Kommen Sie mir nicht mit Ingwer!

Liebe Mitbewohner,

am letzten Samstag/Sonntag kam es zu einem „Alarm“ in meiner Wohnung. Leider hatte sich der Rauchmelder von selbst von der Decke gelöst und Alarm geschlagen. 
Für Sie war es sicher sehr unangenehm das Piepgeräusch auch über Nacht zu hören. Da ich von Samstag auf Montag nicht in der Wohnung war. Ich möchte mich bei Ihnen ganz herzlich dafür entschuldigen. Die herbeigerufene Feuerwehr hat von außen feststellen können, dass keine Rauch- oder Feuerentwicklung festzustellen ist und hat dankenswerter Weise die Türe nicht gewaltsam aufgebrochen. Ich hoffe sehr, dass so etwas nicht noch einmal passiert. 

Herzliche Grüße und auf eine gute Nachbarschaft
Else Wanninger

Fand ich heute im Briefkasten. Frau Wanninger, die noch nicht lange bei uns wohnt hat uns allen ein Tüte Gummibärchen als Wiedergutmachung mit reingelegt. Nett, gell? Frau Wanninger weiß noch nicht, dass eine Flasche Schnaps besser gewesen wäre. Nüchtern ist das Zusammenleben in meinem Haus an manchen Tagen schlicht nicht auszuhalten. Heute zum Beispiel gehen meine Kopfschmerzen eindeutig auf Kosten der Hausgemeinschaft. Die liebe Wanninger und ihr blöder Rauchmelder waren die ersten. Wer es nicht erlebt ahnt gar nicht, durch wie viele Wände so ein Rauchmelder-Piepsen noch klar und deutlich zu hören ist. Wenn man wach ist, dann nervt es – wenn man im Bett liegt ist die moderne Art der Wasserfolter. Bisher noch nicht verboten, aber ganz sicher ähnlich wirksam. Am Vormittag hat dann das neue Selbstverteidigungsstudio übernommen. Dort wo vorher der vietnamesische Bäcker und später der vietnamesische Schönheitssalon waren, ist jetzt ein (Nationalität des Inhabers unbekannt) Selbstverteidigungsstudio. Seit Monaten quietscht es bei uns im Haus und keiner wusste woher dieses penetrante, zermürbende und unregelmäßig auftretende Geräusch kam. Wir verdächtigten uns im Vorderhaus alle gegenseitig. Von Rudergerät, über Handbohrer bei Stahlbetonwänden bis hin zur Liebesschaukel hatten wir an alles gedacht – nur nicht an den Boxsack in dem neuen Laden. Weiß der Henker wie die Befestigung in den Mauern ein solches Geräusch erzeugen kann, aber sie schafft es. Quietschen über Stunden, wenn man von zu Hause arbeitet ist Folter – auch legal. Den Boxsack einfach verschwinden zu lassen ist leider nicht legal. Ab dem späten Nachmittag übernimmt die Kneipe. Die hat sich auf was ganz neues spezialisiert – alles auf der Speisekarte ist frittiert und weil eine vernünftige Abluftanlage nicht ins Budget passt, wird einfach vorne und hinten das Fenster aufgemacht. Wenn man seit Wochen Fett riecht, dann ist das….genau! Noch eine Art der legalen Folter. 

Meine Agenturkollegin hat mir zu Ingwer-Mandarinen-Zimt-Wasser mit Honig gegen die Kopfschmerzen geraten, weil ich gar so gejammert habe. Ich hab mich bedankt, macht man ja so. Gerade schrieb sie „oder heiße Milch mit Likör 43 – gut, sie kennt mich also doch. Die Milch kann man sicher weglassen. Ich würd den Likör auch mit Frau Wanninger teilen. Die Feuerwehr hat zwar die Wohnungstür ganz gelassen, ihren Balkon aber ziemlich verwüstet. Bei der Gelegenheit könnten wir dann auch bei einem Gläschen den Rauchmelder im Wohnzimmer abschrauben. Ich vermute ja die Fettrauchschwaden der Kneipe sind durch das gekippte Fenster in ihr Wohnzimmer gezogen.

