Corona Home Office VII

Es gab Zeiten, da wusste ich, dass das Klingeln meines Telefons einen Anruf von Familie oder Freunde bedeutet. Manchmal auch eine dämliche Umfrage. Zu 99% aber hörte ich nach dem Abheben eine Stimme die mir bekannt war. Gute alte Zeit. Im Moment versetzt mich das Klingeln des Telefons in Panik – ich weiß nämlich nicht mehr, wen der Anrufer zu hören erwartet, weil ich es die letzten Wochen, Monate und Jahre versäumt habe, all die Nummern von Zetteln und in E-Mails auch in meinem Telefon abzuspeichern. Bis her war es einfach. Familie und Freunde, riefen abends an. Kollegen am Firmenapparat und wer die Autorin sprechen wollte, tagsüber am Handy. Heute wo fast jeder zu Hause ist, weiß ich überhaupt nicht mehr, wen der Anrufer gerade sprechen will. 

a) Mitzi, mit der man verwandt, befreundet oder privat bekannt ist und mit der man ratschen möchte
b) Frau Irsaj, die Kollegin oder Mitarbeiterin aus der Firma, der man eine Frage zu geschlossenen Fonds stellt
c) Mitzi Irsaj, der man eine Lesung absagt oder die man für 2023 (vorbehaltlich) buchen möchte
d) oder die blöde Kuh, die laut Meinung des Anrufers, seinen Tiefgaragen Stellplatz blockiert.

Das macht mich kirre. Nicht nur, dass ich für a) im Moment tagsüber überhaupt keine Zeit habe und auf Anrufe der Kategorie d) grundsätzlich keine Lust habe, vielmehr weiß ich nicht wie ich melden soll. Im echten Leben nutze ich ja den Namen der in meiner Geburtsurkunde steht und der sich vom Künstlernamen auf der Rückseite meines Ausweises unterscheidet. Melde ich mich mit „Mitzi Irsaj“ legen die Kollegen – seit mein Firmenanschluss auf das Handy umgeleitet wurde – nach einem knappen „Tschuldigung verwählt“ einfach wieder auf. Melde ich mich mit meinem Geburtsnamen geschieht gleiches mit Buchhandlungen, die mein Mitzi-Ich sprechen wollten. Ok, das sind nicht viele, dafür aber umso wichtiger, wenn sie anrufen.

Ich melde mich seit heute 10:00 Uhr mit einem immer passenden: „Grüß Gott, schön Sie zu hören“, und tue so als wüsste ich genau zu wem die nicht eingespeicherte Nummer gehört. Klappt super.

Anrufer der Kategorie a) fangen schallend zu lachen an
Kategorie b) erkundigt sich, ob wir uns seit neustem so melden und fordern einen Namen und die Nennung der Firma bei der ich angestellt bin
Kategorie c) legt gleich wieder auf und
Kategorie d) brüllt ins Telefon, dass ich dieses Drecksauto wegfahren soll und legt auf.

P.S. Es ist nicht mein Auto, aber mein Nachbar Paul glaubt mir nicht mehr. 

 

 

18 Gedanken zu “Corona Home Office VII

  1. Aber Signore, isch abe doch gar kein Auto…..

    Du spielst aber als Halbitalienerin oder italophile nicht auf diesen TV Spot an, oder? 🤗

    Schade, dass Nachbar d) auflegt bevor Du ihm den Satz ins Ohr hauchen kannst.

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  2. Das Problem hab ich quasi schon seit vor Home Office. Zwar immer der gleiche Name, aber durch wechselnde Auftraggeber eben verschiedene Firmennamen. Ich kann zudem Stimmen am Telefon schwer erkennen.
    Ich erkläre das Chaos dann immer ausführlich und das Gegenüber ist froh wenn wir endlich zum Thema kommen können. 😉
    Schönen Feierabend liebe Mitzi!

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      1. Danke, dir. Nur am Beantworten der Kommentare muss ich noch arbeiten. Ich telefoniere im Moment so viel wie nie zuvor. Es macht mir Spaß und wenn ich eines nicht habe, dann ist es Langeweile. Zum Glück, denn ich hoffe, dass mich der Lagerkoller nicht ereilt. Erst mal darin, würde ich mich schwer tun wieder raus zu kommen.
        Ich gewöhne mich langsam an die Videoanrufe. Etwas was ich vor zwei Wochen noch strikt abgelehnt hätte. Vor einer Lesung schrecke ich gerade noch zurück – ohne zu wissen warum. Kollegen machen es bereits und ich finde es eigentlich großartig. Gib mir noch eine Woche 😉

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  3. und wieder mal musste ich herzlich lachen. danke wie immer dafür meine liebe! ja, das sind die kleinen herausforderungen in diesen zeiten. ich handhabe das ja seit je her so: kenne ich die nummer nicht, hebe ich nicht ab. ruft sie nie wieder an, war es bestimmt nicht wichtig. ruft sie wiederholt an, hinterlässt aber auf keine andere art eine nachricht, ist es mit sicherheit ein call center o.Ä. ist es wichtig und will die person mich sprechen, werde ich früher oder später eine nachricht per sms, whatsapp oder mobilbox erhalten und rufe zurück O:-)

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    1. In etwa so handhabe ich es auch. Privat. Weil ich aber die eine oder andere Anfrage als Mitzi nicht verpassen will und in der Agentur so viele anrufe, gehe ich mittlerweile doch immer brav ans Telefon. Zum Glück halten sich die Callcenter in Grenzen.

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      1. das ist total nachvollziehbar. ja diese zeiten in denen sich vieles vermischt, da lässt sich privat halt von dem einen oder anderen auch nicht mehr trennen. so lang dabei dann ein text für uns raus schaut, soll es für was gut gewesen sein 🙂

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      2. Wenigstens das ist einer der Vorteile – ich habe mehr Zeit zum Schreiben.
        Am Lesen arbeite ich noch. Aber so wie es aussieht, wird mir auch die geschenkt werden. Zwangsoptimismus.

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      3. dass du mehr zeit zum schreiben hast ist sehr erfreulich für deine leser. und ja, meistens klappt das mit dem zwangsoptimismus eh ganz gut. hin und wieder auch nicht. aber das ist auch total okay.

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