Erwachsen wider willen

Wir sind vier. Meine drei Geschwister und ich. Ich bin die Jüngste. Meine kleine große Schwester ist neun Monate älter, mein Bruder drei Jahre und meine große große Schwester ganze fünf Jahre. Falls Sie sich fragen wie meine Mutter es hinbekommen hat, zwei Kinder im Abstand von nur neun Monaten zu gebären müssen Sie sich nicht den Kopf zerbrechen, denn das hat sie nicht. Sie stellte das Gebären nach mir ein und ich musste sehen, wie ich zu Geschwistern komme. Ganz früher, waren wir nicht vier. Wir waren ich, meine beiden Cousinen und mein Cousin. Ich weiß nicht genau, wann wir vier wurden, aber es muss diesen einen Zeitpunkt gegeben haben, an dem wir beschlossen, dass wir nicht drei plus eins, sondern einfach vier waren. Um ehrlich zu sein, war es eine rein weibliche Entscheidung. Florian hatte niemand gefragt, aber da er nicht widersprochen hat, nehme ich an, dass ich ihn nach all den Jahren genauso sehr wie seine leiblichen Schwestern genervt habe und er keinen großen Unterschied feststellen konnte. Vielleicht dachte er sich auch nur, dass es auf eine mehr nicht mehr ankommt.

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Andersostern

Dieses Jahr fällt Ostern aus, schreibt mir eine und ich ärgere mich über die Engstirnigkeit dieses Satzes. Es fällt nicht aus, weil es gar nicht ausfallen kann und es ihm, dem Osterfest wahrscheinlich herzlich egal ist, ob man große Teile der Weltbevölkerung unter Hausarrest gestellt hat. Natürlich wäre es schön heute mit den Eltern zusammen zu sein. Die meinen vermisse ich an diesem Ostersonntag sehr. Und ganz sicher werde ich es morgen bedauern nicht mit den Geschwistern, Nichten und Neffen und dem beständig wachsendem Anhang der Heranwachsenden einen Tag familiären Chaos und übersprudelndem Familiengefühls zu genießen. Dennoch…Ostern ist auch dieses Jahr. Anders. Vielleicht, ganz sicher sogar, nicht so schön, aber es ist. Hier in München hat es Nachsehen mit uns und schenkt uns einen Frühlingstag der schöner nicht sein könnte. Freilich wäre es an der Isar, im Wald oder in den Bergen noch etwas schöner, aber heute muss man eben nehmen was man hat. Löwenzahn an Häuserecken und blühende Bäume und Büsche. Aus Sturheit optimistisch? Ja und dieses Jahr auch aus Trotz. Weiterlesen

Guarnizioni – grazie Maria!

Googelt man München erfährt man, dass München am 48. Breiten- und am 11. Längengrad liegt. Dem Durchschnittsmenschen sagt das wahrscheinlich nichts, trotzdem könnte man meine Heimatstadt theoretisch recht gut geographisch verorten. Viel besser und richtiger beschreibt es aber Thomas Grasberger. Der hat in seinem Buch „Gebrauchsanweisung für München“ nämlich recht gut erkannt, dass München dazu neigt, seine Lage und Größe – abhängig von der Jahreszeit – zu verändern. Jetzt in den Osterferien zum Beispiel, erstreckt sich München bis an den Gardasee. Befinden sich kurz vor Weihnachten die meisten Münchner am Nachmittag in der Nähe des Marienplatzes sind sie jetzt im April in Riva, Torbole, Garda oder Bardolino zu finden. Das Zentrum Münchens liegt also am Ostufer des Gardasees. Da kann der Italiener noch so sehr darauf pochen, dass es sich bei den genannten Orten um italienische Dörfer handelt – spätestens wenn er die Uferpromenade entlang schlendert, muss er zugeben, dass Bayern in den Sommermonaten beträchtlich an Fläche gewonnen hat. Normalerweise. Dieses Jahr nicht. Dieses Jahr, Corona sei Dank, bleibt München bei seiner Fläche von etwa 311 Quadratkilometern. Da kann´s schon mal a bisserl eng werden, jetzt wo die Grenzen zu sind. Nicht einmal mehr nach Garmisch, Mittenwald oder Kufstein können wir ausweichen. Und bevor Sie mich korrigieren, ich weiß, dass Kufstein in Österreich liegt, aber eben auch nur theoretisch. Ab Frühling (vor Corona) ist es ein Vorort von München. Der Österreicher sieht es anders, aber mei…es ist wie es ist. Daheim bleiben sollen wir, heißt es, und wir fragen uns wie das gehen soll, wenn daheim am April doch erst nach dem Brenner so richtig anfängt. Weiterlesen

Oh, Ostern – es wäre ein schöner Artikel geworden.

Eigentlich hätten Sie heute von mir einen besonders schönen Artikel über Ostern erhalten. Über das faszinierende Frühlingserwachen auf meinem Balkon zum Beispiel. Oder über das Wunder der Auferstehung und die Schönheit einer Osternachts-Messe in einer katholischen Kirche. Ich bin sicher, das hätte Ihnen gefallen. Auch über mein Patenkind mit dem ich Eier färbte, hätte ich Ihnen gerne berichtet. Der Kleine war so herzallerliebst als er die hartgekochten Eier mit Schwung in die stark färbende Flüssigkeit schmetterte. Und auch danach, als wir kuschelten und er mir zärtlich mehrmals ins Gesicht nieste. Sie können sich sicher sein, dass ich es so verpackt hätte, dass man die Zuneigung zu diesem Kind überdeutlich heraus gelesen hätte. Leider wird daraus nichts. Auf meiner To-do-Liste stehen noch zu viele Punkte die ich vor dem Osterartikel abarbeiten muss. 

