Der Grantler schmunzelt gnädig

Einer der schönsten Gerüche: Holz. Das schönste Licht in einem Raum: Sonne, die durch große Fenster scheint. Beides traf gestern zu und eigentlich hätte der schlaksige, grantige Mann mit dem wirren Haar, alleine schon deshalb lächeln müssen. Tat er nicht. Er macht es nie, wenn ich mit dem Schlüssel in der Hand den langgezogenen Raum im Erdgeschoss seines Geburtshauses betrete. Egal wie fein die Holzdielen duften, egal wie herrlich sich die Frühlingssonne, in der Holzvitrine spiegel…er bleibt grantig und schaut missmutig auf die, die da reinkommen und sich zwischen seinen Fotos und Zitaten an der Wand treffen. Mittlerweile geht mir ein Lächeln von ihm nicht mehr ab. Der Valentin grantelt und ich lächele. Wegen der Sonne, wegen dem Holzgeruch und vor allem, weil ich endlich wieder einmal hier in der Au sein darf. Es wäre mir wurscht gewesen ob ich oder ein anderer liest, aber ehrlich gesagt ist es schon besonder schön, dass ich es sein darf und dass der Robert vom Münchner Theater Südsehen dabei ist. Den mag ich mindestens genauso gern wie Holz und Sonne. Ob er sich über diesen Vergleich (ohne weitere Erklärung) freuen würde weiß ich nicht. Sicher aber ist, dass er sich über das Publikum genauso freut wie ich.

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Wenn er nur wieder grantig schaun würd´

Obwohl es erst kurz nach sechs ist, liegt über der kleinen Straße, nahe der Isar bereits die Nacht. Novemberdunkel und Herbstkalt wirkt sie wenig einladend, obwohl sie hübsch ist. Alte Häuser reihen sich aneinander und die Straßenlaternen versuchen tapfer die Dunkelheit zu vertreiben. Ab und an geht einer über den Gehsteig. Menschen die nach Hause kommen, Paare die ihren Hund ausführen und manche die einfach nur von einem Ende des Viertel zum anderen müssen. Sie unterscheiden sich von mir und haben ein Ziel. Ich habe keines. Ich bin nur hier, weil Jules über Semmelknödel geschrieben hat und ich ganz plötzlich selbst einen solchen im Magen hatte. Einen harten, kalten und schwer verdaubaren. Woher der kam, wusste ich nicht, bis ich auf dem Heimweg in die kleine Straße an der Isar eingebogen bin. Jetzt weiß ich es, denn ich und der blöde Knödel der zwischen Magen und Herz hängt, stehen vor dem Geburtshaus von dem, der einst so wunderbar über diese Beilage geschrieben hat. Hier in der Zeppelinstraße 41 wurde Münchens großer Volkssänger am 4. Juni 1882 geboren. Und auch wenn es dem Valentin wahrscheinlich herzlich wurscht gewesen wäre, dass hundertvierzig Jahre später eine am Abend vor der Gedenktafel steht und sich erinnert, bleib ich genau da stehen. Viel mehr hätte es ihn vielleicht gefreut, dass er, der alte Grantler, mir und meinen Geschichten recht viel Glück gebracht hat. Obwohl…wahrscheinlich wäre ihm auch das egal gewesen. Recht freundlich soll er ja nicht gewesen sein. Das widerrum ist mir reichlich wurscht. Von seinem grantigen und missmutigem G´schau hab ich mich noch nie nicht einschüchtern lassen.

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Falentin nicht Walentin – Herrschaftszeiten!

Du, ich hab´s g´schafft, sagte ich gestern um viertel nach zehn und setzte mich im Schneidersitz auf den Mauervorsprung der Mariahilf Kirche, hinter der ich zur Schule gegangen bin. Der mutigste meiner Freunde lehnte vor der Kirche San Zeno in Verona und saß doch irgendwie neben mir. Ohne uns zu verabreden schaffen wir es oft, an ähnlichen Orten zu sein, wenn wir uns anrufen. Dann sitze ich am Starnberger See, während er gerade am Lago Maggiore einen Parkplatz sucht. Oder wir sitzen beide am Balkon. Ich in München und er in Genua oder Neapel. Der mutigste meiner Freunde gehört zu den Menschen, die ich anrufe, wenn ich eigentlich mit niemanden reden mag und doch einem etwas erzählen möchte. Weiterlesen