Leider nicht meine

Die besten Geschichten schreibt das Leben. Das behaupte ich schon immer und mache es mir seit Jahren recht bequem, in dem ich einfach nur das aufschreibe und erzähle was ich selber erlebe. Ausdenken muss ich mir, dank des unerschöpflichen Archivs an Alltagsbegegnungen kaum etwas. Auch heute Abend und überhaupt seit ein paar Wochen erzählt das Leben eine ganz fantastische Geschichte. Nicht ganz so fantastisch allerdings für die direkt Beteiligten. Für die es doch ein wenig anstrengend, da sie sich in einer Geschichte befinden deren Ende noch in den Sternen steht. Die Protagonisten durchleben derzeit ein Wechselbad der Gefühle und erfreuen sich an ihren Emotionen, die gleich einem Pendel zwischen hoch erfreutem Kribbeln und zu tiefst verstörenden Unverständnis – das andere Geschlecht betreffend – schwanken. Leider neigen emotionale Pendel dazu, den Ruhepunkt der gefühlsmäßigen Ausgeglichenheit schlicht und einfach zu überspringen. Phasen der Erholung gibt es in der Regel nicht. Phasen der emotionalen Erholung. Selbst ich, als unbeteiligter Beobachterin und hochinteressierte Zuhörerin, befinde mich in einem Zustand ständiger Anspannung und kann es kaum erwarten bis das nächste Kapitel aufgeschlagen wird. Zweifelsfrei ist es also wirklich so, dass das Leben die aller besten Geschichten schreibt. In diesem Fall, ist es nur leider nicht mein Leben und es verbietet sich mir, Ihnen diese Geschichte zu erzählen. Sie gehört mir nicht. Leider. Oder vielleicht auch zum Glück. Das Ende ist ja noch offen. Obwohl, genau das ist doch eigentlich das schöne an diesen Erzählungen. Die Phase, in der man nicht weiß was daraus wird, aber noch voller Hoffnung ist und sich voll und ganz auf das herrliche Kribbeln konzentrieren kann. Sie wissen schon, dieses ganz besondere Kribbeln, das nur dann zustande kommt, wenn ein bisschen Unsicherheit darin mitschwingt.

Auch wenn ich diese Geschichte nicht erzählen kann, darf ich Ihnen eines verraten. Sollten Sie daran gezweifelt haben…. dieses ganz besondere Kribbeln, aber auch dieses wahnsinnig anstrengende emotionale Pendeln, das hört nie ganz auf. Irgendwann, meist dann wenn man überhaupt nicht mehr damit rechnet, dann mutiert man emotional wieder zu dem Menschen, der man vor Jahrzehnten gewesen ist. Ob das nun gut ist, müssen Sie selbst entscheiden. Mit etwas Glück ist man wenigstens ein wenig gelassener und klüger geworden. Allerdings, da möchte ich Sie nicht anlügen, wenn es um Emotionen, das Herz betreffend geht, dann ist es mit der Gelassenheit meist schnell geschehen.

Jetzt müssen Sie mich entschuldigen, ich muss unbedingt noch jemanden anrufen und fragen was es Neues gibt. Es ist nicht meine Geschichte, aber sie liegt mir sehr am Herzen. Allein vom Zuhören schon bekomme ich ein leichtes Kribbeln im Magen. Sind Sie doch so lieb und drücken Sie den Protagonisten die Daumen. In etwa fünf Jahren, kann ich Ihnen dann vielleicht auch erzählen wie es ausgegangen ist. Sollten Sie dann übrigens nichts mehr von mir hören, dann bin ich mit einem der Protagonist*innen ins Kloster gegangen. Diesen Ausweg, haben wir uns schon als Teenager immer offen gehalten. Bisher war es nicht nötig – bei keinem von uns beiden. Aber diesmal…..Es ändert sich wirklich nichts. Schön.

16 Gedanken zu “Leider nicht meine

  1. Liebe Mitzi,
    genau so eine Geschichte habe ich auch schon erlebt. Allerdings vor 50 Jahren. Da auch ich nicht erzählen kann, worum es im Detail ging, können wir jetzt noch nicht einmal herausfinden, ob die Geschichten sich ähneln, und was wir in 50 Jahren daraus gelernt haben, wenn überhaupt.
    Auf jeden Fall drücke ich die Daumen – das hat schon immer geholfen – wenigstens emotional! 😉
    Gruß Heinrich

    Gefällt 2 Personen

    1. Das Daumendrücken hilft bestimmt, lieber Heinrich. Besonders das Ihre, da Sie schon öfter unter Beweis gestellt haben, dass Sie einen recht guten Kontakt zum Universum haben ;). Ich hoffe sehr Ihre Geschichte hatte oder hat ein gutes Ende. Präventiv drücke auch ich die Daumen 😉

      Gefällt 1 Person

    1. Meistens nur zu Ostern
      gibt’s reichlich Essen in den Klostern.
      An allen anderen Tagen
      muss man ins Dorf – zum Imbisswagen.
      Hoffentlich geht Mitzi nicht
      dorthin, mit viel Verzicht
      Kein Radio, kein Telefon
      nur ein Klosterglockenton 😦