  1. Fenster putzen
    Frau Obst kann kaum noch in meine Küche sehen.
  2. Paul anrufen
    Ich muss ihn fragen ob er den Wein, den er vor meine Tür gestellt hat loswerden wollte. Falls ja, schmunzle ich. Falls nein, und er so eine Plörre ernsthaft trinkt, irritiert es mich.
  3. Wäsche waschen
    Ich muss Ihnen nicht erklären warum man das ab und an tun sollte
  4. Jules & Christophrox & Paleica
    Die stehen da schon eine Weile und mir fällt partout nicht mehr ein, was ich von ihnen wollte oder was ich meine ihnen zu schulden. Ich werde also nach einer unverfänglichen Formulierung suchen um es in Erfahrung zu bringen.
  5. Einkaufen
    Das ist schon mal missglückt. Heute ist Feiertag und der Kühlschrank ist leer. Vielleicht habe ich Christophrox notiert um ihn zu fragen ob er mich zum Essen einlädt. Ich glaube nicht, dass es das war.
  6. A zum Geburtstag gratulieren
    Sie entschuldigen mich, das muss ich gleich machen!
  7. Worttrennungen und Kommata prüfen
    Haha! Gerade ich…das kann ich getrost streichen
  8. Christbaumstämme zum Wertstoffhof bringen.
  9. 10 Kilo abnehmen
    Möglicherweise hören Sie länger nicht von mir.
  10. Vorhänge für das Küchenfenster
    Dann kann ich auch Punkt 1 streichen.

Wirklich am Herzen liegt mir aber eines. Das klärende Gespräch mit fünf engen Freunden, die sich seit der Veröffentlichung meiner Einpark-Erzählung damit beschäftigen, Anekdoten über meinen Fahrstil auszutauschen. Seit vorgestern gibt es eine Facebook Gruppe „Mitzi am Steuer – Ungeheuer!“. Ich kann darüber nicht lachen.

Weder über die SMS aus Italien mit dem Text „Na, du super Autofahrerin“ noch über das mir zur Verfügung gestellte Fotomaterial der 90iger Jahre auf welchem man mich heulend hinter dem Steuer sitzen sieht (die Parklücke war extrem eng). Ich amüsierte mich auch nicht über das gestrige Treffen von vier der fünf Freunden, welches sie zum Anlass nahmen sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. Jeder musste einer Erzählung zum Besten geben, die unter dem Motto „Als ich neben Mitzi im Auto saß und Angst hatte.“ Wenn ich den Berichten glauben darf, gewann der dämlichste meiner Freunde mit der Schilderung meines Blackouts am Stachus. Der Preis müsste an mich gehen. Ich war es, die drei sturzbetrunkene Männer nach Hause fahren musste. Und ich bekam auf die Frage in welche Richtung ich fahren müsse ein gelalltes Dreistimmiges „links“ – „rechts“ – „geradeaus“. Da würden sie auch die Nerven verlieren und versehentlich halblinks auf die Trambahngleise einbiegen. Und ich war dabei noch sehr ruhig. Das ich panisch und kraftvoll immer wieder auf die Hupe einschlug lag nur daran, dass mir eine Trambahn entgegen kam, ich mit dem Reifen aber auf dem Grünstreifen feststeckte und mich bemerkbar machen wollte. ICH hatte Angst. Die Suffköpfe haben doch fast alles verschlafen.

Vielleicht war an den Geschichten etwas dran. Ich wunderte mich früher oft, wo andere Autos plötzlich herkamen, bog versehentlich in Einbahnstraßen ein und überfuhr beim Einstellen des Radiosenders eine rote Ampel. Lappalien!  Wirklichen Grund zur Sorge hatte nur einer und der wohnt schon lange in Italien. Der würde mir nie vorhalten, dass ich seinen VW beidseitig zerkratzt habe. Im Gegenteil, der bewunderte mich sogar, weil er es dafür für ausgeschlossen hielt, dass man in einer kleinen Italienischen Hofeinfahrt an beiden Seiten zugleich hängen bleiben kann. Und der nahm es mir auch nicht übel, dass ich mit Trennung drohte, wenn er nicht sofort rauskäme und das saublöde Auto einparken würde.

Ich schreib hier gar nichts mehr, wenn alles gegen einen verwendet wird.

Heute nicht mehr. Morgen bin ich nicht mehr beleidigt, dann geht es wieder.

Heute backe ich nur Osterlämmer. Über die hätte ich Ihnen auch etwas schönes erzählen können. Dass es nicht dazu kommt, ist die Schuld von fünf Freunden, die sich noch immer amüsieren. Gerade hat wieder einer etwas bei Facebook gepostet. Die alte Karamelle erspare ich Ihnen. Die kleine Delle am Strohkasten hinter dem Giesinger Bahnhof ist allerdings tatsächlich von mir. Schuld war aber ein Eichhörnchen.

 

Wir sind vier

Wir sind vier. Meine drei Geschwister und ich. Ich bin die Jüngste. Monika ist neun Monate älter, Florian drei Jahre und Regina ganze fünf Jahre. Falls Sie sich fragen wie meine Mutter es hinbekommen hat, zwei Kinder im Abstand von nur neun Monaten zu gebären müssen Sie sich nicht den Kopf zerbrechen, denn das hat sie nicht. Sie stellte das Gebären nach mir ein und ich musste sehen, wie ich zu Geschwistern komme. Weiterlesen