Weit, aber schön

Idiot, zische ich, als einer meiner Freunde mich bittet meinen Standort via eines Screenshots von Google Maps zu beweisen. Nach einer siebenstündigen Autofahrt bin ich mir sehr sicher, dass ich Bayern verlassen und Nordrhein-Westfalen erreicht habe. Nur weil ich ab und zu Erlangen mit Erfurt verwechsle und Nürnberg und Bayreuth anhand der dort gesprochenen Dialekte nur schwer Bayern zuordnen kann, ist meine geographische Ignoranz nicht ganz so aus geprägt, wie meine Freunde mir manchmal unterstellen möchten. Auf die Frage, was ich dort denn tun würde, antworte ich erst einmal nicht. Je länger ich nämlich auf das Display meines Handys und meinen aktuellen Standort blicke, umso mehr frage auch ich mich, was zum Henker hier eigentlich gerade mache. Eine recht genaue Vorstellung dessen was ich hier zu tun habe hat dagegen meine Leseagentur. Diese dürfte auch die einzige sein, die sich sehr über meine mangelhaften Geographie Kenntnisse freut. Wahrscheinlich bin ich die einzige Münchner Autorin die für nur eine Lesung 600 km einfache Fahrt freudestrahlend in Kauf nimmt, weil sie wieder einmal keine Ahnung hatte wo sich der Ort eigentlich befindet.

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Stecker ziehen

Ob ich den Stecker gezogen habe, erkundigt sich eine meine Freundinnen beiläufig und stutzt, als ich nicke statt lache. Ja, so in etwa muss es auf meine Freunde und Bekannte in den letzten beiden Wochen gewirkt haben. Ich war da, bin nicht weg gewesen und habe trotzdem für zwei Wochen das Licht gedimmt und alles etwas leiser gestellt. Das Bild gefällt mir, weil es passt. Am 16 Januar war es noch hell und laut. Nicht unangenehm laut und überhaupt nicht grell, aber voller Leben und voll Neuem und Schönen. Ein Abend im Hofspielhaus mit Felix Leibrock und Oliver Pötzsch. Eine außergewöhnliche Kombination zweier Schriftsteller, bei der einer als Blues Musiker nicht las sondern sang und ich Auszüge aus Felix Buch las. Nur ein kleiner Beitrag, aber dennoch neu, da ich sonst nur meine und nicht die Worte eines anderen gelesen habe. Man möchte sie dann besonders unverfälscht und schön erzählen und ich habe mich gewundert, wie anders das laute Lesen ist, wenn es sich um nicht selbst geschriebene Worte handelt. Anders, aber anders schön. Ein letztes Glas am Ende des Abends zu dritt, als im Theater schon die Stühle nach oben gestellt und die Küche geputzt wurde. Als an diesem Abend im Hofspielhaus die Lichter ausgingen, habe ich wohl meinen Stecker gezogen. Irgendwann als ich spätabends zu Fuß durch die noch weihnachtlich beleuchtete Maximilianstraße ging und mich freute, ein Teil dieses schönen Abends gewesen zu sein. Weiterlesen