Randnotiz #3

Ich war gerade volljährig geworden und arbeitete in einer Bank. An diesem letzten Oktobertag fielen bereits die ersten Schneeflocken. Kalter Wind und rutschiges Laub waren nichts für den wackligen, über achtzigjährigen Kunden, den ich gerade bediente.

Ob er wirklich unbedingt morgen, an Allerheiligen, auf das Grab seiner Frau müsse, fragte ich ihn und deutete auf den Stock, der nur notdürftig für einen sicheren Schritt sorgte. Er lächelte und nickte. Freilich, sagte er. Stell dir vor, sie (seine Frau) sitzt da oben, wartet und keiner kommt.

Ich habe den Satz nie vergessen. Allerheiligen (und immer wenn mir dieser Satz durch den Kopf schießt) muss ich an das Grab meiner Großeltern, meiner Urgroßeltern und meiner Großtante Mitzi. Ich weiß nicht ob ich daran glaube, aber…stell dir vor, sie sitzen da oben, warten und keiner kommt. Ich muss hin. Ich will hin. Ich bin gerne dort.

Spontan entschieden

Wichtige Entscheidungen treffe ich gerne spontan, aus dem Bauch heraus und unter Missachtung jeglicher Aspekte der Vernunft. Nicht alle. Aber etwa ein Drittel der wichtigen Entscheidungen wird von mir ohne vorheriges Nachdenken getroffen. Mit siebzehn zum Beispiel beschloss ich, dass ein ganz bestimmter Mann mein zukünftiger Seelenverwandter werden würde, obwohl ich noch kein Wort mit ihm gesprochen hatte. Drei kleine Muttermale auf der linken Wange erinnerten mich an den Gürtel Orions und waren mir Zeichen genug. Mir ein sonnig gelegenes Grab unter den Nagel zu reißen, war eine ebenso spontane Entscheidung, wie die, mir den Mann mit Orions Gürtel auf der Wange zu schnappen. Beide waren zum Zeitpunkt der jeweiligen Entschlussfassungen noch belegt. Der Mann hatte seine damalige Freundin noch nachts neben sich liegen und im Grab lagen zwei Verstorbene. Weiterlesen