Sommer – dank mir etwas anstrengend

Morgen machen wir uns einen ruhigen Tag, sage ich zu meiner Freundin und schnappe mir die letzte Nudel aus der Pfanne. Morgen, plane ich weiter, verabschieden wir uns in aller Ruhe vom Sommer – nur du und ich und ganz in ohne Stress. Die Temperatur an diesem Montag wird noch einmal fast hochsommerlich warm sein und keiner meiner Freunde ist hier. Sie haben den Sommer bereits beendet und der, der mir am wichtigten ist, ist gerade dort, wo ich sonst bin – in München. Auf der Wiesn. Klar, es ist Italienerwochenende. Das Wochenende an dem ich ans Meer flüchte und er, der seit vielen Jahren mehr Italiener als Münchner ist, in die alte Heimat zurück gekehrt ist. Blöde Planung, meint meine Freundin und ich zucke mit den Schultern. Vielleicht, andererseites haben wir einen ganz besonders schönen Tag vor uns. Den letzten richtigen Sommertag, bevor uns in München der Herbst erwartet und den wir ganz für uns haben. Morgen machen wir es uns gemütlich, sage ich zu meiner Freundin und verdrehe die Augen, als sie mit einem „abwarten“ antwortet und sich mit einem Glas Wein auf den Balkon setzt. Sie kennt mich. Und den mutigsten meiner Freunde auch. Vielleicht mittlerweile ein bisschen zu gut.

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Rilassati

Rilassati, sagt eine Freundin, als ich versuche sie am Telefon abzuwürgen. Rilassati…entspann dich, ist leicht gesagt. Leichter bestimmt, wenn man nicht in 90 Minuten am Bahnhof sein muss und noch knöcheltief zwischen Kleidern, Bikinis und Dingen die man einpacken, aber sicher nicht brauchen wird, steht. Rilassati, denke ich mir selbst 30 Minuten später und werfe wahllos ungebügelte Kleidungsstücke in den Koffer.
Rilassati denke ich mir, als ich mir eine Taxifahrt für 50 Euro gönne, weil die Alternative ein Hitzschlag wäre. Und denke es solange weiter, bis ich es mir nicht mehr sagen muss, weil ich es fühle. Entspannung pur. Oder – wie eine mir nahestehende Person es beschreibt – meine Eigenart bei der Überschreitung der Grenze am Brenner eine erstaunliche, ihr nicht ganz geheure, Gelassenheit an den Tag zu legen. Es handelt sich hierbei übrigens um keine Eigenart. Ganz im Gegenteil, es ist eine hart antrainierte Fähigkeit, absolut nichts zu erwarten, nichts zu planen und mit allem was geschieht zurecht zu kommen.

Mit dem obligatorischen Streik letzten Donnerstag in Italien zum Beispiel. Man könnte versuchen mit dem Bus ans Ziel zu gelangen oder man macht einfach gar nichts, bucht sich im schönsten Strandbad ein und sieht ein, dass die über 80 % Luftfeuchtigkeit gepaart mit Gluthitze eh keine Alternative zugelassen hätten. Ich bin im „Rilassati Modus“ und freue mich, dass es meiner Freundin, die zum ersten Mal bei mir in Italien ist, genauso geht. Wir versumpfen beim Aperitiv und sagen den Tisch im Restaurant ab. Lassen uns treiben und genießen planlos all das was sich gerade gut anfühlt. Ich soll mich schön weiter entspannen, gibt sie mir noch mit auf den Weg, als ich sie am Bahnhof in Genua in ihren Zug setze.

Ja, hatte ich vor. Blöderweise bin ich nur bis Genova Pra gekommen und muss fünf Stationen weiter. Der Zug steht. Eine Stunde, bis die ersten aufgeben und sich Alternativen suchen. Streik ist es diesmal nicht, dafür irgendein Weichenproblem. Die nächsten Stunden geht hier nichts. Rilassati, ist mein Mantra, das mich gerade nervt. 12:00 Uhr mittags, bullenheiß und mit den Bussen hier kenne ich mich nicht aus. An der Haltestelle informiert man mich, das mein Ziel etwas ungünstig liegt. Das merke ich auch und gehe erst mal eine dreiviertel Stunde am Meer entlang. Blöde Idee (Mittag, Sonne, Sommer – in diesem Fall keine gute Kombi). Aber ich bin entspannt. Total. Zwei Stunden später habe ich die richtige App auf dem Handy und bin nach drei Mal umsteigen zu Hause.

Entspannt bin ich wirklich. So entspannt, dass ich mir zum Aperitiv im Garten mit drei guten Freunden das leichteste (ungebügelte, farblich fragliche, eigentlich scheußlich und nur im engsten Kreis getragene) Lieblingskleid überwerfe und mich zehn Minuten später in einer Runde von ca. 12 gutaussehenden Menschen wiederfinde, die alle zu höflich sind um sich laut zu fragen, wer bzw. was da vor ihnen steht. Gut das sie mich nicht kennen, den wenig später hält es der mutigste meiner Freunde für eine gute Idee, mir den Schlauch der Bewässerungsanlage ins Gesicht zu halten. Ich bin jetzt grell, nass und habe verschmierte Wimperntusche. So kann ich mir dann aber auch die Weinflasche schnappen, die zwei Männer nicht aufbekommen und sie problemlos öffen. Ich bin jetzt Hulk im Kleid und ich glaube, ich mache ihnen Angst. Männliche Egos sind empfindlich.

Streik, Zugausfall, peinlicher Auftritt – egal! Mi rilasso. Eventuell ist das gramatikalisch falsch, aber die Stimmung ist es nicht. Genau die richtige um mit den Jungs, von denen zwei der drei, die sechzig schon deutlich überschritten haben eine Bootstour zu machen.
Also nächsten Sommer mache ich einen Bootsführerschein. Nicht weil ich Lust habe, sondern weil ich den Kerlen misstraue. Der erste ist beim Versuch sich die Füße zu waschen noch vor der Abfahrt ins Hafenbecken gefallen, der zweite bei der Ankunft, als er sich etwas zu weit verrenkte um seine Badehose zu holen. Beide nüchtern, beide zum Glück nur leicht angeschrammt. Rilassata schön und gut – aber im Zweifel macht es wohl Sinn das Boot selbst steuern zu können. Notfalls von ihnen weg.

Mi sono rilassato tantissimo. Zurück ging es mit dem Flugzeug. Total rilassata hab ich nicht mal gemerkt, dass der Pilot anstatt zu landen Kreise flog. Auch nicht wirklich, dass wir nachdem wir schon recht weit unten waren, wieder hoch flogen. Mit soviel Entspannung im Nacken merkt man das nicht. Was man dann aber schon merkt ist, der Momen, wenn kurz vor dem Aufsetzten durchgestartet wird. Das fühlt sich interessant an und ist nicht so rillasi. Wenn man dann eine Stunde später in Linz statt in München landet ist es mit dem rilasso ganz vorbei. Kurzzeitig.

Aktuell habe ich muckelige 29 Grad in der Wohnung und mir ist so heiß, dass ich nicht denken kann. Bei solchem Wetter habe ich den Entspannungsmodus auch nördlich der Alpen an. Vielleicht ist er wirklich etwas grenzwertig. Eine Freundin rief vorhin heulend an, weil ihr zwei von drei Küchenschränken von der Wand gekracht sind und so ziemlich jeder Teller, jedes Glas und alle Tassen kaputt sind. Ich sagte ihr, sie soll sich entspannten, den ganzen Scherbenhaufen liegen lassen und auf ein Glas Wein vorbei kommen. Ob ich spinne wollte sie schniefend wissen. Ne, sag ich, rilassati. Die Scherben laufen nicht weg, aber wer weiß ob der morgige Abend so schön ist wie der heutigt.

Sie kommt. Ich stecke an. Also…entspannen Sie sich.

Teilchen – anspruchslos aber hartnäckig

Ich bin wieder da. In München. Finalmente (endlich) murmelt jetzt vielleicht meine Freundin mit der gemeinsam ich die letzten zwei Wochen in Ligurien am Meer war. Sicher nicht, weil ihr das Meer und der Urlaub zuviel geworden wäre. Eher, weil ich sie jetzt morgens nicht mehr mit der Yogamatte unter dem Arm anstrahle und an unsere Verabredung mit Gabi – der Trainerin auf YouTube – erinnere. Eine Verabredung die sowohl der Gabi, die von meiner Existenz nichts weiß, als auch meiner Freundin eigentlich völlig schnuppe sind. Schließlich bin ich die einzige, die sich vorgenommen hat, die zweite Lebenshälfte als sportlich motiviere Frau zu bestreiten. Ich bin aber ein Mensch, der gerne teilt. Alles. Emotionen, Gummibärchen und eben auch die Dinge, die mir Freude bereiten und Dinge, die mich im Urlaub reichlich Überwindung kosten. Wie zum Beispiel Sport am Morgen. Weil ich mir sicher bin, dass meine Freundin auch gerne teilt, habe ich mich gleich, wenn sie aufgewacht ist, mit der Matte unter dem Arm zwischen sie, ihren Morgenkaffee und die Fensterfront gestellt und motiviert angelächelt. Sie hat mitgemacht, ist aber vermutlich heilfroh, mich jetzt wieder los zu sein und nicht noch im Halbschlaf von so einer widerlich fröhlichen Frühaufsteherin abgefangen zu werden.

