Schon seit dem Harras höre ich die ältere Dame leise jammern. Worte braucht sie dazu nicht. Jeder einzelne ihrer Atemzüge ist von tiefem Schmerz erfüllt. Beim Einatmen ein schwaches Stöhnen, beim Ausatmen ein leises Seufzen. Dazu ein mildes aber herablassendes Lächeln und wenn ein fremder Blick zufällig den ihren kreuzt, dann schließt sie matt die Augen. Sekundenbruchteile später öffnet sie die selben wieder und schütteln kaum merkbar den Kopf. Ein solches Kopfschütteln signalisiert, dass es schon geht. Schwer, aber es geht schon. Man leidet halt arg. Die Leut im Bus nehmen sie nicht ernst genug. Sie merkt es, weil sich seit zwei Stationen nicht einer erkundigt hat, woran es den fehlen würde. So gerne hätte sie ihre Leidensgeschichte erzählt. Man sieht es an ihrem Gesicht. Aber heutzutage hört ja keiner mehr dem anderen zu und längst sind Egoismus und Desinteresse die Geiseln der Stadtbevölkerung geworden. Das ignorante Volk merkt es nicht einmal und erdreistet sich, trotz ihrer beständigen, schmerzvollen Atemzüge, auch noch zu lächeln und sich auf das lange Osterwochenende zu freuen. Ein letztes Mal atmet sie aus und macht sich dann auf anderem Weg bemerkbar. Weiterlesen
Alte Bissgurkn* U-Bahn Gedanken
