäre, dann wäre die Kaffeepause um zehn nur ganz kurz gewesen. Großes Homeoffice-Winter-Ehrenwort!