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Il ballo del qua qua o lasciatemi dormire!

„No! Basta! Mi sono addormentata due ore fa e me ne frega niente chi ha fatto il ballo del qua, qua. Sono tedesca e per farmi vergognare per il TV ho gia Thomas Gottschalk con Wetten dass.“

Schluss! Aus! Es reicht. Halb zwei in der Nacht unter der Woche und meine Handy piepst nahezu ununterbrochen, weil ich vergaß eine WhatsApp Gruppe italienischer Verrückter lautlos zu stellen. Vampire…ihr seid Vampire, schreibe ich ihnen und schiebe ein „Pipistrelli“ hinterher, weil mir in dieser späten Stunde nur noch das Wort für Fledermäuse einfällt, was in etwa gleichbedeutend ist. In beiden Fällen handelt es sich um Geschöpfe der Nacht. Während ich mir die Zähne putze piepst es munter weiter und ich bereue zutiefst Mitglied der „Sanremo 2024“ Gruppe zu sein. Ich schimpfe mit dem Mund voll Zahnpaste und tippe gleichzeitig „John Travolta“ und „Ballo del qua qua“ in das Suchfeld bei Google ein. Ach du mein Gott! Die nächste halbe Stunde verbringe ich auf der Bettkante sitzend mit wilden Diskussionen ob und wenn ja, wie peinlich, dieser Auftritt gewesen ist. Um es für Sie abzukürzen: Thomas Gottschalk hat seinen Gästen viele Peinlichkeiten aufgebürdet. Amadeus hat mit dem Ententanz aber mächtig aufgeholt. Ich meine….John Travolta! John Travolta und der Ententanz?! Unangenehm und ich hätte es fast verpasst. Verpasst wegen einer Lapalie wie Schlaf.

Sie haben keine Ahnung wovon ich spreche, oder? Also….

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Eine Schande

Ich weiß genau, was sie denkt. Ich weiß es, ohne hellseherische Fähigkeiten zu haben und weiß es sogar, ohne mich umzudrehen, um ihr ins Gesicht zu schauen. Ein Gesicht, das sehr wahrscheinlich auch gar nicht mehr in meinem Blickfeld ist, weil sie längst sich zurückgezogen hat, um nicht mit mir in Verbindung gebracht zu werden. Mittlerweile versteht sie genug italienisch, um zu begreifen, dass ich mich gerade so derart zum Affen mache, dass es besser ist, sich das Drama nicht live mitanzusehen. Es bleibt ihr also erspart mitanzusehen, wie ich leise fluchend, barfuß auf Zehnspitzen über eine mit piksenden Kletten übersäte Wiese tapse, die Arme aus Gründen des Gleichgewichts seitlich weit von mir strecke und in den Händen zwei leere Colaflaschen halte. Mir wiederum bleibt nicht erspart, zu erkennen, dass ich noch immer im Nachthemd bin und das fröhliche Winken vom Balkon am anderen Ende des Gartens mir gilt. Ich winke zurück und lege die letzten Meter mit dem Gefühl zurück, dass sich so in etwa Cersei aus Game of Thrones bei ihrem Bußgang gefühlt haben muss. Es hätte mich nicht gewundert, wenn weitere Nachbarn auf den Balkonen erschienen wären, mit massiven Glocken monoton geläutet und dabei bei jedem meiner Schritte „Schande“ gerufen hätten.

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Ai, ai, ai….

Etwa alle drei Jahre stelle ich mich auf die Zehenspitzen und hole meine ältesten Italienisch-Lehrbücher aus dem Regal. Über die Jahre haben sich einige angesammelt. Verben und Zeiten, Grammatik Trainer, L’Italiano per gli affari (Geschäftsitalienisch), Verbentabellen, Grammatica di livello avanzato (Grammatik für Fortgeschritte und viele Übungsbücher, die ich ab und an nutze. Am liebsten ist mir aber Linea diretta – vier Bücher mit denen ich glaubte mir die Sprache selbst beibringen zu können. Ein halbes Jahr vor meinem Umzug kaufte ich sie und bis heute sind sie mir die liebsten. Die Grammatik ist gut, anschaulich und vor allem vollständig erklärt und die Übungen so umfangreich, dass ich die Lösungen auch nach all den Jahren noch nicht auswenig kann. Bis heute kann ich mich genau erinnern, wo ich welche Lektionen gelernt habe.

