Laut gedacht

Nette Frau. Sehr nette Frau, denke ich und merke am Blick eines mir nahe stehenden Menschen, dass ich es wohl doch nicht gedacht, sondern laut gesagt habe. Sei’s drum die Frau, die mir in der U-Bahn gegenüber sitzt, scheint wirklich eine sehr nette Frau zu sein. Dann weiß sie eben jetzt – ob es sie interessiert oder nicht – dass ich sie für eine nette Frau halte. Der, der neben mir sitzt, weiß mit jedem Monat, der vergeht ja auch einiges von mir, das er nicht wissen wollte. Zum Beispiel, dass seine Freundin mit jedem neuen Lebensjahr etwas verschrobener wird. Ein Kennzeichen: sie spricht manches laut aus, dass sie sich lieber nur gedacht hätte.

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Monotoner Mund

Grau mag ich nicht. Ich kann mit schwarzen Tagen umgehen und ich mag weiße Tage. Ich mag es nicht wenn sie sich vermischen und grau werden. An grauen Tagen bin ich unleidlich. Töne dagegen, dürfen sich für mischen, die werden schöner. Eine Melodie wird schöner wenn sie Zwischentöne hat. Ganz genau wie eine Stimme. Ich mochte die Zwischentöne deiner Stimme. Meine hat keine. Sie ist freundlich, traurig, gelangweilt oder genervt. Es gibt kein „ein bisschen fröhlich“ oder „ein wenig traurig“. Wie meine Stimmung, sagtest du und machtest dir einen Spaß daraus, den Wechsel zu provozieren.  Dann sagtest du in einem fröhlichen Moment, dass ich an die abgeschlachteten Robbenbabys denken soll und hast dabei gelacht. Du hast nicht über die getöteten Tiere gelacht, sondern über mein Gesicht, das in einem Bruchteil einer Sekunden von Lachen, zu Tränen in den Augen wechselte. Der abrupte Wechsel meines Gesichtsausdruckes, faszinierte dich. Weiterlesen

Reden lassen… U-Bahn Gedanken

Die etwa 30 jährige Mutter beklagt sich in der vollbesetzten U-Bahn bei ihrem Mann, dass er ihr schon wieder nicht zuhört. Gerne hätte ich ihr gesagt, dass er ihr bereits seit zwei Stationen still zuhört, ihre Sätze aber kaum Informationen enthalten. Sie beklagt sich nur mit wehleidiger Stimme darüber, dass man ihren Worten kein Gehört schenkt. Eine glatte Lüge. Notgedrungen lauscht nicht nur ihr Gatte dem Lamento, sondern mit mir noch ein Duzend weiterer Personen, die das Pech haben in Hörweiter ihrer nicht nur anklagenden, sondern auch lauten Stimme zu sitzen. Weiterlesen