Habe ich etwas Zeit zwischen zwei Besorgungen oder ist das Wetter zu schön, um direkt nach der Arbeit nach Hause zu gehen, schlendere ich gerne durch die Stadt. Besonders gerne über einen der alten Friedhöfe. Der Südfriedhof liegt nicht unbedingt auf meinem Heimweg, für ihn mache ich aber gerne einen kleinen Umweg. Besonders im Frühling, da ist er noch schöner als sonst. Er gehört zu jenen Friedhöfen, auf denen schon lange niemand mehr begraben wird. Zentral gelegen, nur wenige Minuten von Isar und Sendlinger Tor entfernt ist er heute mitten in der Stadt ein ruhiger und stiller Ort. An manchen Stellen, besonders wenn es neblig oder schon dämmrig ist, auch ein wenig schaurig. Kein Wunder. Seine Grabsteine sind alt. Schon lange wird hier niemand mehr begraben. Die Jahrhundertealten Grabsteine sind verwittert und erzählen ihre eigenen Geschichten. Vom alten München und von seinen Persönlichkeiten. Fast möchte man meinen, sie liegen alle hier. Die Namen auf den Grabsteinen kennt man. Gärtner, Klenze, Schwanthaler, Spitzweg….das sind heute die Namen bekannter Plätze oder Straßen. Freilich sind hier nicht alle, aber doch sehr viele. 1563 wurde er als Pestfriedhof vor den Toren der Stadt angelegt und war später Münchens erster Zentralfriedhof. Es ist ein leichtes die Stadtgeschichte anhand der in Stein gemeißelten Namen zu verfolgen und zugleich ein Genuss der besonderen Art. Die stille Atmosphäre zwingt einen sanft langsam zu gehen und unter den alten Bäumen lässt es sich oft weit besser atmen als in der hektischen Stadt. Auch muss man sich bemühen, die alten Inschriften zu lesen. Obwohl viele der alten Grabsteine vor einiger Zeit restauriert wurden, zwingen einen die Jahrhunderte genauer hinzusehen. Wer sich lieber etwas erzählen lassen will, kann sich einer der regelmäßigen Führungen anschließen. Weiterlesen
Besuch beim Wickerl
