„Woin´S a Zwetschgnrohrnudel?“, ob ich eine Zwetschgen Rohrnudeln wollen würde, fragte mich Herr Mu heute morgen an der Bushaltestelle. Weil ich bei dreißig Grad schon am frühen Morgen bei solchen Angeboten etwas misstrauisch bin, erkundigte ich mich, wie lange er die Zwetschgenrohrnudeln schon in den Tiefen seiner Tasche mit sich herumschleppte. Herrn Mu kann man so etwas fragen. Herr Mu ist nie beleidigt und grinste auch heute morgen. Ohne zu antworten, beugte er sich über die große Plastiktasche und teilte mir mit, dass ich gleich schlecken und juchzen würde. Die Zwetschgenrohrnudeln sein nämlich von der alten Huber. Ich kenne die alte Huber nicht, aber Zwetschgenrohrnudeln von alten Frauen sind eigentlich immer besser, als die vom Bäcker. Als Herr Mu sich wieder aufrichtete, war ich mir sogar sicher, dass die Rohrnudeln etwas besonders feines waren. Sie waren nämlich in Pergamentpapier eingeschlagen und nicht in eine lieblose Plastikdose geworfen worden. Ich nickte. Ja, so eine Zwetschgenrohrnudel nahm ich gerne. Herr Mu reichte mir eines der Prachtstücke und ich bot ihm einen Tausch an. Da er für mein Mittagessen gesorgt hatte, konnte ich ihm leicht das meine abtreten. Rohrnudel gegen Kichererbsensalat. Herr Mu verzog den Mund und schüttelte den Kopf. So etwas gesundes würde er nicht essen. Einen Mann wie Herrn Mu muss man aber nur lange genug ansehen und er knickt ein. Nach zwei Atemzügen nahm er meine lieblose Plastikdose und versprach, den Salat wenigstens einmal zu probieren. Die Dose verschwand in seiner Plastiktüte und mir fiel ein, dass ich vergessen hatte beim vietnamesischen Backshops eine Pfandflasche zurück zu geben. Eine Entscheidung die ich schnell bereute. Weiterlesen
Giesinger Tauschgeschäfte
