Marianne

Gestern, als mich einer fragte, was zum Henker ich eigentlich könne, habe ich an Marianne gedacht. Wenn mich jemand ärgerlich und aufgebracht, fragt was ich eigentlich kann, wollte ich lange Zeit nicht antworten. Hätte ich es getan, dann hätte ich zugeben müssen, dass ich recht wenig kann und er oder sie mit dem unterschwelligen Vorwurf Recht hat. Sinnvolle Talente besitze ich nicht. Vor vielen Jahren habe ich das auch Marianne erklärt.

Ich traf sie im Biergarten in der Münchner Innenstadt. Sie arbeitete vom Frühjahr bis zum Herbst auf einer kleinen Alm und kümmerte sich dort um die Tiere. Schön klang es und ich blieb einfach sitzen, als meine Freunde gingen. Wenn einer richtig gut erzählen kann, dann macht das Zuhören Spaß und man will selbst gar nichts sagen, um nicht zu unterbrechen. Letzters tat ich irgendwann doch. Echt, mischte ich mich ins Gespräch, bei dir kann man auch ein paar Tage bleiben? Marianne nickte und sah mich freundlich an. Freilich, bestätigte sie, sofern ich mithelfen würde. Was ich denn könne, erkundigte sie sich und ich strahlte sie an: Nix, aber ich mache alles. Marianne lachte. Das wären nicht die schlechtesten Voraussetzungen. Als alle anderen gegangen waren, blieben wir sitzen und ratschten weiter. Ich sagte Marianne, dass meine Frage nicht ernst gemeint war und ich wirklich nichts kann. Verlegen lächelnd gab ich zu, dass ich von den allermeisten Dingen keine Ahnung habe und deshalb auf einer Alm völlig hilflos wäre.

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Alles eine Frage der richtigen Zange

Wäre T.C. Boyle mein Vater, würde ich damit klar kommen. Auch die Vorstellung Philip Roth oder Thomas Bernhard als väterliches Vorbild zu haben gefällt mir. Mit Bernhard hätte ich vermutlich massive Probleme. Probleme, die sich aber wohl weniger um das Schreiben drehen würden. Da würden wir schon klar kommen. Er und ich. Obwohl….er wohl nicht, aber ich. Väter die ein großes Talent haben stören mich nicht. Im Gegenteil, ich würde das bewundern und mich über ihren Erfolg freuen. Man könnte mich auch in eine Schauspielerfamilie einpflanzen. Es wäre mir egal ob ich ein ähnliches Talent habe oder eine totale Niete wäre. Solche Dinge betrachte ich mit der nötigen Distanz. Um die Beispiele abzuschließen, wäre es für mich auch in Ordnung wenn meine ganze Familie aus Hochseilartisten bestehen würde. Ich könnte mich damit arrangieren, die einzige zu sein, die talentfrei am Boden bleibt. So richtig einschüchternd und belastend empfinde ich eigentlich nur einen Vater. Meinen. Weiterlesen