Eigentlich hätten Sie heute von mir einen besonders schönen Artikel über Ostern erhalten. Über das faszinierende Frühlingserwachen auf meinem Balkon zum Beispiel. Oder über das Wunder der Auferstehung und die Schönheit einer Osternachts-Messe in einer katholischen Kirche. Ich bin sicher, das hätte Ihnen gefallen. Auch über mein Patenkind mit dem ich Eier färbte, hätte ich Ihnen gerne berichtet. Der Kleine war so herzallerliebst als er die hartgekochten Eier mit Schwung in die stark färbende Flüssigkeit schmetterte. Und auch danach, als wir kuschelten und er mir zärtlich mehrmals ins Gesicht nieste. Sie können sich sicher sein, dass ich es so verpackt hätte, dass man die Zuneigung zu diesem Kind überdeutlich heraus gelesen hätte. Leider wird daraus nichts. Auf meiner To-do-Liste stehen noch zu viele Punkte die ich vor dem Osterartikel abarbeiten muss.
- Fenster putzen
Frau Obst kann kaum noch in meine Küche sehen.
- Paul anrufen
Ich muss ihn fragen ob er den Wein, den er vor meine Tür gestellt hat loswerden wollte. Falls ja, schmunzle ich. Falls nein, und er so eine Plörre ernsthaft trinkt, irritiert es mich.
- Wäsche waschen
Ich muss Ihnen nicht erklären warum man das ab und an tun sollte
- Jules & Christophrox & Paleica
Die stehen da schon eine Weile und mir fällt partout nicht mehr ein, was ich von ihnen wollte oder was ich meine ihnen zu schulden. Ich werde also nach einer unverfänglichen Formulierung suchen um es in Erfahrung zu bringen.
- Einkaufen
Das ist schon mal missglückt. Heute ist Feiertag und der Kühlschrank ist leer. Vielleicht habe ich Christophrox notiert um ihn zu fragen ob er mich zum Essen einlädt. Ich glaube nicht, dass es das war.
- A zum Geburtstag gratulieren
Sie entschuldigen mich, das muss ich gleich machen!
- Worttrennungen und Kommata prüfen
Haha! Gerade ich…das kann ich getrost streichen
- Christbaumstämme zum Wertstoffhof bringen.
- 10 Kilo abnehmen
Möglicherweise hören Sie länger nicht von mir.
- Vorhänge für das Küchenfenster
Dann kann ich auch Punkt 1 streichen.
Wirklich am Herzen liegt mir aber eines. Das klärende Gespräch mit fünf engen Freunden, die sich seit der Veröffentlichung meiner Einpark-Erzählung damit beschäftigen, Anekdoten über meinen Fahrstil auszutauschen. Seit vorgestern gibt es eine Facebook Gruppe „Mitzi am Steuer – Ungeheuer!“. Ich kann darüber nicht lachen.
Weder über die SMS aus Italien mit dem Text „Na, du super Autofahrerin“ noch über das mir zur Verfügung gestellte Fotomaterial der 90iger Jahre auf welchem man mich heulend hinter dem Steuer sitzen sieht (die Parklücke war extrem eng). Ich amüsierte mich auch nicht über das gestrige Treffen von vier der fünf Freunden, welches sie zum Anlass nahmen sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. Jeder musste einer Erzählung zum Besten geben, die unter dem Motto „Als ich neben Mitzi im Auto saß und Angst hatte.“ Wenn ich den Berichten glauben darf, gewann der dämlichste meiner Freunde mit der Schilderung meines Blackouts am Stachus. Der Preis müsste an mich gehen. Ich war es, die drei sturzbetrunkene Männer nach Hause fahren musste. Und ich bekam auf die Frage in welche Richtung ich fahren müsse ein gelalltes Dreistimmiges „links“ – „rechts“ – „geradeaus“. Da würden sie auch die Nerven verlieren und versehentlich halblinks auf die Trambahngleise einbiegen. Und ich war dabei noch sehr ruhig. Das ich panisch und kraftvoll immer wieder auf die Hupe einschlug lag nur daran, dass mir eine Trambahn entgegen kam, ich mit dem Reifen aber auf dem Grünstreifen feststeckte und mich bemerkbar machen wollte. ICH hatte Angst. Die Suffköpfe haben doch fast alles verschlafen.
Vielleicht war an den Geschichten etwas dran. Ich wunderte mich früher oft, wo andere Autos plötzlich herkamen, bog versehentlich in Einbahnstraßen ein und überfuhr beim Einstellen des Radiosenders eine rote Ampel. Lappalien! Wirklichen Grund zur Sorge hatte nur einer und der wohnt schon lange in Italien. Der würde mir nie vorhalten, dass ich seinen VW beidseitig zerkratzt habe. Im Gegenteil, der bewunderte mich sogar, weil er es dafür für ausgeschlossen hielt, dass man in einer kleinen Italienischen Hofeinfahrt an beiden Seiten zugleich hängen bleiben kann. Und der nahm es mir auch nicht übel, dass ich mit Trennung drohte, wenn er nicht sofort rauskäme und das saublöde Auto einparken würde.
Ich schreib hier gar nichts mehr, wenn alles gegen einen verwendet wird.
Heute nicht mehr. Morgen bin ich nicht mehr beleidigt, dann geht es wieder.
Heute backe ich nur Osterlämmer. Über die hätte ich Ihnen auch etwas schönes erzählen können. Dass es nicht dazu kommt, ist die Schuld von fünf Freunden, die sich noch immer amüsieren. Gerade hat wieder einer etwas bei Facebook gepostet. Die alte Karamelle erspare ich Ihnen. Die kleine Delle am Strohkasten hinter dem Giesinger Bahnhof ist allerdings tatsächlich von mir. Schuld war aber ein Eichhörnchen.