Kapitel 1 – 3 in München, kurz nachdem der mutigste meiner Freunde – und mein Freund – München für immer Richtung Italien verlassen hat. Sein und haben, schöne einfache Verben, die man herrlich auf dem Weg in die Uni vor sich her murmeln konnte. Ho – hai – ha – abbiamo – avete – hanno…wenn man das mit einem Lied im Kopf vor sich her spricht, klingt es wirklich sehr schön. Wenn Ihnen langweilig ist, probieren Sie es ruhig mal aus. Ordnungszahlen, Artikel bestimmt und unbestimmt. All das verbinde ich mit den ersten Versuchen mich an die Sprache zu gewöhnen und überspringe diese Kapitel, wenn ich mich ans wiederholen der Grammatik mache. Aber ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich manchmal noch esco – esci – esce vor mich hin plappere. Einfach so.

Kapitel 4 – 6 habe ich überwiegend auf Elba gelernt. Auch wenn meine Verschmelzung der Präpositionen recht eigenwillig war, begann man mich zu verstehen. Und wann immer mir das Verb occorrere begegnet denke ich dabei bis heute an ein Lied von Adriano Celentano. Ich hörte es als ich vor mich hin konjungierte. Der Unterschied von questo und quello und quale (dieser, jener) habe ich mir in einer Bar von einem Kindermädchen beibringen lassen. Wahrscheinlich habe ich es deshalb auch so lange immer verwechselt – auch sie war Deutsche und auf Elba kamen wir sogar mit unserem eigenwilligem Italienisch durch. Wiederhole ich diese Kapitel, dann riecht es nach Elba, Hochsommer und Cola.

Den Inhalt der Kapitel 7 – 13 musste ich nicht alleine lernen. Alles war dort steht, wurde mir in meinem ersten richtigen Sprachkurs in Mailand beigebracht. Bruno, der arme Kursleiter musste mir zuerst die deutsche Grammmatik beibringen. Dort – so würde ich heute behaupten – habe ich überhaupt erst begonnen in der Sprache zu sprechen und mehr als zwei Zeiten zu nutzen. Objektpronomen und reflixive Verben schmecken nach Brioche und Kaffee und das Gerundium klingt nach dem Rattern der Mailänder Trambahn. Vielleicht auch nach dem Trippeln der Ratten auf der Straße beim nächtlichen Heimkommen. Ich wohnte in einem sehr….eigenwilligem Viertel. Kapitel 14 – 15 und der zweite Band erinnern mich an meine Jahre in Verona. Außer den Mailänder Monaten habe ich keinen weiteren Sprachkurs besucht und die Buchhalterin meiner damaligen Firma kümmerte sich um meine Grammatik (und mein Vokabular, das etwas arg umgangssprachlich wurde). Raffa war großartig und alle paar Jahre fällt mir ein Zettel mit ihrer Handschrift in die Hände. Daneben meine Anmerkungen. Konjunktiv imperfekt = Begingung – condizionale presente = Folge. Se vincessi alla lotteria, per prima cosa comprerei una macchina. Der Beispielsatz steht da nicht, aber ich werde ihn vermutlich für den Rest meines Lebens nicht aus dem Kopf bekommen. Leider kann ich Bedingungssätze bis heute nicht in jedem Fall richtig sagen. Immer kommt mir die blöde Lotterie in den Kopf und während ich über die nachdenke, ist das Gespräch schon zu weit fortgeschritten. Conjunktivo und Condizionale werden daher gemäß Bauchgefühl verwendet. Eine wunderschöne Zeitreise ist das jedes Mal, wenn ich mich daran mache etwas Grammatik zu wiederholen. Und jedesmal stolpere ich über einen kleinen Text der in dem Übungsbuch abgedruckt ist. Mit jedem Jahr ist er seltsamer zu lesen. Hier:

Vielleicht ist Eitelkeit ein Makel, aber was ist falsch daran, sich um sein Äußeres zu kümmern und zu versuchen, die Farben dessen, was man trägt, geschmackvoll zu kombinieren? Nicht alle von uns sind von Natur aus schön, manche sind geradezu hässlich. Warum also nicht versuchen, die Fehler von Mutter Natur zu korrigieren oder zumindest nicht zur Schau zu stellen? Warum sollte eine etwas kräftigere Frau Weiß tragen, wenn Schwarz sie dünner aussehen lässt? Warum sollte man die Makel zeigen, die sich so leicht verbergen lassen? Niemand will hässlich sein.*“

