Wie „ne“?!?

Ob ich wissen würde, was das heißt, fragt er und nimmt mir den Kaffeebecher aus der Hand. Ich schüttle den Kopf. Viel mehr interessiert mich, warum er jetzt meinen Kaffee austrinken würde, wo er vorher noch sagte er will keinen. Vorher stand er unter der Dusche, da wollte er keinen. Jetzt an der S-Bahn schon. Aber zurück zum Geschmiere an der Scheibe, sagt er. Ich könne das doch nicht auf Instagram hochladen, ohne zu wissen was da steht. Wohl, sage ich und stelle mich auf die Zehenspitzen um den Kaffeebecher zurück zu bekommen. Ein Herz ist ein Herz und das ist das schönst heute Morgen hier an der S-Bahn. Ein Herz, in dem womöglich „Schlampe“ steht, gibt er zu bedenken und hält den Becher extra hoch. Das ist albern, sage ich und meine den Kampf um den Kaffee. Allerdings, stimmt er zu und meint das fremdsprachige Herz. 

Später schreibt eine auf Instagram unter das Bild: „Vol im Te?“ und lacht. Ich auch. Kann ja sein. Vielleicht wurde es nachts von einem geschrieben, der einen voll im Tee hatte. Die, die es morgens las, hatte keinen im Tee, die hatte nicht mal Kaffee und die nimmt sich vor die Besitzansprüche zu klären, damit ein für alle mal klar ist, wer das Recht am Kaffee hat. Der, dem der Becher gehört oder die, die den Becher bereits vor acht Monaten aus der Küche geklaut und befüllt hat. Vermutlich ist es egal, denn wenn einer über 1,90 groß ist, dann hat er die besseren Karten, selbst wenn er Unrecht hat. 

Ich liebe dich, schreibt er gegen mittag und ich bin versöhnt. Weil man nach Liebeserklärungen nicht mehr bockig zu sein hat, egal wie unvermittelt und überraschend sie einen treffen. Echt? Fein! Schreibe ich, als hätte ich einen voll im Tee und verdrehe stellvertretend für den Empfänger dieser zwei Worte die Augen. An seiner Stelle würde ich mir diese Entgegnung auf die erstmalige, schriftliche Offenbarung, mehr als übel nehmen. Ne, schreibt er, Sekunden später. Volim te, das würde „ich liebe dich“ bedeuten. Dazu den Smiley der die Augen verdreht. Ich kann es ihm nicht übel nehmen. Wohl aber das „Ne“ und deshalb antworte ich erst mal nicht. Zwei Minuten lang. Dann frage ich nach, wie ich das „ne“ jetzt bitte verstehen soll. 

Vier Stunden später antwortet er. Dass dieser WhatsApp Dialog an Dämlichkeit nicht zu überbieten sei und wir, da wir es schaffen würden uns mit unter fünfzehn Worten Misszuverstehen eindeutig ein Liebespaar sein. Und für´s Protokoll… ja echt und ja, das ist fein.  

Bekomme ich den Kaffeebecher zurück, frage ich und kann noch „NEIN!“ lesen, bevor mein Akku leer ist. 

Übrigens….kroatisch.

21 Gedanken zu “Wie „ne“?!?

  1. Liebe Mitzi!

    Sie habens gut. So unvermittelt würde ich auch gerne mal eine Liebeserklärung per Whats App kriegen. 🙂 Den Tee habe ich mir schon hingestellt, voll ist der Becher auch. Ich lese einfach weiter fleißig Ihre wunderbaren Liebesgeschichten mit, das scheint mir die beste Anleitung zu sein, um zum Erfolg zu kommen. 🙂
    Genießen Sie die Schmetterlinge …

    Herzliche Grüße
    Mallybeau

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    1. Liebe Mallybeau, Sie kennen mich ja nun schon eine Weile und ahnen, dass ich mich als Ratgeber nur schlecht eigne. Vielleicht aber dafür, wenig zu erwarten und dann doch etwas sehr schönes in Händen zu halten. Außer dem Kaffee, der wurde mir ja geklaut.

      Liebe Grüße auf die Alm

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  2. „Volim te“ Ich wäre nie auf kroatisch „Ich liebe dich gekommen, habs aber überprüft. Missverständnisse durch WhatsApp sind quasi systeminhärent. Da ist ein Zeigefinger auf der Fenstrescheibe zuverlässiger, weil die gemeinte Person vermutlich in der Nähe ist. Daumen hoch für deine Beziehung zum Kaffeedieb, liebe Mitzi, und natürlich für diesen hübschen Text.

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    1. Guten Morgen, lieber Jules. Ich hatte es zuvor auch noch nicht bewusst gehört, war aber froh, dass ein schöner Satz in diesem Herz stand. Missverständnisse sind auf diesem kurzen, schriftlichem Weg vorprogrammiert und lassen sich nur mit Humor nehmen.
      Danke dir, Jules. Ein schönes Wochenende

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  3. ich hätte dir sagen können was es bedeutet und es hat mich direkt auf instagram erfreut, schön, dass du es gepostet hast 🙂
    manchmal helfen verwirrungen von außen auch, um inneren status zu klären – wie schön für dich und euch!

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  4. Servus Mitzi!

    Neilich hob i d’Moosederin in da Waschküch droffa,
    ois‘ grood a boor Schürzn in d’Maschiin eine do hood.
    „Des is scho a Greiz, des mied da Liab.
    De Liebe is hoid a rebellischa Vogl. Do konnst no so
    vui Heazal ans Fensta hiimoin…“, hoods gmoand.
    Do hoods ja scho iagndwia recht, hob i mia dengd..;-)

    Zum eastn Advent a melodischs Liadl aus de Achzga füa di,
    des i gean in da staadn Zeit ohea..:-)
    … 🎶 https://picosong.com/wj6p7/ 🎶 …
    Iagndwanna klopf ma hoid olle an da himmlischn Düa.
    (Aussa ma wead vom Deife ghoid..;-D

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    1. Da Deife deaf gern no a weng warten oda a ganz weg bleim. Da Himme a….erst spada dann, gfrei ma uns drauf.
      Des Liadl mog i.
      Dank ´da recht schee und an liabn Gruaß an ´d Moosederin.

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    1. Das sagst du so einfach ;). Dann schleiche ich mich in die tiefen des Adminbereiches und suche was ich da alles kann. Es ist mir immer noch unheimlich, dass ich den Kommentierenden dort tatsächlich Worte in den Mund legen kann oder ihnen den glatt verbieten könnte. Was ich natürlich nicht mache. So…dann schau ich mal 🙂

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  5. Ne ist griechisch und heißt „Ja.“
    Wollte doch auch mal mit freilich rudimentären Fremdsprachenkenntnissen angeben. Immer wieder nett, auch in alten Beiträgen rumzukramen…
    Kaffeebecherdiebstahl wird viel zu selten und viel zu lasch geahndet, obwohl der Mundraubparagraph ja abgeschafft wurde. Aber ich hätte da ein paar Ideen, auch gegen später am Tag… Es gibt ja noch mehr als nur schnöden Kaffee, und Situationen, in denen der Große seine Länge nicht einfach ausspielen kann.

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    1. Eines der 10 griechischen Worte die ich kenne. Dann hört es aber schon auf.
      Kaffeebecherdiebstahl….hier ist eine Kasse viel wichtiger als alberne Fluchkassen, die es in manchen Büros gibt.

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