Kann ich (nicht)!

Meine erste Lesung vor nun fast fünf Jahren begann ich mit den Worten: „Mein Name ist Mitzi Irsaj und… ich bin nervös.“ Kein besonders gelungener Beginn, aber auf jeden Fall freundlicher als das was ich letzten Samstag zustande brachte. Da war ich nicht nervös, aber hochgradig genervt und begann mit: „Mein Name ist Mitzi Irsaj und… Verdammt was ist denn daran so schwer!“ Das allerdings war eine berechtigte Frage, die ich mir nach etwa zwei Stunden stellte in denen ich es nicht geschafft habe zwei meiner eigenen Geschichten fehlerfrei einzulesen. Es mag daran gelegen haben, dass meine Nerven beim Beginn des eigentlich Lesens bereits blank lagen. Weiterlesen

Da hat er Recht, der Herr von Goethe

Was machen Sie gerade? Ich sitze auf meinem Balkon und habe eine Flasche Crémant vor mir stehen. Ungeöffnet. An einem bewölkten Dienstagabend macht man sich nicht einfach alleine eine Flasche Crémant auf. Nicht wenn einen, wie mich, ein Nachbar mit süffisanten Grinsen vom anderen Balkon aus beobachtet und am nächsten Tag im Waschkeller darauf ansprechen wird, wie verzweifelt man schon sei, wenn man unter der Woche alleine eine Pulle köpfen muss. Sie müssen sich, fernlesend, auch eine aufmachen. Oder Sie kommen vorbei. München, Giesing – fragen Sie sich einfach durch, man kennt mich. Alleine kann ich jedenfalls nicht trinken. Einen Grund brauchen wir nicht. Und falls Sie wider erwarten anderer Meinung sind, dann stoßen wir eben auf das zweijährige Bestehen, meines Blogs an. Sind Sie soweit?

Sie brauchen aber auch lange, ich fang schon mal an. Mit dem ersten Glas. Heute kann ich es wirklich brauchen, egal wie blöd der Nachbar grinst. Passend zu einem an sich schon blöden Dienstag erhielt ich heute drei Nachrichten diverser Singlebörsen. Nicht eine sondern drei! Alle mit einem fast identischen Inhalt. Man würde sich freuen, dass ich nach drei Jahren wohl den passenden Partner gefunden habe und ihre Dienste nicht mehr in Anspruch nehmen würde. Die einen hatten ihre Nachricht mit Herzchen garniert, die anderen mit Bildern vom Prototypen des perfekten Paares. Im P.S. der freundliche Hinweis, dass ich mein altes Profil jederzeit wieder aktivieren könnte. Falls ich noch keinen Partner hätte und so verzweifelt sei, an einem Dienstagabend alleine eine Pulle zu köpfen. Letzteres habe ich zwischen den Zeilen herausgelesen.

Sind Sie schon bei mir? Beeilen Sie sich, bitte. So langsam kann ich nicht trinken. Der gute Schluck wird viel zu schnell warm, bei diesen Temperaturen. Ein Glas trink ich noch alleine, aber dann müssen Sie einsteigen. Heute vor drei Jahren habe ich mich wohl bei allen drei Single Börsen gleichzeitig abgemeldet und bin in die automatische Wiedervorlage gerutscht. Ich stellte fest, dass dieses Medium nicht zu mir passt. Ein Jahr online dating hatte nur einen positiven Effekt – ich habe am Ende mit diesem Blog begonnen. Die negativen Aspekte überwogen. So konnte ich mich zum Beispiel ein Jahr lang nicht mehr in meinem Lieblingscafe blicken lassen, nachdem ich einen ganzen Sommer lang jedes einzelne Date genau dorthin bestellt hatte. Ich fiel auf. Vermutlich auch, weil ich immer das Gleiche – mein liebstes Kleid – an hatte. Am Ende teilten mir die Kellner mit, dass sie sich besprochen haben und sich bereit erklärten mich auszuführen oder sich in ihrem Bekanntenkreis nach männlichen Singles erkundigen würden.  Dieses Elend sei nicht mehr mit anzusehen. Außerdem ist München ein Dorf. Wenn man sich auf nur drei Partnervermittlungsseiten gleichzeitig anmeldet, stößt man immer wieder auf die gleichen Personen und muss denen erklären, dass man nicht verzweifelt ist, sondern nur effizient vorgeht. Mein Nachbar grinst noch immer.

Vielleicht grinst er, weil sein Wein in einem Glas ist, während ich aus der Flasche trinke. Ich hab das Glas umgestoßen und zerbrochen, und bin zu faul aufzustehen. Wenn Sie noch vorbei kommen, mach ich natürlich auf. Das geht noch, aber läuten Sie vorsichtshalber zwei Mal. Jetzt antworte ich den Dating Agenturen und teile ihnen mit, dass ich Single bin. Glücklicher Single. Und das es mir unverständlich ist, warum sie mir mit ihren saublöden Nachfrage einen so schönen Dienstagabend versauen wollen.

