Oh, Ostern – es wäre ein schöner Artikel geworden.

Eigentlich hätten Sie heute von mir einen besonders schönen Artikel über Ostern erhalten. Über das faszinierende Frühlingserwachen auf meinem Balkon zum Beispiel. Oder über das Wunder der Auferstehung und die Schönheit einer Osternachts-Messe in einer katholischen Kirche. Ich bin sicher, das hätte Ihnen gefallen. Auch über mein Patenkind mit dem ich Eier färbte, hätte ich Ihnen gerne berichtet. Der Kleine war so herzallerliebst als er die hartgekochten Eier mit Schwung in die stark färbende Flüssigkeit schmetterte. Und auch danach, als wir kuschelten und er mir zärtlich mehrmals ins Gesicht nieste. Sie können sich sicher sein, dass ich es so verpackt hätte, dass man die Zuneigung zu diesem Kind überdeutlich heraus gelesen hätte. Leider wird daraus nichts. Auf meiner To-do-Liste stehen noch zu viele Punkte die ich vor dem Osterartikel abarbeiten muss. 

  1. Fenster putzen
    Frau Obst kann kaum noch in meine Küche sehen.
  2. Paul anrufen
    Ich muss ihn fragen ob er den Wein, den er vor meine Tür gestellt hat loswerden wollte. Falls ja, schmunzle ich. Falls nein, und er so eine Plörre ernsthaft trinkt, irritiert es mich.
  3. Wäsche waschen
    Ich muss Ihnen nicht erklären warum man das ab und an tun sollte
  4. Jules & Christophrox & Paleica
    Die stehen da schon eine Weile und mir fällt partout nicht mehr ein, was ich von ihnen wollte oder was ich meine ihnen zu schulden. Ich werde also nach einer unverfänglichen Formulierung suchen um es in Erfahrung zu bringen.
  5. Einkaufen
    Das ist schon mal missglückt. Heute ist Feiertag und der Kühlschrank ist leer. Vielleicht habe ich Christophrox notiert um ihn zu fragen ob er mich zum Essen einlädt. Ich glaube nicht, dass es das war.
  6. A zum Geburtstag gratulieren
    Sie entschuldigen mich, das muss ich gleich machen!
  7. Worttrennungen und Kommata prüfen
    Haha! Gerade ich…das kann ich getrost streichen
  8. Christbaumstämme zum Wertstoffhof bringen.
  9. 10 Kilo abnehmen
    Möglicherweise hören Sie länger nicht von mir.
  10. Vorhänge für das Küchenfenster
    Dann kann ich auch Punkt 1 streichen.

Wirklich am Herzen liegt mir aber eines. Das klärende Gespräch mit fünf engen Freunden, die sich seit der Veröffentlichung meiner Einpark-Erzählung damit beschäftigen, Anekdoten über meinen Fahrstil auszutauschen. Seit vorgestern gibt es eine Facebook Gruppe „Mitzi am Steuer – Ungeheuer!“. Ich kann darüber nicht lachen.

Weder über die SMS aus Italien mit dem Text „Na, du super Autofahrerin“ noch über das mir zur Verfügung gestellte Fotomaterial der 90iger Jahre auf welchem man mich heulend hinter dem Steuer sitzen sieht (die Parklücke war extrem eng). Ich amüsierte mich auch nicht über das gestrige Treffen von vier der fünf Freunden, welches sie zum Anlass nahmen sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. Jeder musste einer Erzählung zum Besten geben, die unter dem Motto „Als ich neben Mitzi im Auto saß und Angst hatte.“ Wenn ich den Berichten glauben darf, gewann der dämlichste meiner Freunde mit der Schilderung meines Blackouts am Stachus. Der Preis müsste an mich gehen. Ich war es, die drei sturzbetrunkene Männer nach Hause fahren musste. Und ich bekam auf die Frage in welche Richtung ich fahren müsse ein gelalltes Dreistimmiges „links“ – „rechts“ – „geradeaus“. Da würden sie auch die Nerven verlieren und versehentlich halblinks auf die Trambahngleise einbiegen. Und ich war dabei noch sehr ruhig. Das ich panisch und kraftvoll immer wieder auf die Hupe einschlug lag nur daran, dass mir eine Trambahn entgegen kam, ich mit dem Reifen aber auf dem Grünstreifen feststeckte und mich bemerkbar machen wollte. ICH hatte Angst. Die Suffköpfe haben doch fast alles verschlafen.

