Bitte, Mitz – das Bitte leicht gedehnt ausgesprochen

Es gibt zwei Worte, die kann ich auf den Tod nicht ausstehen. „Bitte“ und „Mitz“. Also „bitte“ mag ich schon. Ich mag es, wenn mich jemand um etwas bittet und es nicht fordert und ich füge ein „bitte“ in unzähligen meiner gesprochenen und geschriebenen Sätze ein. Das Wort an sich ist absolut ok und sollte viel öfter ausgesprochen werden.  Mit „Mitz“ kann ich auch gut leben. Es gibt Situationen in denen der eigene Name von anderen ohne das verniedlichende „i“ genutzt werden darf. Sogar muss, wenn die Zeit für einen weiteren Buchstaben fehlt. „Mitz, halt!“ zum Beispiel, ist absolut in Ordnung, wenn der, der es sagt, mich davon abhalten will, mir ein Stück Erdbeerkuchen mit Wespe darauf, in den Mund zu schieben. Oder „Mitz, rechts!“ wenn ich die Richtungen im Auto sitzend wieder mal verwechsle. Aber „Bitte, Mitz…“, mit offenem Ende und einem leicht gedehnten „Bitte“, das geht gar nicht. Hier kommt es auf die Betonung an. Höre ich das gedehnte „Bitte“, dann weiß ich das die Übersetzung: „Ach komm….niemals, Mitz“ lautet. 

Bitte, Mitz….sagte einer meiner Freunde gestern Abend und legte mir im vorbei gehen, gönnerhaft die Hand auf die Schulter. Ach komm….niemals, meinte er und lächelte mich sanft und nachsichtig an. In etwa so wie man ein Kind anlächelt, wenn es wieder und wieder den gleichen Fehler macht und zugleich stur und bockig darauf besteht, recht zu haben. Ich hätte es meinem Freund nur zu gerne übel genommen. Das blöde, sanfte Lächeln und die dämlich, beschwichtigende Hand auf meiner Schulter. Konnte ich aber nicht. Nicht nach den Erfahrungen, die meine Freunde in den letzten zwanzig Jahren mit mir gemacht haben. Wer, wie ich, Erlangen und Erfurt nicht nur konsequent verwechselt, sondern sich auch beim Tippen dieses Textes bei Google versichert, dass Erlangen in Mittelfranken ranken und Franken tatsächlich in Bayern liegt, der darf sich über mildes Lächeln nicht wundern. Zu oft schon hab ich Freunde und Familie mit meinen schlechten Geografiekenntnissen irritiert. Meine Defizite sind weder charmant noch kann man über sie hinweg sehen – sie sind einfach nur peinlich. Mir blieb nur, ebenso blöd und sanft zu lächeln und zu wiederholen. Doch, ja ich bin mir sicher, ich darf in XY an einem wirklich schönen Ort aus meinem Buch lesen. Auch als man mir sagte, dass dieser wirklich schöne Ort sich knapp 700 Kilometer von meinem Wohnort entfernt befinden würde, nickte ich nur und wiederholte. Jahaaaaaaa (ein sehr gedehntes Ja), das sei mir schon klar, aber ich dürfe da hin. 

Sauer wurde ich erst, als man mich fragte, warum. Er meinte es nicht böse, war nur – man kann es ihm nicht verübeln – dass ich die Ort wieder einmal hoffnungslos durcheinander brachte. Ich war trotzdem beleidigt. Ja, warum denn nicht? Gibt es außerhalb Münchens denn keine Nachbarn, keinen öffentlichen Nahverkehr und keine süßschmerzhafte Sehnsucht nach Italien und dem Meer? Doch, die gibt es überall und deshalb darf ich da auch wirklich lesen. Unnötig zu erwähnen, dass ich mich selbst mithilfe des Internets, eines Globus und zweier Atlanten davon überzeugt habe, den Ort auch wirklich nicht zu verwechseln. Is so. Nächstes Jahr darf ich außerhalb Münchens lesen. Auch außerhalb Bayerns. Ich darf über die Donau – den Weißwurschtäquator. Und Ihnen erzähle ich das, damit sie es wissen. Weil Sie doch gefragt haben, ob ich nicht mal woanders bin. Dumm ist jetzt nur, dass ich nicht mehr wirklich weiß, wo sie eigentlich sind. Meistens sind sie ja nur in meinem Reader, wenn sie nicht wie Clara Himmelhoch vor meiner Türe stehen. Verraten Sie es mir doch. Nächstes Jahr könnte es tatsächlich klappen. 

Falls Sie in Grainau bei der Zugspitze (eindeutig Bayern übrigens) wohnen oder im Juni 2020 dort Urlaub machen, dann klappt es ganz sicher. Ich freu mich unglaublich dort am 21.06.2020 zu lesen. 

