Sepp – ein Original

Wissen Sie was eine Soda – Brücke ist? Wenn sie es wissen wollen, dann schauen Sie am besten im Internet nach. Mir hat es vorhin der Sepp gesagt und gerade hab ich danach gegoogelt. Weil es mich interessiert hat, nicht weil ich ihm nicht geglaubt hätte.  Dem Sepp habe ich auf den 600 km Autobahn die wir gestern und heute gefahren sind alles geglaubt. Ganz besonders, dass die meisten Leute bei seinen Geschichten den Kopf schütteln würden und unterstellen, dass er das unmöglich so erlebt haben kann. Schade eigentlich. Vielleicht sind es Menschen, die selber zu wenig Erfahrungen gesammelt haben oder die einfach zu misstrauisch sind, wenn sie eine gute Geschichte hören. Dabei sind die wirklich guten Geschichten fast immer jene, die wirklich erlebt worden sind. Und der Sepp, das können Sie mir glauben, der hat so einiges erlebt.

Als man mich gefragt hat, ob ich Lust hätte mit dem Sepp vom Tegernsee gemeinsam in Knittlingen aufzutreten, da habe ich ihn….wie man es heute meistens macht… erst einmal im Internet gesucht. Schnell habe ich die Seite wieder zugemacht, weil der sympathische älterer Mann im Clowns Kostüm mir im ersten Moment so gar nichts gesagt hat. Aber sein Lachen, das hat mir gefallen und deswegen habe ich ihn auch gleich angerufen. Zum Glück. Denn so schön das Internet ist, ein kurzes Telefonat verrät einem doch viel besser ob ein Mensch zu einem passt und auch ob es zwischen zwei Menschen passt. Für mich hat es mit dem Sepp sofort gepasst. Vor allem weil er das einzig richtige vor einem gemeinsamen Auftritt vorschlug. Er sagte, komm vorbei, komm zu mir raus zum Tegernsee, dann lernen wir uns kennen und dann schau ma was das wird. Leider ging es nicht, weil bei mir im Oktober alles unangenehm dicht und eng gedrängt war. Eine Schande eigentlich. Wir mussten an diesem Samstag in Knittlingen also recht spontan sein. Zwei Bayern in der Fauststadt – was kann da schon schiefgehen? Viel, wenn Sie mich fragen. Wenig, wenn ich dem Sepp glauben durfte. Ich entschloss mich, ihm zu glauben. Zwei Telefonate mit dem Sepp haben gereicht um zu ahnen, dass ich mich an diesem Samstag zum einen zam reißen muss, weil der Sepp einer jener Menschen ist der einem ganz sicher sagen wird wenn ihm etwas nicht gefällt oder er der Meinung ist dass man etwas besser machen könnte. (Etwas das ich als durchaus positiv empfinde). Zum anderen aber auch, dass er sehr wahrscheinlich zu den Menschen gehört, die einem schon helfen wenn etwas daneben geht und die so viel Lebens- und Bühnenerfahrung haben, dass es sicher ein schöner Abend werden wird. 

Es war ein schöner Abend in Knittlingen. Im Januar war ich schon einmal dort und die Leute sind ganz besonders warmherzig, freundlich und nett. Auch mit dem Sepp war es schön. Ich hab seine Musik genossen und viel gelacht und geschmunzelt. Sogar die Witze über die Münchner, die er machte – wie auch nicht…er hatte ja recht. Wenn ich aber ganz ehrlich bin, dann habe ich am meisten die zweimal drei Stunden Autofahrt mit ihm genossen. Großartige Geschichten. Großartig erzählt. Sie können mir glauben, dass diese 600 km Stoff genug für ein kleines Büchlein abgegeben hätten. Wenn ein Mensch so viele Jahre unterwegs war, dann hat er einfach viel zu erzählen. Manches ist so skurril, dass man es fast nicht glaubt und nacherzählt fehlt der Witz von dem, der es selbst erlebt hat. Wenn ich hier von einem Gefängnisausbruch, der eigentlich ein Gefängniseinbruch gewesen ist erzählen würde oder vom Sepp an der Bushaltestelle im Gespräch mit einem Polizisten, dann würden Sie sich fragen ob ich vielleicht ein bisschen zu tief ins Glas geschaut habe. Wären Sie aber neben mir gesessen und hätten den Sepp selbst erzählen gehört, dann hätten Sie ihm sicher auch alles abgenommen. Vor allem, weil es ja wahr ist. Weil es genau so passiert ist und nur so unglaublich klingt wenn man es Jahre später erzählt. Allein schon wo der überall schon gewesen ist.  Mit Pauschaltourismus erlebt man meistens nicht wirklich viel, wenn man aber wieder Sepp als Anhalter durch Europa gefahren ist, mit einer Ente quer durch Deutschland oder mit einem Freund bis ganz runter in den Süden Italiens und das vor über fünfzig Jahren, dann passieren einem Geschichten über die sich Jahrzehnte später eine freut, die zufällig neben ihm im Auto sitzt.

Der Sepp hat gemeint, dass ich ihn am Tegernsee besuchen darf und ich werde es ganz sicher machen. Seine Geschichten schreibe ich natürlich nicht auf, das könnte ich gar nicht, weil ich nur das schreibe, was ich selber erlebt hab. Aber anhören möchte ich mir schon noch das eine oder andere Abenteuer von ihm. Weil es so schön ist ihn erzählen zu hören. Ich werde mich an viele Geschichten erinnern, die ich auf der Autobahn hören durfte. Die Sodabrücke ist nur eine davon und bei weitem nicht das wichtigste. Googeln Sie ruhig trotzdem 😉 Danke Sepp, ein großes Glück dich kennen gelernt zu haben.

Ach und vielleicht eines noch, wenn sie einmal einen Jongleur live erleben dann fotografieren sie auf keinen Fall mit Blitzlicht. Das ist ganz arg für diese Künstler. Der Sepp weiß das, weil er Jahren den Rekord im Pfannkuchen jonglieren hält. 

14 Gedanken zu “Sepp – ein Original

  1. Das hast Du wieder so schön geschrieben, liebe Mitzi, dass ich immer noch ein Grinsen im Gesicht habe! 😀

    Ich hätte Euch beide zu gerne live erlebt! Gibt´s da eigentlich was von Ratiopharm auf Youtube? 🙂

    Und die Sodabrücke habe ich natürlich sofort geguggelt. Jetzt bin ich, dank Dir, wieder um einiges schlauer. 😆

    Liebe Grüße,
    Werner

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  2. ach das klingt wieder mal nach einer tollen zeit. so schön, dass du immer wieder solchen menschen begegnest und diese begegnungen dann aufschreibst. jetzt möchte ich den sepp auch gern kennenlernen 🙂

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    1. Ich freu mich auch sehr, dass ich immer wieder ein solches Glück habe. Wenn du nach Sepp das Original googelst dann findest du ein paar Videoschnipsel von ihm. 😉 nur seine Erzählungen, die finden sich leider nicht auf seiner Homepage.

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