Manche Menschen sind geradezu hässlich….herrlich. Und befremdlich. Eigentlich nur befremdlich. Fehler der Mutter Natur, die man doch bitte nicht zur Schau stellen solle und bitte unbedingt mit angemessener Kleidung zu verbergen hat. Ai, ai, ai… zum Glück war ich damals rank und schlank. Sonst hätte mich mein Italienisch Kurs in eine Essstörung katapultiert. Das Foto der „kräftigen“ Frau zeigt nämlich max. eine Größe 38. Aber der Grammatikteil ist nach wie vor großartig.

*im Original
Forse la vanita è un difetto, ma che c`e di male a curare il proprio aspetto, a cercare die combinare con gusto i colori di quello che si porta? Non tutti siamo belli per natura, anzi, alcuni sono decisamente brutti. Allora perchè non cercare di correggere o comunque di non ostenare gli errori di Madre Natura? Per quale motivo una donna un po´ robusta deve vestire di bianco, quando il nero la fa sembrare piu magra? Per quale ragione si devono mostrare quei difetti che è invece cosi facile nascondere? Nessuno vuole essere b
rutto.

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Entriegelungstaste

In caso di mancata accensione si ha l’illuminazione della lampada spia. Premendo il pulsante dello sbloccaggio, si avrà la ripetizione dell accensione.

Was bedeutet das, möchte die Frau neben mir wissen und sieht mich fragend über den Rand ihrer Brille an. Die Frage irritiert mich, denn von uns beiden ist sie die Muttersprachlerin. Aber bitte. Ich kneife die Augen zusammen, lese noch einmal und übersetze dann: „Wenn die Zündung ausfällt, leuchtet die Warnlampe auf. Durch Drücken der Entriegelungstaste wird die Zündung erneut ausgelöst.“ Der darauf folgende Knurrlaut bedeutet sowohl auf Italienisch als auch auf Deutsch das gleiche: „Hä?!?“ einen Moment lang schaut sie mich irritiert an und schüttel dann den Kopf. Was der Blödsinn soll, das ganze jetzt auf Deutsch zu sagen, will sie wissen und erklärt dass sie keine Ahnung hat was diese Anweisung zu bedeuten hat. Nicht auf Italienisch und auf Deutsch schon gleich gar nicht. Deutsch würde sie nämlich nicht sprechen. Ich bedanke mich für diese, mir nicht neue, Info und stecke die Hände in die Hosentasche. Was ist denn die Entriegelungstaste, frage ich und beuge mich nach vorne um besser zu erkennen was hier vielleicht nach einer Entriegelungstaste aussieht. Es folgt eine kleine Diskussion darüber, dass deutsche Worte grundsätzlich zu lang sind. Die bringt uns nicht weiter und ich frage, was im vorliegenden Fall denn der pulsante dello sbloccaggio sein könnte? Dreimal wird (völlig unnötig) meine Aussprache korrigiert, dann wird mit den Schultern gezuckt. Pulsante… doch ja, das müsste etwas zum Drücken sein, aber ich sehe nichts was man drücken könnte. Ich frage ob man einen Pulsante immer drückt, oder ob man ihn womöglich auch drehen kann. Neben mir sieht mich eine an als ob ich nicht mehr ganz dicht wäre und beginnt langsamer zu sprechen. Das nervt mich und ich versichere ihr, dass ich ihr Italienisch durchaus auch schneller gesprochen verstehe, bei der Betriebsanleitung eines Warmwasserboilers aber unsicher bin. Und auch das liegt weniger an meinem Italienisch, sondern an der Tatsache, dass ich bei diesem antiquierten Ding Angst habe auch nur irgendetwas zu drücken. Vor allem dann, wenn etwas das, was eindeutig als Warnleuchte beschrieben wird, bereits rot leuchtet.

Die freundliche Nachbarin, die bereit war zu helfen, klopft mir aufmunternd auf die Schulter. Pass auf, sagt sie, ich gehe jetzt wieder rüber und du drückst einfach auf den einzigen Knopf der frei zugänglich ist. Ich möchte mich gerade bedanken, als mir durch den Kopf schießt, dass es kein gutes Zeichen ist das sie vor dem Drücken die Flucht ergreift. Ich erkläre ihr, dass es auf jeden Fall besser ist wenn sie den Knopf drückt. Wenn hier etwas in die Luft fliegt, dann wäre sie doch sicher versichert. Ich dagegen, weiß nicht ob meine Haftpflichtversicherung auch im Ausland gültig ist. Das Wort „Zündung“ beunruhigt uns beide. Wir besprechen das ganze eine Weile und nach 5 Minuten stehe ich wieder alleine vor den komischem technischen Ding, das in den Wohnungen hier am Meer auf den kleinen Balkonen vor den Küchen steht und vor dem ich einen heiden Respekt habe. Ich würde es gerne ignorieren, aber ich dusche bereits seit zwei Tagen kalt. Und auch wenn es hier noch deutlich wärmer als in München ist, für eine kalte Dusche ist es einfach schon zu frisch. Außerdem habe ich keine Lust mehr zum Abspülen Wasser im Wasserkocher zu erhitzen. Das könnte ich natürlich auch auf den Gasherd machen. Eigentlich. Vor allem wäre es wesentlich leichter, da der Wasserkocher dem Besitzer dieser wunderschönen Wohnung, aus Deutschland mitgebracht wurde und sein Stecker nur in die Steckdose im Schlafzimmer passt. Aber man will ja nicht meckern, dank dieses Wasserkochers konnte ich mir wenigstens die Haare mit warmen Wasser waschen. Ach so ja der Gasherd… Der funktioniert ganz sicher, aber diesmal scheint es nicht zu reichen den Hahn aufzudrehen. Ich muss irgendeinen Haupthahn aufdrehen hat man mir gesagt. Und so sehr ich es liebe mit Gas zu kochen, es widerstrebt mir irgendwelche Hähne aufzudrehen, die ich noch nie aufgedreht habe und bei denen ich immer die Vorstellung habe etwas in die Luft zu jagen.

Eine Stunde später rufe ich einen alten Arbeitskollegen aus Verona an. Ich schildere ihm mein Problem und er hört mir geduldig zu. Etwa fünf Minuten lang, dann unterbricht er mich. Er wisse beim besten Willen nicht ob eine deutsche Haftpflicht Versicherung auch für Auslandsschäden aufkommt. Allerdings, so sagt er, würde er sich ehrlich gesagt weit mehr dafür interessieren, was zum Henker ich eigentlich gerade machen würde. Ich müsste es ihm auch gar nicht sagen, versichert er mir. Noch viel wichtiger sei ihm, dass ich das was ich machen möchte bitte auf keinen Fall machen soll, denn Dinge bei denen man überlegt ob etwas in die Luft fliegt, die lasse man besser. Mir wird klar, dass ich ihm von meinem Schalter Problem noch gar nicht erzählt habe. In wenigen Sätzen erkläre ich es ihm und er bittet mich um ein Foto der Therme. Ich schicke es ihm und er ruft mich zurück. Drück auf den schwarzen Knopf neben der roten Lampe und dreh den grünen Schalter in die horizontale, sagt er und wünscht mir einen schönen Tag.

Eine gute halbe Stunde habe ich mich nicht getraut. Dann kam aus Verona eine SMS. Mein ehemaliger Arbeitskollege kennt mich gut. Er kennt mich sogar sehr gut. Er schrieb mir: MACH ES!

Gerade habe ich warm geduscht und Nudelwasser aufgesetzt. Ob meine Haftpflicht Versicherung hier in Ligurien für mögliche Schäden bezahlt weiß ich nicht, aber das ist jetzt erst mal auch nicht mehr wichtig. Mein Kollege schrieb übrigens nicht, dass ich es einfach machen soll. Er schrieb: Mio Dio, come si fa a sopravvivere se si ha paura di un bottone innocuo? Was übersetzt in etwa bedeutet, dass er sich fragt wie ich den Alltag über lebe wenn ich schon vor harmlosen Tasten Angst habe. Gut, würde ich sagen. Meines Erachtens liegt das vor allem daran, dass ich in der Regel nur ungerne Knöpfe drücke die Zündung auslösen. Nachvollziehbar, oder?

Borsa marrone

Im Schlafzimmer, gleich wenn man reinkommt rechts, steht unter dem Fernseher eine weiße Komode mit drei Schubladen. Die Komode in meinem eigenen Schlafzimmer hat auch drei Schubladen und ist ebenfalls weiß. Vielleicht haben wir die gleiche Komode. Das wäre durchaus möglich, da meine Komode von IKEA ist und sich das Angebot der italienischen IKEAs kaum von denen in Deutschland unterscheidet. Einen Fernseher über der Komode habe ich allerdings nicht. Überhaupt habe ich im Schlafzimmer kein technischen Geräte und finde es daher erstaunlich, mich gedanklich seit über zwanzig Minuten in einem Schlafzimmer zu befinden, das nicht meines ist. Zumal ich eigentlich am Strand liege und mir fremde Betten, Zimmer und Komoden gerade ziemlich egal sind. Obwohl….wenn ich ehrlich bin, dann möchte ich jetzt doch wissen, um was es in diesem zähen, mit viel zu lauter Stimme geführten Telefonat nun eigentlich geht. Ich rolle mich auf den Rücken und höre weiter zu. In der obersten Schublade besagter Komode befindet sich – so erklärt die hinter mir stehende, telefonierende Frau – eine braune Tasche. Der Satz wird wiederholt. Einmal, nocheinmal und dann mit monotoner, sehr geduliger Stimme ergänzt, dass es sich um eine braune Tasche, ja eine braune, etwa 30 mal 40 Zentimeter große brauene, ja genau, braune, Tasche handelt. Sie und ich wissen jetzt, dass sich in der weißen Komode rechts unter dem Fernseher in der oberen Schublade eine braune Tasche befindet. Der Gesprächspartner anscheinend nicht. Es wird ihm noch einmal erklärt, dass sich die Komode im Schlafzimmer befindet. Weiß mit drei Schubladen.

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Mit vier war´s leichter

Es riecht nach Italien. Nein das stimmt nicht, es riecht nach München Giesing im Hochsommer. Ich nippe an meinem Kaffee und schließe die Augen. Ein wunderschöner Geruch, den der, der neben mir sitzt, nicht zu schätzen weiß. Auch die hochsommerlichen Geräusche, empfindet er als morgendlichen Lärm. Ich kann ihn verstehen. Natürlich sind die Geräusche und Gerüche auf zum Beispiel einer sonnigen Waldlichtung um einiges schöner. Und doch möchte ich an diesem Morgen auf gar keinen Fall tauschen. Der Geruch gerade eben ist für mich der Inbegriff des Sommers. Schwer warme Luft schon früh am Morgen. In ihr vermischt sich der Duft von Blumen und Kräutern auf Balkonen mit dem frischen Grün der Bäume und trotzt dem Geruch von Abgasen und den leicht süßlichen Ausdünstungen der vor dem Haus stehenden Mülltonnen. Still ist es auf einem Balkon in der Münchner Innenstadt natürlich nicht. Ganz im Gegenteil. Bei meinem ersten Kaffee brandet der Verkehr auf, die Vespas sind wieder auf der Straße unterwegs und erstaunlich laut und ist das Schlurfen der ersten Flip Flop. Gerade das kann, wenn man es nicht mag, nervtötend sein. Ich liebe es. Wenn es so riecht und klingt, dann ist der Sommer da und ich weiß nicht wohin mit der Vorfreude auf die nächsten Wochen. Herrlich ist es meine Heimatstadt so zu erleben und gleichzeitig beginnt es in meinem Magen zu ziehen, weil ich spüre dass ich ganz dringend ans Meer muss. Dorthin, wo ist jetzt gerade genauso riecht wie hier bei mir in der Stadt. Der Salzgeruch des Meeres und die etwas anderen Düfte der Botanik sind mir so vertraut, dass ich sie auch hier in München rieche. Einfach die Augen schließen und schon riecht es heute Morgen nach meinen beiden Lieblingssorten. München und Italien. Nur das Brioche fehlt.