Vielleicht war an den Geschichten etwas dran. Ich wunderte mich früher oft, wo andere Autos plötzlich herkamen, bog versehentlich in Einbahnstraßen ein und überfuhr beim Einstellen des Radiosenders eine rote Ampel. Lappalien!  Wirklichen Grund zur Sorge hatte nur einer und der wohnt schon lange in Italien. Der würde mir nie vorhalten, dass ich seinen VW beidseitig zerkratzt habe. Im Gegenteil, der bewunderte mich sogar, weil er es dafür für ausgeschlossen hielt, dass man in einer kleinen Italienischen Hofeinfahrt an beiden Seiten zugleich hängen bleiben kann. Und der nahm es mir auch nicht übel, dass ich mit Trennung drohte, wenn er nicht sofort rauskäme und das saublöde Auto einparken würde.

Ich schreib hier gar nichts mehr, wenn alles gegen einen verwendet wird.

Heute nicht mehr. Morgen bin ich nicht mehr beleidigt, dann geht es wieder.

Heute backe ich nur Osterlämmer. Über die hätte ich Ihnen auch etwas schönes erzählen können. Dass es nicht dazu kommt, ist die Schuld von fünf Freunden, die sich noch immer amüsieren. Gerade hat wieder einer etwas bei Facebook gepostet. Die alte Karamelle erspare ich Ihnen. Die kleine Delle am Strohkasten hinter dem Giesinger Bahnhof ist allerdings tatsächlich von mir. Schuld war aber ein Eichhörnchen.

 

23 Gedanken zu “Oh, Ostern – es wäre ein schöner Artikel geworden.

  1. Liebe Mitzi,
    ich glaube Ihnen aufs Wort!
    Diese Eichhörnchen sehen so harmlos und niedlich aus, haben es aber faustdick hinter den Ohren!
    Sie sind zum Teil undercover unterwegs, um Unheil anzurichten, aber auch ganz offen und unverschämt locken Sie Autofahrerinnen gegen Strohkästen (manchmal sogar Stromkästen!)
    Ich überlege schon seit einiger Zeit, eine Selbsthilfegruppen zu gründen, wie man sich gegen die Machenschaften der Eichhörnchen wappnen kann.
    Ich vermute stark, dass ich keine Ostereier gefunden habe, liegt nicht nur daran, dass es noch nicht Ostern ist, sondern in erster Linie hatten die Eichhörnchen ihre Finger im Spiel.

    Die sammeln ja alles, was nicht niet und nagelfest ist!
    So betrachtet, vermisse ich Ihren Osterartikel gar nicht, also den, den Sie eigentlich schreiben wollten. Der aktuelle Artikel ist VIEL schöner! 😉
    Gruß Heinrich

    P.S. muss mich noch entschuldigen: Das mit der amerikanischen Studie habe ich wohl verwechselt, das ist nun aber auch nicht mehr wichtig, wo das Thema Parklücke diese „Wendung“ genommen hat.

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    1. Lieber Heinrich, ich bin sehr froh, dass sie mich in meinem Misstrauen gegenüber Eichhörnchen bestätigen. Seit ich „Chucky die Mörderpuppe“ gesehen habe, traue ich allem was auf dem ersten Blick niedlich ist, nicht mehr.
      Rückblickend glaube ich, dass eines der kleinen Monster mich an besagtem Tag hinterrücks angefallen hat. Aber das glaubt einem ja keiner, wenn man es erzählt.
      Geben Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie einmal in München sind. Ich werde das Auto dann in der Garage lassen und so für Ihre Sicherheit sorgen 😉

      Ich hoffe, dass ihnen die kleinen Biester ein paar Schokoeier übrig gelassen haben.