      Gefällt 2 Personen

      1. Sind Italien und Meer sehr weit
        hat die Mitzi sicherlich ka Freid‘
        wie soll sie da Geschichten schreiben
        wo Abt und Mönch ihr Unwesen treiben?
        In München, da hat sie Herrn Mu
        das Vorderhaus und Frau Obst dazu
        da ist sie wahrlich in ihrem Element
        während man im Kloster nur die Zeit verpennt… 😉

        Gefällt 3 Personen

    2. Einen Mord hatte ich dort eigentlich nicht geplant. Dank einer Klosterschule als Teenager, wirkte das Leben damals auf mich zwar nicht besonders spannend, aber auch nicht abschreckend. Das Essen ist – je nach Orden – übrigens gar nicht mal so schlecht. Die Armen Schulschwestern konnten recht gut kochen ;). Ich bleibe dennoch lieber „auf freiem Fuß“

      Gefällt 2 Personen

  2. Da machst Du mich aber neugierig. Was bräuchte es, um Dich ins Kloster zu bringen? Und falls Du dann nicht weisst wohin, kann ich Dir gerne ein paar Tipps geben 😂
    Herzliche Grüsse aus dem Kloster Cazis, wo nicht nur die Schwestern einfach nett sind, sondern auch das Essen ziemlich gut ist… zumindest für die Gäste 😊

    Gefällt 1 Person

    1. Das mit dem ins Kloster gehen, ist für meine Freundin und mich seit unseren frühen Teenager Jahren ein geflügeltes Wort. Wir waren auf einer Schule, die von Kloster Schwestern geführt wurde und hatten spaßeshalber immer gesagt, wenn wir kein Mann finden oder sonst irgendwas im Leben schief geht dann gehen wir eben ins Kloster dort kümmert man sich um uns. Allerdings waren wir dann doch nah genug an den Schwestern, um zu wissen, dass ein Kloster ein sehr guter Rückzugsort sein kann, aber auch nur ein Ort ist um sein Glück zu finden, wenn man sich ganz darauf einlassen kann. Die Schwestern unserer Schule haben uns hier ein recht gutes Bild vermittelt und ich bin sehr froh, dass sie herrlich weltlich und menschlich uns gehören aufs Leben vorbereitet haben. Das klingt ja etwas seltsam, wenn Kloster Schwestern auf das Leben außerhalb eines Klosters vorbereiten. Die unseren aber waren alles andere als weltfremd und in fast allen Belangen sehr offen. Sollte ich heute tatsächlich einmal eine Zeit ins Kloster gehen wollen, dann würde ich an dich denken. Liebe Grüße

      Like

  3. „Mit etwas Glück ist man wenigstens ein wenig gelassener und klüger geworden. Allerdings, da möchte ich Sie nicht anlügen, wenn es um Emotionen, das Herz betreffend geht, dann ist es mit der Gelassenheit meist schnell geschehen.“ – zum Glück, kann man sagen, wenn man zu denjenigen gehört. Es gibt ja auch andere, die das dann gar nicht mehr zulassen können und das sind die wirklich traurigtragischen Geschichten – finde ich zumindest…

    Gefällt 1 Person

  4. Alle Geschichten schreibt das Leben. Aber wir, die wir Schreiben, verbinden sie, schmücken sie aus, machen sie verdaulicher, portionieren sie. Wirklich erfinden kann man sie eigentlich nicht. Denn aus dem Nichts schöpft keiner – es sei denn Nichts. Und portioniert, mit einem Ende versehen sind sie dann auch leichter zu verkosten, als erlebt. Das weiß jeder von sich selbst. Und es gilt natürlich zumal für die wirklich tragischen Erlebnisse (für den Schriftsteller natürlich wunderbares Rohmaterial! Brutal, aber so ist es schon den alten Griechen ergangen).
    Das mit dem Kloster ist sicherlich empfehlenswert – immerhin, die sind ja auch nicht doof, man kann Exerzitien machen, muß nicht zwingend für alle verbleibende Zeit dort in einer Zelle hocken bleiben. Mich reizen zum Beispiel die, bei denen man die Klappe halten darf. Und muß! – Gewiß nicht auf Dauer. Aber eine Zeitlang, täte gewiß gut.

    Gefällt 1 Person

    1. Eine Zeitlang nicht dauernd zu reden und einfach mal den Mund zu halten, wäre für mich sicher auch nicht das schlechteste. Ich denke auch, dass so eine stille Zeit recht gut tut. Schön, was du über das Schreiben sagst…das trifft es sehr gut.

      Like

  5. Diese Geschichten ähneln sich immer und bleiben doch immer neu, wie schon in ausgefeilterer Form H. Heine konstatierte. Wobei er das nicht unübliche tragische Ende, das der Betroffene in diesem Moment für das Schlimmstmögliche überhaupt nimmt („… und bricht das Herz entzwei“I, vorwegnimmt. Gerade für romantische Lyrik eignet ein Happy End weniger, außerdem ist dieses außerhalb der Filmmärchenwelt reichlich unbekannt, siehe hier wieder Tucholsky.
    Wollte ich noch ergänzen. Ach ja, und Goethe: lieben und geliebt zu werden…

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar