Nein

„Unser Ziel, auch mein Ziel, ist, dass wir im Laufe dieses Jahrzehnts eine der handlungsfähigsten, schlagkräftigsten Armeen in Europa bekommen. Eine der am besten ausgerüsteten Armeen in Europa, weil das der Bedeutung Deutschlands, unserer Verantwortung in Europa entspricht”, sagte der FDP Chef Christian Lindner im ARD „Morgenmagazin”.

Nein, das kann nicht die Lösung sein. Verantwortung übernehmen – selbstverständlich. Aber ein Europa mit schlagkräftigen Armeen, klingt für mich nach einer Zukunft, die nichts gutes verheißt. Soll und muss das Ziel nicht sein, irgendwann eben keine Armeen mehr zu brauchen? Naiv und dumm, diese Vorstellung? Ja, wahrscheinlich. Dennoch ein erstrebenswertes Ziel. Eines, dass man und wenn es noch so unwahrscheinlich ist, nicht aufgeben sollte.

100 Milliarden für die Bundeswehr? Auch für mich steht außer Frage, dass die Ukraine in ihrer verzweifelten Lage unterstützt werden muss. Ob als Konsequenz aber eine derart hoher Etat in die Bundeswehr gepumpt werden muss? Der Weg zu Frieden war doch noch nie eine schlagkräftige Armee.

Am Ende stopfen wir doch immer und immer wieder nur Löcher. Fukushima führt zum Aus für die Atomenergie. Aber nur, bis man merkt, dass die aktuellen Sanktionen gegen Russland dann doch Auswirkungen haben könnten, die Überlegungen rechtfertigen, den einen oder anderen Meiler wieder anzuwerfen. Erneuerbare Energien natürlich gerne, machen wir, aber langsam, so akut ist es dann doch noch nicht und für die Klimakatastrophe sucht man eine Lösung wenn es dann endgültig zu spät ist. Jetzt ist erst mal kein Geld dafür da. Verstehen Sie mich nicht falsch…jeder Cent der Flüchtenden oder Hilfsbedürftigen zu gute kommt, soll und muss fließen. Vielleicht, wahrscheinlich ist es richtig Waffen an die Ukraine zu liefern. Ich hab meine Meinung dazu noch nicht zu Ende gedacht. Aber die Aussage Lindners ist für mich nur schwer zu ertragen.

Ich bewundere die vielen unglaublich gut geschriebenen, Meinungsstarken und ausgewogenen Artikel zu all dem was in den letzten Tagen passiert ist. Ich kann es nicht. Bei Themen wie diesen brauche ich ein Gegenüber, einen Küchentisch und dann gerne eine lange Diskussion in der ich durchaus eine Meinung habe. Schriftlich leider nicht. Schriftlich bin ich in diesem Fall der Grobmotoriker. In diesem Sinne…es ist zum Heulen, zum Kotzen und zum Fürchten.

33 Gedanken zu “Nein

  1. Ich finde absolut nicht, dass das schriftlich „grobmotorisch“ ist, was Du über dieses Lindner-Zitat zu sagen hattest.
    Natürlich: Ein Küchentisch, ein langer Abend, eine intensive Diskussion… Das hilft ungemein. Aber ein Blog, um seine Gedanken rauszuwerfen, rauszubrüllen oder zu flüstern, ist auch ein gutes Mittel. Was Du gerade gezeigt hast.

    Gefällt 1 Person

  2. Hätte er etwas in der Art gesagt: wir werden eine handlungsfähige Armee im europäischen Verteidigungsbund haben ….
    Dann wäre ich einverstanden gewesen. Aber so?
    So klingt er wie der Kleine, der vom Schulhofbully verprügelt wird und ‚ich hol meinen großen Bruder‘ schreit.
    Solange es noch diktatorische Regimes auf dieser Welt gibt, wird man nicht umhin kommen und eine funktionierende Armee unterhalten müssen … aber im Moment haben wir andere Sorgen.

    Gefällt 1 Person

    1. Richtig….die Wortwahl ist mir am meisten aufgestoßen. Wie du schreibst, glaube ich auch ich, dass es (leider!) wahrscheinlich nicht ohne Armeen gehen wird, aber all die Sätze die gerade – und vermutlich wohlüberlegt – gesagt werden, die bereiten mir Sorgen.

      Gefällt 1 Person

  3. Frieden schaffen mit immer noch mehr Waffen – das ist der uralte, neoaktuelle Ansatz. Auf den nicht nur die Lobbyisten der Rüstungsindustrie und die Generäle und die altundneunationalstolzen Typen lange schon warten und hinarbeiten. Deshalb auch die Propagandaschlacht im Vordergrund – wenn der da etwas Saudummes behauptet, etwas durchsichtig Falsches, dann setzen wir ähnlich blöde Behauptungen dagegen. Wer dann unsere Argumente nicht eins zu eins nachbetet und glaubt, ist keiner von uns, ist gegen uns! Wenn wir so einfach festlegenk können, wer hier der Böse ist, dann ist doch ganz einfach die Gegenposition eine Gute, oder? Immer feste druff. Nein, tut mir leid, den Guten in dem üblen Spiel habe ich noch nicht entdeckt und die Wahrheit auch nicht. Und Panzer sind ebensowenig ein überzeugendes Argument wie Panzerfäuste. Überzeugend im Sinne der Wahrheit, versteht sich.
    Wo stand noch mal die Wahrheit auf dem Tianmen – Platz, zum Beispiel (tut mir leid, China, aber da wars grad mal so schön deutlich: Beispiele gibts natürlich rund um die Welt!)? Ja, genau. Ganz recht betrachtet liegt sie noch dort, schön plattgewalzt. Sie wird immer als erstes plattgemacht.
    Und ich könnte immer noch lachen, wenn es auch ein teuflisch motiviertes Kichern ist, über den Wunsch der Amis und anderer, Deutschland möge doch bitteschön mehr rüsten. Hallo? Habt ihr eigentlich vergessen, mit wem ihr redet? Von wem?
    Nein, danke.
    Wer hier für Aufrüstung spricht ist ja auch klar. Damit könnte man jede Geschwindigkeitsbeschränkung umnieten, jede dämliche Energie- oder Abgaseinsparung und die Wirtschaft (einschließlich der Stammtische) wieder so richtig in Schwung bringen! Bumm! So geht, Herr in Grün, richtge, verständliche Wirtschaftspolitik! – Ach, es gibt Tote? Na, wir waren ja schon gegen die Corona-Einschränkungen, gestorben wird immer, die Wirtschaftsleistung ist doch immerhin wichtiger als individuelle Schicksale, oder?

    Gefällt 1 Person

  4. Las grad bei Mersmanns „https://form7.wordpress.com/2022/03/01/die-vermasselte-buttenrede/“ darin: „… bei dem Gedanken, dass dieser Krieg, bei aller Empörung, versteht sich, ein prächtiges Geschäft zu sein scheint. Rüstungsaufträge himmlischen Ausmaßes, und das ohne eigenes Risiko. … Und, was als Nebenprodukt bereits auf dem Schwarzen Markt als Tipp verkauft wird, ist die Perspektive, bald dem Fachkräftemangel mit frischen Lieferungen aus der Ukraine wird Abhilfe schaffen können.“

    Gefällt 1 Person

      1. Man wird schnell zum Zyniker … Mir scheint, Kriege finden überhaupt nur aus Geschäftsinteresse statt. Kennst du den Roman von Joseph Heller „Catch 22“?. Ich las ihn vor sehr vielen Jahren, aber er wurde so etwas wie ein Leitfaden in meinem Denken über Kriege.

        Gefällt 1 Person

  5. Bei Herrn Lindner habe ich mich schon oft gefragt: Meint der das ernst? Oder hält er uns für blöd und meint deshalb, er könne uns irgendwelchen Blödsinn erzählen? Im ersten Fall hieße das, daß er ein dummer Mensch ist, vor dem wir uns hüten sollten. Im zweiten Fall hieße das, daß er ein Zyniker ist, vor dem wir uns hüten sollten. Ich befürchte, er ist eine Mischung aus beidem, und das macht es nicht besser.

    Gefällt 2 Personen

  6. Bei Lindner passt ein Spruch von Kurt Schwitters: „Wem Gott ein Amt gibt, dem nimmt er kurz vorher den Verstand.“ Das gilt natürlich für alle politischen Säbelrassler, die uns erzählen wollen, dass mehr Waffen, größere Rüstungsausgaben den Frieden sichern. Gut, dass du Lindners Wahn exemplarisch aufgespießt hast, liebe MItzi.

    Gefällt 2 Personen

  7. Ich finde deine Analyse gar nicht so schlecht und stimme dir zu. Statt noch mehr Geld in die Armee zu pumpen sollten wir lieber Kindertagesstätten bauen oder endlich die Schulen gut ausstatten. Für den Preis eines Jagdfliegers könnte man diverse Jugendzentren bauen und die Jugendlichen von der Straße holen etc. pp. – aber leider wird all dies nicht geschehen, weil die Lobbyisten in Berlin sich durchsetzen – und Lindners FDP ist eine reine Lobbyisten-Partei. Deswegen wird die neue Koalition auch nicht viel auf die Beine stellen, denn die FDP torpediert und verwässert alles, ein Jammer…

    Gefällt 1 Person

    1. Leider kann ich dir nicht widersprechen. Es gäbe so viel wichtiges zu tun. Und auch wenn ich (ebenfalls leider) glaube, dass es ohne Bundeswehr im Moment nicht geht, ist Aufrüstung das sicher falsche Mittel auf dem Weg zum Frieden. Es ist ein Jammer….

      Gefällt 1 Person

      1. Zur Zeit sieht man, wie wichtig die NATO doch (leider) ist. Der Kreml würde sonst wahrscheinlich noch auf die Idee kommen, auch das Baltikum „heim ins Reich“ zu holen, wo eine große russische Minderheit lebt. Irgendwo müssen wir die Grenze ziehen. Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber jetzt ist es Realität. Da gibt es nichts mehr zu verhandeln… 🙄 😦

        Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar