Nach fünf Jahren bloggen, juckt es mich manchmal in den Fingern, die Fragen meiner Freunde nicht verbal sondern mit dem Versenden eines Links zu beantworten. Eine, zugegeben etwas unfreundliche, aber auf jeden Fall effiziente Variante, wenn es um das Vertreten eines (meines) Standpunktes geht. Meinen Freunden scheint es ähnlich zu gehen. Immer öfter kommt es vor, dass sie mich anhand meiner Blogartikel zitieren und mich nicht zu Wort kommen lassen, da sie meine Meinung ja bereits ausführlich gelesen haben. Man fällt mir ins Wort und korrigiert mich. Zum Beispiel…. Im Juni 2017 hätte ich aber etwas ganz anderes geschrieben. Bevor ich den Mund öffnen kann, wird dann gegoogelt und meist auch schnell gefunden. Ich freue mich, dass mein Umfeld nach all den Jahren noch immer liest was ich schreibe und finde gefallen an dieser halb verbalen, halb bereits schriftlich dokumentierten Kommunikation.
Zum Beispiel bin ich es leid meine Freundinnen vor Google zu warnen. Google ist ein mieser Verräter, das schrieb ich schon 2015 und in den letzten fünf Jahren hat sich nichts daran geändert. Je schlechter die Laune und je labiler der Gemütszustand, umso schädlicher ist Google und überhaupt das ganze Internet. Leider hat sich auch an der Blödheit schlecht gelaunter oder verletzter Frauen in den letzten fünf Jahren nichts geändert. Je labiler und trauriger, umso dämlich werden unsere Suchanfragen bei Google. Ganz vorne mit dabei: Was wollen Männer. Mal abgesehen davon, dass die schlauere Frage „Was will ich“ lauten sollte, währe es vermutlich zielführender seinem Partner die Frage direkt zu stellen. Wenn Sie aber schon unbedingt googeln müssen, dann beschränken sie sich auf einzelne Wörter und lesen Sie nur die Vorschau der Treffer. Das reicht.
Wenn Sie zum Beispiel „Mann“ googlen:
- Männer produzieren Spermien, mit denen Eizellen befruchtet werden können. (Wikipedia)
- Männer. Sie sind ein Mysterium. (Wunderweib – wie auch immer die es bei einem so allgemeinen Suchbegriff auf Platz 2 geschafft haben)
- Sie fragen nie nach dem Weg, murren auf dem Beifahrersitz und ihr Kleiderschrank befindet sich im besten Falle auf ihrem Lieblingssessel: Männer (Cosmopolitan)
Wenn Sie mich fragen….mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen.
Der Fairness halber, google ich auch „Frau“ für Sie:
- Frau steht für: Frau, fachsprachlich Femina, weiblicher erwachsener Mensch (Wikipedia)
- Haben Männer andere Gefühle als Frauen? Denken die Geschlechter unterschiedlich? (GEO)
- Weiblichkeit und Frausein, diese Worte rufen automatisch Stereotype hervor. (Der Weser-Kurier auf Platz drei? Bitte. Ist so)
Alles gesagt, oder? Der Mann produziert Spermien, die Frau ist ein weiblicher, erwachsener Mensch, der Sterotype hervorrufen kann, aber wenigstens nach dem Weg fragt. Männer und Frauen fühlen und denken anderes und Männer sind für Frauen ein Mysterium. Wenn Sie das andere Geschlecht verstehen wollen, dann hilft Ihnen Google nicht weiter. Wenn Sie mich fragen hilft Ihnen das andere Geschlecht allerdings auch nicht weiter, wenn Sie es verstehen wollen. Angesichts der beginnenden Altersweisheit, die meine Freunde als Klugscheißerei bezeichnen, behaupte ich, dass die einzige Hilfe ist, sich selbst zu verstehen.
Etwas woran ich im Moment zugegebenermaßen allerdings selbst scheitere. Vor ein paar Tagen bin ich aus Italien zurück nach München gekommen und befinde mich aktuell in dem wohl schönsten Spätsommer den man sich vorstellen kann. Ich genieße ihn in vollen Zügen, bin gestern stundenlang durch den Wald spaziert und konnte mich an den herbstlichen Farben der letzten Blüten gar nicht satt sehen. Trotzdem sitze ich am Abend auf der Terrasse meines Lieblingsitalieners und treibe meinen Lieblingskellner in den Wahnsinn. Ob es denn wirklich so schwer sei, Acciughe auf die Speisekarte zu setzen, möchte ich von ihm wissen. Er hat mir bereits dreimal bestätigt, dass es schwierig ist, ich aber will es ihm immer noch nicht glauben. Anstatt mich über die warmen Temperaturen, den hervorragenden Rosé und die nette Begleitung zu freuen, traure ich den Acciughe der letzten Wochen hinterher. Das verstehe wer will. Man kann sich einen Abend auch selbst vermiesen. Das weiß ich und weil ich es weiß, werde ich noch sturer und frage ob man den nicht vielleicht nächste Woche….es reicht ja an einem Abend…die Karte vielleicht erweitern könne. Mein Lieblingskellner holt sich selbst ein Glas Rosé und setzt sich zu mir. Lässt sich von den letzten zwei Wochen an der ligurischen Küste erzählen und lächelt, als ich ihm erzähle wie schön ich es fand, dass dort zwischen Genua und Savona nicht ein einziges Wort Deutsch zu hören war. Dann fragt er mich nach ein paar Minuten Stille, welche Stadt für mich die schönste der Welt sei. Auf welche ich nie verzichten könne. München, sage ich ohne nachzudenken und sein Lächeln wird breiter. Meines auch. Acciughe gibt es Ende Oktober wieder. Jetzt beginnt der Spätsommer-Frühherbst in München und der ist wunderschön. So schön, dass es idiotisch ist, wo anders sein zu wollen. Wenn man schon das Glück hat, sich an zwei Orten so rundum wohl zu fühlen, dann sollte man sie auch beide genießen – jeden zu seiner Zeit.
Mein Lieblingskellner ist übrigens nicht nur eine, nicht nach dem Weg fragende und Spermien produzierende Spezies. Er ist ein sehr, sehr kluger Vertreter seines Geschlechtes. Sollte er sich das denn jemals nicht sicher sein, werde ich ihm den Link zu diesem Beitrag schicken. Und er ihn vermutlich mir, wenn ich ihn das nächste Mal mit Acciughe nervern solle.
Der Fehler liegt in der Wahl der Suchmaschine. DuckDuckGo liefert dazu weit bessere Ergebnisse:
Mann: FRISCHE, QUALITÄT und GENUSS werden bereits seit 150 Jahren in der Bäckerei Der Mann gross geschrieben. Der Mix aus traditioneller Backkunst, erlesenen Rohstoffen und Zutaten sowie der Einsatz moderner Technik lässt bei Der Mann Backwaren in höchster Qualität entstehen.
Frau: Lernen Sie die Übersetzung für ‚Frau‘ in LEOs Italienisch ⇔ Deutsch Wörterbuch. Mit Flexionstabellen der verschiedenen Fälle und Zeiten Aussprache und relevante Diskussionen Kostenloser Vokabeltrainer.
Gibt doch weit mehr her, als das platte Google, oder ? Und Sie könnten, bei Bedarf, den Beweis in Form meines Kommentars zukünftig ganz einfach verlinken.
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Wunderbar! Die Ente werde ich das nächste Mal unbedingt auch befragen. Die Ergebnisse gefallen mir besser😉
Danke für den Tipp
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Schmunzel … herrliche Worte 👍
Herzliche Grüße vom Lu
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🙂liebe Grüße
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🎶🎵🎶🎵🎶🐦
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Vielleicht kann man die Welten auch gar nicht mischen und der kluge Mann wusste, dass Acciughe in München niemals das gleiche gewesen wäre. 😉
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Ach ja….. und Lebensweisheiten lassen sich schlecht verlinken, glaube ich.😁
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Da kann ich dir nicht widersprechen. Das ist wie mit dem Wein, der im Urlaub auch immer viel besser schmeckt.😊
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Eine Suchmaschine ist ja eh das unnützeste Graffel, das man sich nur vorstellen kann. Suchen und nix G’scheites finden können die meisten auch allein. 😉
Nebenbei habe ich grad ein leichtes Verständnisproblem. Was sollen die Acciughe auf der Speisekarte? Die gehören doch auf den Teller! 😀
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Da hast du recht, das schaffen wir alleine auch ganz gut😉
Von der Speisekarte auf den Teller hätte ich dann alleine geschafft. Notfalls auch von der Küche auf meinen Teller!
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Ja, der gute Draht zur Küche ist hier essentiell. Denn dort gibt’s oft so einiges, von dem die Speisekarte keine Ahnung hat. 😉
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irgendwo zwischen deinen kleinen zeilen steckt ein ganz großes gefühl, das mir gänsehaut vom nacken bis zur ferse hat laufen lassen. mal wieder ❤
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:-*
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„Der Mann produziert Spermien, die Frau ist ein weiblicher, erwachsener Mensch, der Sterotype hervorrufen kann, aber wenigstens nach dem Weg fragt.“ I love this!!
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🙂 ich auch 😉
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