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Italienisch motzig

Ich bin kompromissbereit, da können Sie jeden fragen. Wirklich. Außer es geht um den ersten Kaffee am Morgen – da bin ich es nicht. Da bin ich stur wie ein Esel und unausstehlich, wenn ich ihn nicht bekomme. Stur habe ich deshalb am ersten Morgen in Ligurien auch versucht die Mokka auf den Herd zu stellen, obwohl völlig klar war, das es sich hierbei um ein unmögliches Unterfangen handelt. Nicht das Stellen der Mokka an sich, aber das auf den Herd stellen. Auf DIESEN Herd stellen. Ein neuer Herd und ein feiner Herd, aber ein völlig bescheuerter Herd, weil ihm ein winziges, aber elementares Teil fehlte. Hetzen Sie mich nicht, ich schreib mich gerade erst warm und überlege tippend wie ich Ihnen das Problem mit der Mokka erklären kann, wenn Sie weder mich noch den neuen Herd sehen. Eigentlich müssten Sie kurz vorbei kommen und sich neben mich stellen, dann würden Sie sofort verstehen, wo mein bzw. das Problem des Herdes liegt. Schön wäre das aber auch nicht, weil ich Ihnen dann zwar den Herd und das Dilemma zeigen, aber keinen Kaffee anbieten könnte. Und das gerade hier, wo jeder sofort eine Tasse in die Hand gedrückt bekommt. Zumindest bei mir, da es meine Rechtfertigung ist, mir einen weiteren Espresso zu genehmigen. Heute nicht, weil….ich beschreibe es Ihnen jetzt doch….die Metallstäbe, die wie ein Gitter über den einzelnen Gasflammen liegen und die direkt über den Ventilen eine Aussparung haben, so saublöd und weit auseinander sind, dass ich zwar einen mittelgroßen Topf, aber keine Mokka darauf stellen kann. Dafür gibt es einen Einsatz und der fehlt hier. Warum?!? Stünde der Gasherd in München, wäre es mir klar. Hat ja nicht jeder eine Mokka oder verlässt sich eben nicht jeder darauf, dass so ein Herd Mokkatauglich ist. Aber in Italien – gibt es einen Haushalt der keine Mokka und keinen kleinen Milchtopf besitzt? Vermutlich nicht. Ok….vermutlich schon und nur weil ich ohne Kaffee morgens nicht rundlaufe, bin ich so motzig. Italien-motzig. Das ist ein viel besseres motzig als ein München-motzig, weil es deutlich lösungsorientierter ist.

Ist stehe jetzt seit fünf Minuten vor dem Herd und halte die Mokka ganz einfach über die Flamme. Was praktikabel klingt, ist es nicht wirklich. Es geht, aber sollten Sie das selbst mal machen…passen sie auf den Ärmel Ihres Morgenrocks auf. Und das Ding, das fehlte, heißt „Triangolino“ – gibt’s auf jedem Markt zu kaufen (da gibt es ja eh alles) und heißt vielleicht doch nicht so, weil es nun wirklich keine dreieckige Form hat und ich der Nachbarin, die mir sagte, dass es so heißt, nicht ganz traue. Bekommen habe ich es aber und einen neuen Morgenrock habe ich mir am Markt auch gleich gekauft. Der alte….naja, weite Ärmel, offene Flamme… Irgendwie bin ich wirklich motzig und fast froh, dass meine Freunde noch nicht angekommen sind und ich mich noch etwas einrenken kann, bevor ich ihnen um den Hals falle. Und das werde ich, ich habe sie nämlich alle vermisst – sehr.

24 Stunden später ist meine Motzigkeit übrigens verschwunden. Ich hab mein Triangolino, drei Kaffee (einen davon in netter Begleitung) und vier Stunden lesen am Meer hinter mir. Schöner geht es nicht. Beim Kaffee wurde ich von einer Nachbarin auf den neusten Stand gebracht (das Haus und das Land betreffend) und fragte mich danach, was so schlimm daran ist 15 Minuten eine Mokka über eine kleine Flamme zu halten (die Antwort kenne ich durchaus und rate daher davon ab). Meine ausgesprochen gute und entspannte Stimmung hielt übrigens auch dann an, als am nächsten Tag das Wasser abgestellt wurde. Mit stoischer Gelassenheit wäre ich mit zwei Eimern bewaffnet auch einfach an den Strand gelaufen um hilfsweise so die Toilettenspülung zu überbrücken. Stattdessen stand ich mit einer Bekannten im Keller des Hauses, ignorierte die Blicke eines Handwerkers, der – seinem Blick nach zu urteilen – unsere Schlafanzüge modisch fragwürdig fand und dennoch bereitwillig unsere Eimer aus seltsamen Tanks mit Wasser befüllte. Und nein, ich wohne nicht auf einer Baustelle. Ich war in einem ganz normalen italienischem Haus und wie zu Hause in München, wird auch hier bei Wartungen das Wasser abgestellt und man stellt erst bei der ersten Benutzung eines neuen Haushaltsgerätes fest, was noch fehlt. Völlig normal und das ist das Schöne. Es ist so normal hier zu sein. Herrlich normal. Bis auf das mit dem Morgenrock, das ist länderübergreifend dämlich. Und vielleicht zieht man sich auch etwas mehr an, wenn man einem Eimer bewaffnet durch das Treppenhaus läuft. Obwohl….

Es grüßt Sie Ihre überhaupt nicht motzige Mitzi