Meine erster Blogbeitrag vor zwei Jahren lautete: „Das Leben erzählt die schönsten, traurigsten und seltsamsten Geschichten. Und manchmal kann ich nicht widerstehen, sie aufzuschreiben.
Google ist ein mieser Verräter. Zumindest wenn es um „Die Sache mit dem Internet, den Männern und dem was übrig bleibt“ geht.  Wie immer….alles Fiktion und doch real.“ Mehr stand da nicht. Wie passend, dass sich der Grundstock des Blogs gerade heute nach genau zwei Jahren per E-Mail zu Wort gemeldet hat. Wenn Sie sich noch nicht auf den Weg gemacht haben, dann bleiben Sie jetzt bitte zu Hause. Ich bin nämlich gleich weg. Passend zum Jubiläum mache ich mich mit den Resten des Crémants auf und besuche meinem Nachbarn Paul. Ein so dämliches Grinsen, ist doch im Grunde eine Art Einladung. Und schließlich hockt der auch alleine auf seinem Balkon. Meine Geste hat er wohl verstanden. Ein wenig hektisch deutete er an, dass er noch fünf Minuten braucht. Vermutlich um das größte Chaos in seiner Wohnung zu beseitigen. Warum er gerade das Bett frisch bezieht – ich sehe das vom Küchenfenster aus – ist mir ein Rätsel. Vielleicht stelle ich den Crémant besser in den Kühlschrank und bringe Apfelsaft mit.

Warum hatte ich eigentlich schlechte Laune? Wissen Sie es? Ich nicht mehr. Auch das passt zum Jubiläum. Denn neben des knappen ersten Artikels schrieb ich auf die über mich Seite:

Geschichten schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen.
Johann Wolfgang von Goethe

Da hat er Recht, der Herr von Goethe.
Auch wenn es zu seiner Zeit noch kein Internet und kein Online-Dating gab, halte ich mich an dieses Zitat. Schreib´s auf, dann ist es halb so schlimm. Oder positiver: Schreib´s auf und du kannst darüber lachen.

In diesen Sinne. Ihnen einen schönen 11. Juli. Und wenn Sie Lust auf ein Gläschen haben…das kann man sehr wohl alleine trinken ;).

Herzlichst
Ihre Mitzi, die Sie nicht mehr los werden.

 

Googeln Sie mich besser nicht

Dass Google ein mieser Verräter ist, habe ich Ihnen mit meinem allerersten Text bereits verraten. Man muss vorsichtig sein, was die Mutter aller Suchmaschinen dem gemeinen Volk als Wahrheit präsentiert. Von Zeit zu Zeit überprüfe ich daher, was im Internet über mich geschrieben steht. Es könnte ja sein, dass ich eine Karriere mache, von der ich nichts weiß. Lange Zeit fand sich auf Platz eins der Suchergebnisse eine Anwesenheitsliste des Philosophie Wahlfaches der Hochschule München. Ich stand auf Platz eins. Mit den Fehltagen – aber immerhin. Wenn das über zehn Jahre lang der Top Treffer ist, dann darf man einen gewissen Stolz empfinden. Weiterlesen

Sonntags zurück gedacht – Drei Schwestern

Sonntage eignen sich gut um Denkmäler zu setzen. Zwischen all den sich ähnelnden Tagen, hat sich der Sonntag noch etwas mehr Ruhe und mancherorts auch Würde und Feierlichkeit bewahrt. Wahrscheinlich eignet er sich auch hervorragend, um an den steinernen und starren Sockeln einiger Denkmäler zu kratzen oder sie gleich zum Einsturz zu bringen. Meine Tante Mitzi, der ich heute ein kleines Denkmal setzen möchte, die hat nichts und niemand zum Einsturz gebracht. Man hätte schon gewaltig Anlauf nehmen müssen, um diese prächtige und imposante Frau ins Wanken zu bringen. Weiterlesen

Als wir Robbie Williams in die Wüste schickten

So vieles wird geschrieben. Banales, Kluges, Nützliches und sehr viel Dummes. Fragt man diejenigen, die nur um des Schreibens willen schreiben, wie sie dazu gekommen sind und wann sie damit begonnen haben, erfährt man meist hübsche Anekdoten oder interessante Begebenheiten. Auch ein Blick ins Editorial oder die Rubrik „über mich“ eines Blogs lohnt. Häufig beantwortet er die Frage, wie es begonnen hat. Das Schreiben.
Bei mir nicht. Weiterlesen