Der, der ab und zu mit einer Flasche Wein vor meiner Türe steht, fragt via SMS: „Rot, Rosé oder Weiß?“ ich antworte: „Klar und mit 43%“. Der kluge Mann verschiebt unser Treffen auf den nächsten Tag. 

Schluss jetzt. Heute ist der 22.09.2020. Der 22. September ist der 265. Tag des gregorianischen Kalenders. Zum Jahresende verbleiben 100 Tage. Er ist neben dem 23. und dem 24. ein möglicher Tag für den Beginn des astronomischen Herbstes und der Tag- und Nachtgleiche. Der Tag hat etwas besseres als meine schlechte Laune verdient. Sie übrigens auch. Haben Sie sich wirklich durch sämtliche obigen Zeilen gequält? Kommen Sie als Entschädigung vorbei. Vorderhaus, 2. Stock. Ich hab hier noch Ingwer-Mandarinen-Zimt-Wasser und früher oder später kommt noch eine Flasche Wein. Die kommt immer, weil sie bzw der, in dessen Armen sie liegt, weiß, dass meine schlechte Laune meist nicht anhält. Leider ist es nun aber zu spät für einen ordentlich Blogbeitrag. 

20 Gedanken zu “Kommen Sie mir nicht mit Ingwer!

    1. Hat übrigens geholfen….der Ingwer. Vielleicht aber auch das herzhafte Lachen, als ich in einem Telefonat 5 Minuten gepoltert habe und mich dann von meinem lachenden Gesprächspartner anstecken lies.

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  1. Weinliebhabern empfehle ich für derartige Fälle ja die Austria-Kombi: Rot-Weiß-Rot 😉 [Da müsste einer dann halt ab und zu mit drei Flaschen Wein vor der Tür stehen.]
    Das hilft auch prima gegen die Kopfschmerzen. Allerdings leider nur nach dem Aufgeschoben-ist-nicht-aufgehoben-Prinzip. 😀

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  2. Liebe Mitzi,
    ich bastele Ihnen eine Fernsteuerung, mit der Sie via Internet Ihre Stereoanlage anschalten können, wenn Sie nachweislich nicht zuhause sind.
    Mit einer MP3 Datei, die das Geräusch eines Presslufthammers in Quadrophonie wiedergibt, in der Form, dass das ganze Haus zittert, ohne die Quelle genau orten zu können, holen Sie dann zum Gegenschlag aus.
    Alternativ, lassen sich folgende Geräusche wählen:
    – Allererste Blockflöten-Übungsstunde
    – Erdbebengepolter
    – Kreissäge
    – Startender Düsenjet
    – Schlossgespenst
    …. oder so….
    Gruß Heinrich

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    1. Lieber Heinrich,
      Ihre Idee bringt mich zum Schmunzeln und würde mir durchaus gefallen. Vor vielen Jahren aber wohnt eine meiner Freundinnen noch bei ihren Eltern und im ersten Stock lebte die Tante mit ihrem Mann. Die beiden Familien sprachen kein Wort miteinander versuchten sich aber gegenseitig doch Lärmbelästigung in den Wahnsinn zu treiben. Die Erinnerung an diesen Irrsinn, lässt mich dann doch versuchen einfach etwas geduldiger und nachsichtiger zu sein. Herzliche Grüße

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      1. Liebe Mitzi,
        Sie wussten ja, dass ich maßlos übertreibe. 😉
        Aber ich musste das mit den Blockflöten noch irgendwie in unserer Block- ähmmm Blogkommunikation unterbringen. Wir haben in der Nachbarschaft eine Musikschule.
        Mo. sind die Bläser dran, Trompeten und Blockflöten. Di. Geigen und der Rest Trompeten, die Mo. nicht fertig geworden sind.
        Manchmal sind Trompeten und Geigen dabei, die schon ganz gut spielen können. Aber die Blockflöten sind wirklich schrecklich! NUR Anfänger! Die Besseren dürfen vermutlich schon zuhause spielen, und so haben wir das Vergnügen, die Jugend in die Flötenzukunft zu begleiten. 😦
        Gruß Heinrich

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      2. Oje, lieber Heinrich. Das sind Töne die wirklich sehr, sehr anstrengend sein können. Ich war sehr froh, als man mir sagte, dass einer meiner Neffen nicht die Blockflöte lernt. Es ist als Tante ja immer etwas anstrengend sich die ersten Versuche anzuhören und dabei begeistert zu wirken (für die Eltern natürlich noch mehr). Leider lernte der Neffe dann Trompete. Allerdings hat er erst vorgespielt, als es wirklich gut klang. 🙂

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  3. War das der Tag der „Unaussprechlichen Folterqualen“, den du gerade zwangsweise feiern musstest? Ich dachte, so ein Rauchmelder hört irgendwann mal allein auf mit seiner Pieperei – offensichtlich ist das erst der Fall, wenn die Batterien leer sind.
    Darauf trinke ich jetzt einen Schnaps mit dir!

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    1. Liebe Clara, anscheinend sind diese Rauchmelder über aus hartnäckig. Eigentlich würde es Sinn machen dass sie irgendwann aufhören, denn wenn es wirklich brennt nach einer Stunde eh alles zu spät. Prost!

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  4. Nichts gegen Ingwer! Nicht umsonst ist die ostasiatische Küche geschätzt und gelegentlich scharf. Aber schon eine bayerische Kabarettistin sagt, als ihr Arzt ihr rät, zur Beruhigung der Nerven doch die Alkoholika wegzulassen: „Ja, soi i dann so a Ingwerwasserl saufa?“ (oder so ähnlich, ich habs nur aus der Erinnerung zitiert).
    M.E. nach sorgt eine Menge 43%iges oder eine sehr große Menge etwas weniger geladenen Stoffes seinerseits für Unwohlsein, das sich u.a. im Kopf manifestiert.

    Da ist guter Rat teuer. Und ich dachte gerade – es ist ja nicht Samstag – dass es schön ist, auf dem Land zu leben und nicht in der Stadt, in einem städtischen Mehrfamilienhaus.
    Da fährt der Traktor vorbei, er bringt einem weiter oben sein Brennholz, das muß noch gespalten werden. Die russische Familie von schräg gegenüber ist, wie das bei eifrigen russischen Familien gerne so ist, musikalisch. Zumindest fängt das Töchterchen wieder das Klavierüben an. Gott sei Dank nur Klavier, aber es dauert halt, bis so ein Stückchen von einem Stück sitzt! Der rumänischen Ärztin ihre Setter kläffen wieder. Manchmal antworten meine Köter und ich schreie hinaus: „Aus! A Ruah! Saubande!“ Und da ich schon am schimpfen bin bekommt der Bengel, der mit dem Fahrrad durch den Vorgarten rast, auch noch sein Fett ab. Der Junge von dem LEhrerehepaar, das gern Rockmusik bei Grillen hört, übt wieder auf seinem Minimotorrad. Der andere Nachbarsjunge, längst erwachsen, ist noch still – er dreht seine Musik erst nachts auf.
    Aber es ist noch nicht Samstag. Am Samstag werden die motorisierten Gartengeräte angeworfen. Rasenmäher. Häcksler. Kettensägen.
    Und ja, das hab ich auch alles in der Gartenhütte!
    Ist es eigentlich normal, dass Menschen den Krach so sehr lieben? Dass sie es tun, steht außer Frage. Deshalb. Denn sie produzieren Lärm, dazu unnötig viel Lärm (manchmal nennen sie es Musik) und wenn sie den neuen Lärmpegel gewohnt sind, erfinden sie Zusatzgeräte, die keinerlei realen Nutzen haben, außer dass sie Krach machen.
    Sagte gerade jemand Laubbläser?

    Neue Urlaubsziele (sicher das in dieser Hinsicht auch nicht vorbildliche Italien!): Gobi. Sahara. Antarktis – aber nur weit innen drin, wo man das Geschrei der Pinguine nicht mehr hört!

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    1. Vor all dem Lärm ist man nirgends sicher. Danke für diese tolle Schilderung aus deinem Umfeld. Vielleicht wird es bei den ersten Herbststürmen wieder ruhiger. Zumindest die Laubbläser trauen sich dann nicht raus.

      Sonst bleiben wirklich nur deine Reiseziele

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