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  2. Du schreibst, in der Facebookgruppe „Mitzi am Steuer – Ungeheuer!“ hätten sich „fünf enge Freunde“ zusammengefunden. Es muss dann wohl an Facebook liegen, wenn Freunde sich wie eine Ansammlung von Pappnasen verhalten.
    Warum du mich auf einem Zettel hast, weiß ich leider nicht, liebe Mitzi. Ich wünsche dir jedenfalls schöne Ostertage!

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  3. Liebe Mitzi! Wieder einmal habe ich mich im Geiste schepp gelacht, als ich deinen lustigen Artikel gelesen habe! So gut kann ich nachvollziehen, warum Du das schreibst… Denn eigentlich sind ja immer die anderen, das Auto, die Einfahrten oder die Straße schuld! Ähnlich ist mir das gestern ergangen, als ich einen altersschwachen Buggy durch die Vulkanlandschaft von Fuerteventura im wahrsten Sinne bugsiert haben, selbstverständlich unter Einbeziehung der Tatsachen, dass die Bremsen bereits altersschwach waren und die Reifen auf dem Geröll ab einem gewissen Winkel völlig selbstständig nach unten rutschen… Klar, dass ich trotzdem lahm wie ein Schnecke hinter den anderen hergurkte und es mir gelang, ein Fahrzeug abzuwürgen, bei dem das eigentlich gar nicht geht… Aber das bleibt unter uns… Meine Leser habe ich lieber mit einem Artikel über Schminke unterhalten, die bleibt wenigstens an der Oberfläche! Dir wünsche ich wunderschöne Ostern und sicher wirst Du neben Deinen ausgezeichneten literarischen Fähigkeiten ob Deiner Osterlämmer von allen gelobt werden! Alles Liebe, Nessy

    http://www.salutarystyle.com

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    1. Liebe Nessy, ich verrate niemanden vom Buggy. Und ich beglückwünsche dich ganz leise, weil du mit diesem Ding überhaupt zu recht gekommen bist. Autofahren kann jeder. Ein solches Gefährt durch das Geröll zu bekommen….eine Kunst 🙂
      Zur Entspannung werde ich später noch einemmal auf deinem Blog vorbei schauen. Nach einem Familientag, den ich sehr genossen habe, ist ein typisches Frauenthema genau richtig.
      Genieß die Zeit auf Fuerteventura und komm erholt und gesund zurück.
      Liebe Grüße

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  4. Punkt 9: 10 Kilo abnehmen.
    Die Frage, wem Du die zehn Kilo abnehmen möchtest,kann doch nicht so vile Zeit in Anspruch nehmen, dass wir lange nichts mehr von Dir hören/lesen.
    Eine Antwort wäre:
    Notfalls dem Kartoffelhändler.

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  5. sollte dir zu punkt 4 wieder etwas einfallen, melde dich gern 🙂
    ansonsten bin ich mal mit meinem ersten auto in eine baustelle reingefahren und hatte den ganzen weg sorge, da wieder rauszukommen. „frisch asphaltiert“. tja, gehört dazu 🙂

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  6. Ich bild mir wirklich ein, da ich es zeitweise auch (und das u.a. im Allgäuer Winter, nicht etwa auf des Deutschen liebster Kampfbahn, der Autobahn) intensiv beruflich zu nutzen hatte, dass ich einigermaßen autofahren kann. Aber auch (Achtung, längst veralteter Begriff!) als Autler passieren einem die dümmsten Fehler, beispielsweise begegnet man mit seinem privaten VW-Bus einem ebensolchen auf einer engen Bergstraße – beide Spiegel weg, schnell geklärte Schuld- und Kostenfrage: jeder den Seinen. Oder steht, ganz schlau, eng an einer Hauswand auf Eis… na, das Auto ist auch zerkratzt gewesen. Und so weiter!

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