Lesung – Hotel am Badersee Juni

 

 

 

 

39 Gedanken zu “Bitte, Mitz – das Bitte leicht gedehnt ausgesprochen

  1. Liebe Mitzi,
    das Verwechseln der Orte würde ich nicht so verkniffen sehen.
    Stellen Sie sich vor, einer der Orte, die Sie verwechseln, löst nächstes Jahr Bielefeld ab und existiert nicht mehr. Dann war Ihre Mühe, ihn auswendig zu lernen, völlig vergeblich.
    Ich weiß bis heute nicht, dass Hamudistan zwischen Iran und Persien liegt. Vermutlich werde ich auch nie den Wunsch haben, dort hin zu reisen.
    Gruß Heinrich

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    1. Lieber Heinrich, ich merke mir ja immer die seltsamsten Dinge. Es ist also gut möglich, dass ich künftig genau weiß was zwischen Iran und Persien liegt. Und Erlangen noch immer verwechsle. Aber Sie haben natürlich recht, wer weiß schon welcher Ort Bielefeld ablöst. Ich werde einfach weiter bei Bedarf nachschlagen 😉. Sollte ich mich auf einem Weg zur Lesung vverirren dann kann ich ja immer noch hier nachfragen. Herzliche Grüße

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      1. Oh, liebe Mitzi,
        wenn Sie hier nachfragen, prüfen Sie die Antworten ganz genau!
        Ich will jetzt keine Namen nennen, aber mindesten C… oder B…. traue ich zu, dass die Wegbeschreibung NICHT zur Lesung führt, sondern zu ihnen selbst……..
        Naja, und bei mir muss man schon deshalb vorsichtig sein, weil ich schon etwas trottelig bin und mich sogar im Cyberspace verirre! 😉
        Bleiben Sie also wachsam. 😉
        Gruß Heinrich

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      2. Lieber Heinrich, auch wenn es nicht geplant werde, sollte ich bei dem einen oder anderen Leser landen….das wäre unter Umständen ein noch schönerer Ort um zu stranden. Trottelig sind Sie mal ganz sicher nicht. Sie würden mich womöglich in eine angrenzende Galaxie lotsen, aber – sofern Sie mitkommen und mir den Weg zeigen – auch das wäre ein feines Abenteuer.
        Herzliche Grüße
        Mitzi

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    1. Diese Orte, die auf -ingen enden, kommen ja, glaube ich, eher im Süden vor, da kann das schon einmal passieren. (Wobei mir das mit Göttingen nicht passiert wäre, aber auch nur, weil meine Cousine und eine Großtante da studiert haben.)

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  2. In echt und ehrlich stand diese Clara vor deiner Tür? Ist ja wirklich allerhand, liebe Mitz!!! Und jetzt hat diese Clara den Riesenvorteil, zu sagen, dass sie die große Schriftstellerin, die auch außerhalb von München und Bayern liest, sogar persönlich kennt und an sie nur gute Erinnerungen hat.
    Biiiiiiiiiiiiiiiiiiiite, Mitz – du hast doch hoffentlich ähnliche. *grins*
    Herzlichst Clara

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    1. Zum Glück, liebe Clara, bist du vor meiner Tür gestanden. Wir hätten sonst einige schöne Tage verpasst. Die große Schriftstellerin, bin ich sicher nicht. Aber mit sie auf Tour, das bin ich nächstes Jahr 😉

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  3. ei, wie schön, liebe Mitzi!!! Ob nun auf oder um die Zugspitze herum (herrjeh, wo genau ist sie denn nun 😉 ) … ich lese deine Geschichten und höre eine imaginäre Stimme, alles mal zusammen wäre toll! Ob ich mal Werbung machen sollte, so im südschwarzwälderischen, wobei noch zusammen … ??? och, bitte Mitzi 🙂
    liebe Grüsse
    Ulli

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  4. wie schön ❤ und bei den peinlichen geografiedefiziten fühle ich mit dir! allerdings habe ich im laufe der jahre (nach der schule) festgestellt, dass diese wesentlich mehr menschen teilen als ich mal geglaubt hab ^.^

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  5. In Sachen Geographiedefizite kann ich leider nicht mitreden, aber dafür sind Zahlen absolut nichts meins… inklusive Kopfrechnen. Das kleine Einmaleins, kann ich auch nur weil ich damals gezwungen wurde es auswendig zu lernen…. Weißwurschtäquator? Ich kann nicht mehr xD Dann Herzlichen Glückwunsch und wünsch dir ganz viel Spaß! Ich glaubte ich sollte mal München anvisieren, sollte doch mal möglich sein.

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  6. „Bitte Mitz“ – das kann ich gut verstehen, das geht gar nicht.
    Einzig ein gestöhntes „Bitte Mietz“ mit lang gezogenem iii wäre in Ordnung, beispielsweise wenn eine fremde Katze einem die Krallen in die Oberschenkel schlägt und vor lauter Übermut aus- und einfährt … 😉

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